Ennepetal. Hunderte Menschen demonstrieren in Ennepetal gegen die AfD. Die Partei veranstaltet im Haus Ennepetal ihren NRW-Wahlkampfauftakt.
„Kein Platz für Nazis“, „Stoppt die Brandstifter“, „Nein zur Hetze gegen Muslime“. Die Botschaften, die auf den Plakaten stehen, sind eindeutig. Die Sprechgesänge auch. Hunderte Menschen demonstrieren am Sonntag in Ennepetal für eine offene, solidarische Gesellschaft und gegen die AfD. Anlass ist der NRW-Wahlkampfauftakt der Partei im Haus Ennepetal.
Hundertschaft und Pferdestaffel in Ennepetal
Auch interessant
Schon am Morgen bestimmte das Blau-Weiß der Polizeieinsatzfahrzeuge die Straßen in der Innenstadt. Eine Hundertschaft aus Aachen, Gelsenkirchen und Düsseldorf war angereist, um die Kräfte der Kreispolizei Ennepe-Ruhr zu unterstützen. Die Hoffnung aller: Es möge ruhig bleiben und die Lage nicht eskalieren. Dass dies nicht ausgeschlossen schien, zeigte der Einsatz der Reiterstaffel, die eigens aus Dortmund angereist kam.
Der Protest
Lautstark und mit Transparenten und Plakaten in den Händen marschierten die Demonstranten kurz nach 13 Uhr vom Bahnhof Ennepetal zum Haus Ennepetal. Das Bündnis „Ennepe-Ruhr stellt sich quer“, kurz ENSSQ, das den Protest auf die Beine gestellt hatte, machte vor dem Abmarsch noch einmal klar: „Die AfD ist unsozial. Ihre Politik unterteilt die Menschen nicht nur nach Ethnie, Sexualität oder Religion, sondern auch in Reiche und Arme. Kämpfen und streiten wir gemeinsam für eine gerechte Gesellschaft, in der die Hetze der AfD keinen Nährboden findet.“
Auch interessant
Unter den Protestierenden sind auch Viktoria Fröschke aus Sprockhövel und ihre Freunde von den DPSG-Pfadfindern Bezirk EN. „Wir sind hier, damit die AfD direkt sieht, dass sie hier nicht auf Zustimmung stößt. Wir sind gegen Rechts und wollen nicht, dass unsere Heimat rechts wird.“
Auch Imke Heymann reiht sich in den Protest ein – wie auch viele andere Kommunalpolitiker der unterschiedlichen Parteien von Linke über SPD und Grüne bis zur CDU. Ennepetals Bürgermeisterin nimmt als Privatperson teil und erklärt: „In unserer Region sind wir weltoffen und tolerant. Provokation und Hetze dürfen nicht Stilmittel in den Kommunalparlamenten unserer Städte werden.“
„Die AfD ist keine bürgerliche, wertkonservative Partei. Die AfD ist eine rechtsextreme Partei. Sie vertritt ein Menschenbild, was rassistisch und menschenverachtend ist. Sie benutzt die Parlamente als Bühne für ihre Politik“, ruft die Grünen-Landtagsabgeordnete Verena Schäffer per Megaphon in die Menge, die inzwischen am Haus Ennepetal angekommen. Zäune halten die Protestierenden vom Veranstaltungsgebäude ab. Fenster gehen auf. Kurze, unschöne Zurufe sind auf beiden Seiten zu hören. Dabei bleibt’s.
Die AfD-Veranstaltung
Derweil läuft um 14 Uhr der NRW-Wahlkampfauftakt im Haus Ennepetal an. Corona-bedingt dürfen maximal 200 Gäste ins Gebäuderein. Die Veranstaltung wird daher ins Internet übertragen Schließlich sitzen rund 120 Menschen im großen Saal. „Etliche sind nicht gekommen“, ist zu hören.
Kreissprecher Matthias Renkel wird vom Moderator als „unser Lokalmatador“ angekündigt und legt auch gleich kräftig los. Die Demonstranten und die Parteien, die die Demo unterstützen, bekommen ihr Fett ab. Buhrufe sind im Saal zu hören. Auch gegen die Presse, die sich laut Renkel mit dem Ganzen gemein macht.
Die AfD strotzt vor Selbstvertrauen. Das ist auch Rüdiger Lucassen, dem AfD-Landessprecher NRW, anzuhören. Landesweit habe man 1500 Kandidaten zur Kommunalwahl aufgestellt. „Wir sind bereit, in die Rathäuser zu stürmen und an den Stühlen der Bürgermeister zu sägen“, sagt Lucassen. Im Ennepe-Ruhr-Kreis tritt die AfD in den Städten Gevelsberg, Witten und Herdecke sowie für den Kreistag an.
Weitere Gastredner sind u.a. Dana Guth, Landessprecherin der AfD Niedersachsen, und Gottfried Curio, AfD-Bundestagsabgeordneter aus Berlin. Nach gut zweieinhalb Stunden ist dann Schluss.
Bilanz der Polizei
Auch interessant
Als die AfD-Veranstaltung zu Ende geht, hat sich der Protest vorm Haus Ennepetal bereits aufgelöst. „Es ist alles friedlich verlaufen“, erklärt EN-Polizeisprecherin Sonja Wever sichtbar zufrieden. Im Einsatz waren rund 120 Polizeikräfte. Die Polizei spricht von 150 Demo-Teilnehmern. Zirka 400, wie es beim Organisator ENSSQ heißt, erscheinen angesichts der Menge realistischer.