Schwelm. Auch wenn das Schwelmer Heimatfest abgesagt wurde: Gefeiert wurde trotzdem: mit einem geheimen Festumzug. Hier gibt es viele Bilder.

„Wir wollen uns unser Heimatfest nicht gänzlich nehmen lassen“, begrüßte Christiane Sartor die Gäste in ihrem kleinen Garten. Dort hatten sich am Freitag Vertreter der 13 Schwelmer Nachbarschaften versammelt. Pünktlich um 17 Uhr waren die 13 Böllerschüsse, die sonst das Heimatfest eröffnen, auch auf den südlichen Höhen Schwelms zu hören und die Stimmung wurde ein wenig sentimental. Der Paukenschlag erwartete die Schwelmer dafür am Sonntag: mit einem kleinen, inoffiziellen Heimatfestzug.

Wie immer erklangen am Heimatfestsonntag um Punkt 13 Uhr die Sirenen in ganz Schwelm. In jedem Jahr signalisieren sie, dass sich der Festzug in Bewegung setzt. Und es gab tatsächlich einen kleinen, symbolischen und streng geheim gehaltenen Heimatfestzug, bei dem jede der 13 Nachbarschaften mit einem geschmückten Bollerwagen und ihrer Standarte dabei war. Es war ein einzigartiges historisches Ereignis, denn erstmalig in der Geschichte des Schwelmer Heimatfestes hatten die Nachbarschaften gemeinsam die Wagen für den Heimatzug geschmückt.

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Fröhlich machten sie sich auf den Weg, der wie immer von der Barmer Straße über die Hauptstraße in die Innenstadt führte. Allerdings zogen sie ihre 13 Wagen fast ohne Lücken und nur über die Bürgersteige. Obwohl die Aktion geheim gehalten worden war, säumten an vielen Stellen Zuschauer die Straßen und applaudierten.

Ohne Kirmes, mit Abstand

Am Altmarkt und in der Kirchstraße war die Stimmung so großartig, dass sie schon an den echten Heimatfestzug erinnerte. Ziel war der Märkische Platz. „Wir haben trotz der schwierigen Zeiten etwas gemacht, und ich denke, wir haben das Beste draus gemacht“, sagte Christiane Sartor, als der Zug nach einer knappen Stunde auf dem Platz angekommen war. Jörg Brandenburg dankte den Zuschauern, die da waren und applaudierten, obwohl es „gar keinen Zug gab“. „Vi alle sitt Schwelm und ich bin stolz ein Teil davon zu sein“, mit diesen Worten beendete der Festzugleiter den besonderen Heimatfestzug.

Symbolfiguren Kaal und Krißjan ernannt

Im keinen Kreis hat die Dacho trotz aller Umstände die Heimatfestzeitung vorgestellt. Erhältlich ist sie unter anderem hier: Zeitschriftenladen Born, Zeitschriftenladen Eiermann, Zeitschriftenladen Tschierse, Zeitschriftenladen Vosswinkel, Stadtmarketing, Bücher Köndgen, Bäckerei Kaiser, Gasstätte Zur Oberstadt, Metzgerei Böttger, Gaststätte Möüllendick und natürlich bei den Nachbarschaften. Weitere Geschäfte unter www.schwelmer-nachbarschaften.de.

Außerdem sind Hans-Georg Müller und Horst Beckenhusen wieder zu Kaal und Krißjan ernannt worden.

Doch zurück zum Freitag und dem symbolischen Beginn des Schwelmer Heimatfestes: Auch Kaal und Krißjan, alias Hans-Georg Müller und Horst Beckenhusen sowie Ehrenobernachtwächter Christian Fasel waren erschienen, um beim traditionellen Fassanstich dabei zu sein. Der fand in diesem Jahr ohne Kirmes, ohne Publikum, aber mit Maske, Abstand und Anwesenheitsliste statt. Dann schritt die Dacho-Vorsitzende Christiane Sartor beherzt zum Bierfass und zapfte es an. Frank Ingo Rinde hatte alles für den Fassanstich organisiert und auch das Fässchen spendiert. 35 Jahre lang war er bei der Brauerei Schwelm beschäftigt und als Festorganisator auch für den damaligen Fassanstich zuständig.

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Wie in jedem Jahr zur Eröffnung des Heimatfestes sprach Dirk Wagner, der Sprecher der Schausteller, einige Grußworte. Er war mit zwei Schaustellerkollegen aus Hagen angereist und wies auf die existenziellen Sorgen der Schausteller hin, die seit über einem halbem Jahr keinerlei Einnahmen mehr haben. „Die Schwelmer Heimatfestkirmes liegt uns aber sehr am Herzen und wir sind zuversichtlich, dass wir im nächsten Jahr hier in Schwelm wieder Kirmes machen werden“, sagte er sichtlich bewegt.

Samstag präsentierten sich die Standartenträger.
Samstag präsentierten sich die Standartenträger. © Lilo Ingenlath Gegic

Am Samstag ging es weiter im Programm: Auch der Heimatfest-Gottesdienst wurde traditionell gefeiert. Unter Berücksichtigung der geltenden Hygienemaßnahmen hatten in der Christuskirche nur 120 (statt 400) Menschen Platz, aber die Dacho und 80 Besucher feierten trotz allem miteinander. Außerdem konnte der Gottesdienst im Livestream verfolgt werden.

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Besonders feierlich war der Einzug der Obernachbarinnen und Obernachbarn mit ihren Standarten, den Henrik Weiß an der Orgel mit der Musik von „Highland Cathedral“ begleitete. „In diesem Jahr ist alles anders“, dieser Satz war oft zu hören, doch Propst Norbert Dudek, der gemeinsam mit Hans Schmitt den Gottesdienst leitete, betonte, dass das Motto „Vi alle sit Schwelm“ in diesem Jahr sehr gut passe, da der Zusammenhalt in schwierigen Zeiten besonders wichtig sei. Der Chor „de Nohbern“ erfreute wie immer mit seinen Liedern die Anwesenden. Die Sänger und Sängerinnen der Nachbarschaften standen mit sehr viel Abstand, fast schon vereinzelt, über die gesamte Empore verteilt und sangen „Schwelm, du meine Heimatstadt“. Im Bibeltext, den Ehrenobernachtwächter Christian M. Fasel auf Schwelmer Platt vortrug, ging es um die Speisung der 5000. „In diesem Jahr haben wir Hunger nach Heimatfest und Hunger nach Gemeinschaft“, drückte Norbert Dudek das aus, was sicherlich viele der Anwesenden empfanden.

Freitag gab es des Fassanstich.
Freitag gab es des Fassanstich. © Lilo Ingenlath Gegic

Zum Abschluss gab es einen kleinen finanziellen Trost für die Nachbarn: Barbara Folle, vom Ehrenamtsprojekt „Feierabendmarkt“ der Gemeinde St. Marien, schenkte den Nachbarschaften die 500 Euro, die das Projekt selbst bei der AVU-Krone gewonnen hatte und die Kollekte nach dem Gottesdienst ging zur Hälfte an die Nachbarschaften und zur anderen Hälfte an die Schausteller.