Schwelm. Im August ist der Gartenkalender leer, was Aussaat und Anpflanzen anbelangt: Radieschen, Erdbeeren und Winterernte. Kleingarten-Chef gibt Tipps.
Dürre, Hitze, Starkregen, eine drückende Schwüle – das Wetter spielt verrückt, und das hat auch Auswirkungen auf den Garten. Für den stellt sich mit dem Blick auf den Kalender ohnehin die Frage: Muss ich im August etwas beachten oder kann ich mich im Hochsommer auch einmal zurücklehnen und mein grünes Kleinod genießen? Christian Wegener, 1. Vorsitzender des Kleingartenvereins Neuloh, muss auch erstmal überlegen, bevor er sagt: „Radieschen gehen immer.“
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Der Blick in den Saatkalender zeigt: Im August startet nichts Spezielles. Das Pflanzen der Salate geht auf die Zielgerade, gleiches gilt für Spinat. Startschuss ist ausschließlich für die Winterernten von Blumenkohl, Weißkohl, Wirsing, Radicchio – und eben die Radieschen. „Das ist im Hochbeet am einfachsten. Die sind nach wenigen Wochen erntereif“, sagt Christian Wegener und hat aus seiner Erfahrung von vielen Jahren im Kleingarten gleich ein paar Tipps parat, das Hochbeet aufzuwerten.
So viel muss ich wirklich gießen
Erstens: „Ich habe mein Hochbeet auf 1,20 Meter gebaut. Das ist wichtig, um rückenschonend zu arbeiten.“ Er legt Hobbygärtnern, die sich ein solches Beet anlegen wollen, dringend ans Herz, sich über eine arbeitsfreundliche Höhe Gedanken zu machen. Tipp Nummer zwei: „Wer ein Fuchs ist, baut sich aus Holzbalken Kübel und kleidet diese mit Teichfolie aus.“ Vorteil bei der Hitze: Das Wasser bleibt in der Erde und läuft nicht nach unten ab. „So reicht es auch bei großer Hitze, wie in den vergangenen Tagen, wenn ich alle zwei Tage gieße“, sagt der Schwelmer Kleingärtner und ergänzt noch: „Vierzig Zentimeter Pflanzerde reichen im Hochbeet vollkommen aus.“
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Gießen ist dieser Tage ohnehin ein großes Thema – auch in der Kleingartenanlage. Wasserverschwendung soll vorgebeugt werden, doch manche Pflanzen benötigen einfach Wasser. „Allerdings“, so betont Wegener, „das Gemüse, das in der Erde steckt, zieht sich da auch bei der Dürre in diesem Sommer die Feuchtigkeit heraus.“
Kleingartengesetz und Urlaubsersatz
Und wie sieht es beim Obst in August aus? Der Internet-Kalender zur korrekten Aussaat und der Chefkleingärtner vom Neuloh sind sich erneut einig. „Erdbeeren. Sonst wird jetzt eigentlich nichts gepflanzt. Geerntet werden aktuell die Gurken.“ Die Erdbeeren sind auch nicht sonderlich anspruchsvoll und bedürfen recht überschaubarer Pflege. Auch damit hat es zu tun, dass die Erdbeere ein Obst ist, das in zahlreichen Kleingärten und Gärten direkt am Haus wächst.
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Arbeit gibt es im Garten natürlich immer, aber generell ist der August ein Monat, in dem er nicht nach so ausgedehnter Pflege verlangt und die Besitzer ihn tatsächlich auch zum Entspannen nutzen können. „Natürlich sind wir dem Kleingartengesetz verpflichtet“, sagt Christian Wegener. Das regelt in Paragraf 1, Absatz 1, dass ein Kleingarten zur nichterwerbsmäßigen gärtnerischen Nutzung, insbesondere zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf, und zur Erholung zu dienen hat.“ Außerdem müsse etwa ein Drittel der Gesamtfläche dem Obst- und Gemüseanbau dienen. Wer das korrekt nutzt, zahlt am Neuloh 17 Cent Pacht pro Quadratmeter. „Wer einen reinen Freizeitgarten haben möchte, zahlt 17 Euro pro Quadratmeter“, macht Wegener deutlich, wo der Gesetzgeber die Prioritäten sieht.
Doch gerade im August und gerade in diesem Jahr der Covid 19-Pandemie hat der Garten eine noch ganz andere wichtige Funktion: Urlaubsersatz, Flucht aus den eigenen vier Wänden, Erholung, und in einem Kleingartenverein auch so etwas wie Gemeinschaft auf Abstand. Die Sonne genießen, mit der Familie essen – für Menschen, die zu Hause keinen Gartenzugang haben, sich nicht gemütlich im Freien aufhalten können, sind die Kleingärten gerade in Zeiten der Ausgehbeschränkungen und Hygienereglements ein Rückzugsort, um einmal von diesen Dingen abzuschalten und die Seele baumeln zu lassen.
Hohe Nachfrage nach Parzellen
Dementsprechend hoch war die Nachfrage nach Parzellen am Neuloh – und auch in fast allen anderen Kleingartenvereinen – bereits vor dem Beginn der Corona-Pandemie. „Jetzt wollen noch mehr Menschen eine Parzelle. Ein Kleingarten ist ausgesprochen attraktiv geworden“, sagt Christian Wegener. Und auch wenn aktuell eine recht entspannte Zeit ist, sollte jeder wissen, dass auch eine solche mit Arbeit und der Mitgliedschaft im Verein verbunden ist. Diesbezüglich hat Wegener gute Nachrichten.
Denn: Im März fiel die geplante und vereinsrechtlich vorgeschriebene Jahreshauptversammlung dem Lockdown zum Opfer. Einige Posten – unter anderem das Amt als Schriftführer – blieben vakant. „Am 24. Juli konnten wir unter der Aufsicht des Ordnungsamts die Jahreshauptversammlung dann doch noch durchführen und haben wieder einen kompletten geschäftsführenden Vorstand“, sagt Christian Wegener, der sich im August auch selbst etwas Entspannung gönnt.