Gevelsberg. Im zweiten Teil unseres großen Interviews zur Bürgermeisterwahl in Gevelsberg sprechen Claus Jacobi und Felix Keßler über Klimaschutz und Medien.
Im großen WP-Interview haben sich die beiden Bürgermeisterkandidaten Claus Jacobi und Felix Keßler zu verschiedenen Themen wie dem IEHK Gevelsberg 2030, Gewerbegebieten oder der Digitalisierung geäußert. Darüber hinaus wollte diese Redaktion von ihnen wissen, wie sie zum Klimaschutz in Gevelsberg stehen und wie eine digitale Stadtverwaltung in Zukunft mit ihrem Bürgern kommuniziert.
Wie möchten Sie den Klimaschutz in Gevelsberg in den nächsten Jahren angehen?
Felix Keßler: Ein wichtiger Teil des Klima- und Umweltschutzes sind die Kommunikation und Beratung. Klimaschutz beginnt im Kleinen vor Ort. Hierbei stellt natürlich mein bereits vorgestelltes Sofortmaßnahmenpaket einen wichtigen Teil dar. Finanzielle Förderung von Lastenfahrrädern; Pedelecs und Diensträder für die Stadtverwaltung; zusätzliche Fahrradstellplätze; eine Öffentlichkeitsoffensive Klimaschutz für alle Haushalte; finanzielle Förderung von Photovoltaikanlagen; Umstellung der städtischen Betriebe auf Regionalstrom. Maßnahmen für mehr Grün in der Stadt sind vorgesehen.
Im Innenstadtbereich, wo ebenfalls Belange wie Kirmes zu berücksichtigen sind, sollen zusätzlich Pflanzkübel für Bäume aufgestellt werden, die bei Bedarf umgesetzt werden können. Über das Programm Ökoprofit soll überdies das betriebliche Umweltmanagement verbessert werden. Dies umfasst zunächst die Einführung eines Beauftragten für Klimaschutzmanagement in der Stadtverwaltung. Vorschläge für die Verbesserung von Mobilität und Gebäuden in der Gesamtstadt sind elementar. Es gelte nicht nur die Politik dafür zu gewinnen, sondern die gesamte Bevölkerung. Ferner stehe die Einrichtung eines „Klimanetzwerkes Gevelsberg“ auf der Agenda. Dieses soll ein unabhängiges bürgeroffenes Gremium sein, welches regelmäßig Updates für dieses Thema in der Stadt erarbeitet und offen und parteiunabhängig diskutiert. Auch hier stehen die Bürgerinnen und Bürger vor der direkten Wahl, ob Sie es als vermeintliche „Chefsache“ serviert bekommen möchten oder einer offenen und ehrlichen Diskussion mit Zielen, Werten und vor allem keinen Verboten.
Claus Jacobi: Klimaschutz ist einer meiner zentralsten Punkte für Gevelsberg. In unserem Klimaschutzkonzept ist das ehrgeizige Ziel formuliert, Gevelsberg bis 2050 so klimaneutral wie möglich zu machen. Um die dafür vereinbarten Maßnahmen täglich vor Augen zu haben, habe ich das Klimaschutzmanagement nicht delegiert, sondern zur Chefsache gemacht.
Auch interessant
Unternehmergespräche, Aktionswochen und Klimaschutzinitiativen stehen dadurch täglich für mich an. Am wichtigsten ist mir aber die Arbeit mit Jugendlichen. „Paradise Rebooting“ ist beispielsweise eine Initiative junger Menschen in Gevelsberg, die sich voll und ganz auf meine Unterstützung verlassen kann. Ob Öffentlichkeitsarbeit, Mobilitätskonzepte oder die Anlage von Blühstreifen überall im Stadtgebiet - ich bin überall mit Freude dabei. Auch unterstütze ich drei junge Schüler in ihrer bemerkenswerten Initiative für ein kostenfreies Schokoticket in NRW. Klimaschutz ist am Ende nur erfolgreich, wenn es zum Klick in den Köpfen kommt und da geht ohne den Spirit junger Leute nichts.
Wie viel und über welche Medien kommuniziert eine digitale Stadtverwaltung künftig? Welche Rolle spielen dabei noch freie Medien wie die lokale Tageszeitung für Sie?
Claus Jacobi: Eine moderne und digitale Stadtverwaltung hat, wie es für Gevelsberg heute schon selbstverständlich ist, eine benutzer- und anwenderfreundliche sowie interaktive Homepage und künftig sicher auch einen Facebook-Auftritt im angemessenen Rahmen. Nach der Kommunalwahl ist für Facebook ein guter Startpunkt, da der Amtsinhaber dann auch keine Vorwürfe aushalten muss, sich selbst zu viel Publicity in einem Zeitraum zu gönnen, in dem die Verwaltung sehr auf ihre Neutralität achten muss.
Ob eine Stadtverwaltung darüber hinaus auch Instagram betreiben oder gar twittern muss, dazu bin ich noch in der Überlegungsphase. Twittern könnte durchaus Sinn machen, wenn unsere neue Stadtwache an den Start geht und schnell sicherheitsrelevante Fakten an die Bevölkerung übermittelt werden müssen; gleiches gilt auch für die neue Feuerwache.
Bei allen digitalen Kommunikationsabsichten darf am Ende aber nicht vergessen werden, dass nichts so fundiert, hintergründig und seriös Fakten und Meinungen übermitteln kann, wie die örtliche Tageszeitung. Deshalb darf eine Stadtverwaltung mit ihren Informationsangeboten nie in einen Wettbewerb mit der Tageszeitung eintreten, sondern muss deren Vorrang und ihre unabhängige Rolle respektieren und fördern und wo nötig auch schützen. Die Zukunft der örtlichen Medienlandschaft liegt also in einem lebendigen Cross-Over sowie fairen Miteinander aller vor Ort tätigen Medienanbieter.
Felix Keßler: Medien spielen eine starke und wichtige Rolle. Gerade die lokale Tageszeitung ist ein Grundanker als tragende Säule im Gefüge unserer Demokratie. Fairen und unabhängigen Journalismus, der hinterfragt und die Politiker und Akteure stellt, die Emotionen und die direkten Wiedergaben annimmt und dem Leserinnen und Lesern darlegt, wird immer angenommen und respektiert werden. Auch wenn sich das Gewandt wohl verändern mag und auch die Digitalisierung an den Zeitungen nicht vorbeigeht, wird sie immer einen nicht unerheblichen Platz einnehmen. Eine faire Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit dem Respekt füreinander ist mein Grundverständnis in diesem Gefüge.
Die Stadtverwaltung mit einem Bürgermeister Felix Keßler wird selbstverständlich auch über die neuen Medien direkt mit dem Endnutzer, also den Bürgerinnen und Bürgern, kommunizieren. Instagram, Facebook, Twitter, Videopodcasts, RathausTV, Übertragung von Ratssitzungen etc. sind in Gevelsberg für den SPD-Amtsinhaber so neu und anscheinend Hexenwerk, dass es für ihn auf dem Mond platziert wird. Diese Medien sind ein Teil einer modernen Kommunikationsstruktur um Vertrauen, Transparenz und vor allem einen schnellen Draht nach außen herzustellen. Nicht um die Präsenz eines Bürgermeisters hin zu einem weiteren intensiveren Personenkult zu installieren, sondern um Informationen und Prozesse als Inhalt zu transportieren.