Gevelsberg. Claus Jacobi und Felix Keßler wollen beide Bürgermeister von Gevelsberg sein. Das sind ihre Ziele. Diese Probleme sehen sie in der Stadt.

Sie wollen beide Bürgermeister von Gevelsberg sein: Amtsinhaber Claus Jacobi tritt als Kandidat für die SPD an. Herausforderer Felix Keßler geht für das Oppositionsbündnis Gevelsberg Gemeinsam ins Rennen. Beide haben sich im Vorfeld der Wahl am 13. September den Fragen der Redaktion gestellt.

Gevelsberg 2030 wird die Entwicklung der Innenstadt in den kommenden Jahren stark prägen. Wie wollen Sie den Prozess begleiten? Welche Prioritäten setzen Sie dabei?

Claus Jacobi: Bei der Entwicklung unserer Innenstadt setze ich weiterhin auf absolute Bürgerbeteiligung. Die große Erfolgsstory unserer City basiert ganz und gar auf dem Engagement der Bürgerschaft und dem intensiven Dialog zwischen Stadtverwaltung und allen Betroffenen auf Augenhöhe. Nachdem die Bürgerschaft sich in allen Foren und Workshops einmütig im letzten Jahr für das Gesamtkonzept Gevelsberg 2030 ausgesprochen hat, lade ich Sie schon im Herbst dieses Jahres erneut zur Mitwirkung und Mitbestimmung ein. Die konkrete Ausgestaltung des Rupprecht-Hauses als 1a-Frequenzbringer für unsere zentralste Innenstadtlage sollen beispielsweise die Gevelsbergerinnen und Gevelsberger maßgeblich mitbestimmen.
Felix Keßler:
Als Bürgermeister sehe ich mich als Impulsgeber und Moderator zugleich. Das IEHK Gevelsberg 2030 ist eine Grundlage, die alleine von der SPD beschlossen wurde im Jahre 2019. Die neuen Gegebenheiten und Veränderungen, alleine durch die Corona-Pandemie mit ihren immer noch nicht klar absehbaren langfristigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen müssen jetzt in einem neuen Licht in diesem weiteren Entwicklungsprozess betrachtet werden.

Steckbrief: Felix Keßler

Felix Keßler ist 38 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Söhne.

Er ist studierter Jurist und arbeitet als Verwaltungsbeamter in Bonn.

Keßler war Mitglied der CDU und während seines Studiums Ratsmitglied in Soest. Nach einem Umzug aus beruflichen Gründen ist er aus der Partei ausgetreten.

Wir müssen unabhängiger und vor allem ehrlicher in diesem Prozess kommunizieren. Zentraler Angelpunkt in dieser Entwicklung ist und bleibt das Rupprecht-Gebäude. Priorität wird das Finden einer Lösung sein, die Gevelsberg voranbringt und wirklich einen nachhaltigen Mehrwert für die Innenstadt hat. Diese Diskussion wird nicht wirklich geführt, da die SPD und vor allem der Amtsinhaber hier jeglicher Diskussion und vor allem Kritik aus dem Weg geht.

Der RVR hat die Onfer in Silschede wieder als potenzielles Gewerbegebiet ins Spiel gebracht. Wie stehen Sie dazu? Wie ist im Allgemeinen Ihre Vorstellung zur Entwicklung von Gewerbegebieten in Gevelsberg als eine der flächenkleinsten Kommunen in NRW?

Felix Keßler: Gewerbeansiedlung ist immer ein schwieriges Thema. Die Ausweisung der kommunalen Flächennutzungsplanung obliegt alleine der Kommune und somit dem Rat als Vertretung der Bürgerinnen und Bürger. Die Kernaufgabe eines Bürgermeisters besteht darin, die Beschlüsse des Rates umzusetzen und die Verwaltung hierbei zu führen und nicht seine eigenen Interessen zu forcieren und sie als seinen Machtapparat zu missbrauchen. Die Rolle ist die als unabhängiger Moderator und Leiter der Ansinnen für das Beste seiner Kommune. Für meine Person kann ich sagen, dass es keine Pläne für solche Vorhaben am Onfer in Silschede gibt und ich dem grundsätzlich skeptisch gegenüberstehe.

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Ich bin kein Freund von antiquierten großen Industrieanlagen oder riesigen Gewerbeparks. Vielmehr liegt die Zukunft in kleinen Start-Ups, Gewerbe und Dienstleistern die sich in Innenstädten oder zum Beispiel in alten Industriegebäuden ansiedeln wollen. Hier gilt es, die Voraussetzungen für diese Entwicklungen zu sehen und sie zu verstehen, um dann Lösungen gemeinsam zu entwickeln. Bürokratische Hürden mit enormem Zeitfaktor sind oft das Problem, das für Unverständnis sorgen kann.

Claus Jacobi: Die Pläne für ein Gewerbegebiet „Auf der Onfer“ hat der RVR gegen den Willen der Mehrheit im Gevelsberger Stadtrat und vor allem gegen den Willen der Silschederinnen und Silscheder entwickelt. Deshalb wird es mit mir, solange ich Bürgermeister bin und eine loyale Mehrheit im Stadtrat hinter mir habe, kein Gewerbegebiet „Auf der Onfer“ geben. Gevelsberg hat in den letzten Jahrzehnten eine vorbildliche Flächenvorratspolitik für Gewerbeflächen im Stadtgebiet betrieben, so dass es auch langfristig überhaupt keine Not gibt, das Gebiet „Auf der Onfer“ zu entwickeln.

Steckbrief: Claus Jacobi

Claus Jacobi ist 48 Jahre alt und lebt mit seiner Partnerin und dem gemeinsamen Sohn (2) in Gevelsberg.

Der studierte Jurist ist seit 16 Jahren Bürgermeister der Stadt und war zuvor fünf Jahre SPD-Fraktionsvorsitzender.

1994 wurde er erstmals in den Rat der Stadt Gevelsberg gewählt.

Und aus Umwelt- und Klimaschutzgründen hat für mich ohnehin die Revitalisierung von Brachflächen Priorität. Interessanterweise hat Wieland Rahn, der für die CDU auf Spitzenplatz 4 und in einem Silscheder Wahlbezirk zur Kommunalwahl antritt, offen seine Sympathie für das Gewerbegebiet Onfer zum Ausdruck gebracht. Und auch die Grünen sind hier – offenbar aufgrund ihrer aktuellen Koalition mit der CDU – auffällig still.

Gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie: Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung für Sie? Was muss sich in diesem Bereich tun?

Claus Jacobi: In Gevelsberg als einer der innovativsten Städte Südwestfalens steht die tiefgreifende Digitalisierung unserer Gemeinschaft natürlich ganz oben auf der Agenda. Die Corona-Krise hat uns da einen besonderen Schub verliehen, den die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung hervorragend genutzt haben. Die eigens von mir gegründete Abteilung „Digitales Management“ wird bei der Stadt Gevelsberg dafür sorgen, dass innerhalb der kommenden Wahlperiode nahezu sämtliche Verwaltungsverfahren auch online nutzbar werden und die Schulen die bestmögliche Infrastruktur für den Distanzunterricht und das Homeschooling erhalten. Wir sind da gemeinsam mit den Schulen auf einem sehr guten Weg, müssen gleichzeitig aber auch berücksichtigen, dass nicht alle gesellschaftlichen Gruppen in der Lage sein werden, digitale Angebote zu nutzen. In einer sozialen und inklusiven Stadt müssen deshalb alle Prozesse noch für lange Zeit immer auch gleichzeitig „analog“ angeboten werden, auch das ist eine Frage von Teilhabe und Gerechtigkeit.

Felix Keßler: Die Digitalisierung hat einen zentralen Stellenwert, da dies für alle Rathauschefs die Herausforderung für die nächsten Jahre ist. Wer hier weiter schläft und nicht effektiv und sinnhaft handelt, wird den Anschluss zwangsläufig verlieren. Diese Auswirkung ist dem jetzigen SPD- Amtsinhaber nicht im Geringsten bewusst. Die Digitalisierung bedeutet zunächst einmal eine deutliche Arbeitserleichterung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung, Wirtschaft und weiteren Organisationen und Institutionen auf der einen sowie für die Bürgerinnen und Bürger auf der anderen Seite.

Innerhalb der Stadtverwaltung erfordert die Digitalisierung einen Perspektivwechsel hin zum Nutzer, sowohl auf Mitarbeiter, als auch auf der Führungsebene. Eine zentrale Stelle für Digitalisierung gibt es ja bereits. Diese dient nachweislich für den bisherigen Amtsinhaber allein, um schöne Bilder zu produzieren und dieses Thema vom Spielfeld zu nehmen. Als Rathauschef werde ich zuhören und mitnehmen. In diesem Prozess wird auch Kritik kommen und dies ist richtig und gut. Den nur aus Fehler kann man lernen.

Was ist Ihr wichtigstes Ziel für die kommende Wahlperiode? Was muss sich in Gevelsberg dringend ändern?

Felix Keßler: Die Diskussionskultur im Rathaus und im Rat als Vertretung der Bürgerinnen und Bürger muss sich dringend ändern. Es muss wieder ehrlich und fair miteinander gesprochen werden und nicht nur übereinander. Es muss wieder erkannt werden, dass die Stadtverwaltung Gevelsberg als Team arbeitet und nicht nur aus einem Akteur in der Person des bisherigen SPD-Amtsinhabers besteht.

Claus Jacobi: Mein wichtigstes Ziel für Gevelsberg ist, dass wir auch in der nächsten Wahlperiode nichts von unserem Optimismus, unserer Innovationskraft und dem großartigen Gemeinschaftsgeist einbüßen müssen. All die Bestnoten, die wir dieses Jahr im großen WP/WR-Heimat-Check erhalten haben – und es waren in allen Kategorien Bestnoten – müssen mit vereinten Kräften verteidigt werden.

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Wir wollen weiterhin die bürgerfreundlichste, zentralste, umsatzstärkste, attraktivste, ökologischste und familienfreundlichste Stadt im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis bleiben, das ist mein wichtigstes Ziel. Dringend ändern muss sich in Gevelsberg lediglich, dass einige wenige Leute es offenbar nicht lassen können, unsere schöne und erfolgreiche Stadt aus politischen Gründen oder zum eigenen Vorteil schlechtzureden.


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