Gevelsberg/Wetter. Die neuen Azubis der Sparkasse Gevelsberg-Wetter lernen plötzlich auch ganz andere Dinge als ihre Vorgänger. Eine Ausbildung in der Pandemie.

Ausbildung in Zeiten von Corona ist eine besondere Herausforderung – für den Arbeitgeber, aber natürlich auch für die jungen Leute, die ihre ersten Schritte ins Berufsleben machen. Genau diese Erfahrungen machen die sieben neuen Azubis der Sparkasse Gevelsberg-Wetter und ebenfalls die Verantwortlichen in dem Kreditinstitut.

Fest steht bereits jetzt: So wie Umut Avsar wird in Corona-Zeiten keiner mehr seinen ersten Arbeitgeber finden: „Ich war mit meiner Klasse auf der Ausbildungsmesse. Der Stand der Sparkassen war größer und bunter als bei anderen Unternehmen. Das hat mich angesprochen. Dann habe ich meine Bewerbung abgegeben.“ Diese Orientierungshilfen für den Weg in den Beruf gibt es derzeit nicht mehr. Auge in Auge-Gespräche auf Ausbildungsmessen finden heute über den Computer-Bildschirm statt. Und so freut sich Thomas Biermann, Vorstandvorsitzender des heimischen Geldinstituts, dass seine neuen Auszubildenden für ihn als Arbeitgeber Werbung machen.

Auch interessant

Los ging die Ausbildung – das ist trotz Corona geblieben – mit der Verteilung der „Berufskleidung“. Rote Tücher für die Mädels – rote Krawatten für die Jungs. Was dazu passt, suchen sie selbst aus. Daniel Blanck hat kein Problem, einen Anzug zu tragen: „Ich habe früher Hip-Hop getanzt. Da musste ich für einen Wettbewerb einen Anzug tragen. Darauf war ich so stolz, dass ich ihn auch in der Schule angezogen habe.“ Pelin Ercosman hat bei sich beobachtet, dass „ich auch privat häufiger zur weißen Bluse greife.“ Kleidung sei nun einmal ein Zeichen des Respekts vor dem Kunden.

Kunden haben viel Verständnis

Bevor sie den vor sich hatten, ging es aber erst einmal um Theorie. „Sicherheit zuerst“, heißt die Parole bei der Sparkasse. Das bedeutet: Sicheres Umgehen mit den Daten der Kunden und das Verhalten zum Beispiel bei Banküberfällen. Und da hat sich bei den Vorschriften einiges geändert. „163 Jahre musste Alarm geschlagen werden, wenn ein Maskierter den Kassenraum betreten hat. Jetzt ist es umgekehrt“, sagt Sparkassen-Chef Biermann und schmuzelt.

Doch dann ging es für alle überraschend schnell in die Praxis. „Nach einem Monat können wir schon relativ selbstständig arbeiten“, berichtet Anna Kurz. Ihre Kollegin Diana Kotlar stimmt zu: „Zuerst habe ich immer einen Kollegen zum Kunden begleitet. Nach zwei Wochen habe ich aber bereits Daueraufträge selbst eingegeben.“

Auch interessant

Und auch eins haben die neuen Auszubildenden gelernt: Kunden sind nette Menschen und suchen trotz aller Möglichkeiten des Online-Bankings immer noch gern den persönlichen Kontakt. Und: Sie haben Verständnis mit Berufsanfängern, so Jan Philipp Meißner: „Ich vergleiche es immer mit der Rücksicht, die die Menschen haben, wenn sie das Fahrschulzeichen an einem Auto sehen.“ Keiner nehme es übel, wenn ein Berufsanfänger bei einem gestandenen Kollegen nachfragen muss.

Diese Freundlichkeit werde auch zurückgegeben. Ein größeres Kompliment kann Diana Kotlar ihren Kollegen gar nicht machen: „Ich war schon im Alter von sechs Jahren Kundin der Sparkasse und die Mitarbeiter haben mich immer freundlich behandelt. Selbst, wenn ich einmal eine falsche Pin-Nummer eingegeben habe.“ Auch ein Grund, sich für diesen Beruf zu entscheiden. Ihren Freunden und Bekannten könne sie diesen Schritt nur empfehlen.

Viele gehen bald in Rente

Darüber freuen Ausbildungsleiterin Andrea Siggel und Vorstandsvorsitzender Thomas Biermann. „Wir wollen auch im kommenden Jahr sieben Auszubildende – also zwei mehr als der Durchschnitt – einstellen,“ sagt Biermann. Die Chancen für Bewerber, eine Ausbildung zu bekommen, seien größer geworden: „Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen jetzt die Altersgrenze, mit der sie in den Ruhestand gehen können.“