Gevelsberg. Die Schließung in Gevelsberg war schon beschlossene Sache. Nun kommt vom Schuhgeschäft Stinshoff eine gute Nachricht.

Der Räumungsverkauf läuft seit Wochen, von vielen Kunden haben sich die Mitarbeiter bereits verabschiedet und auf den großen Plakaten am Schaufenster wird die Schließung des Ladens verkündet. Seit wenigen Tagen steht nun fest: Der Schuhladen Stinshoff bleibt doch in Gevelsberg. Warum, das erklärt Inhaber Axel Stinshoff.

Warum wollten Sie Gevelsberg verlassen?

Axel Stinshoff: Wir sind seit 16 Jahren im Rupprecht-Haus, hatten immer wieder langfristige Mietverträge und diese auch regelmäßig verlängert. Aber im vergangenen Jahr ist es viel ruhiger im Geschäft geworden, es waren auch nicht mehr so viele Leute in der Stadt unterwegs. Ich bringe unter anderem das mit der Schließung von Kaufland in Verbindung, das Geschäft ist ja ein Frequenzbringer für die Innenstadt. Die Schließung hat man auch bei uns gespürt. Auch der Wegfall der kostenlosen Parkplätze hat sich auf unseren Laden ausgewirkt. Also hatten wir uns dazu entschlossen, den Mietvertrag vor einem Jahr zum 31. Juli 2020 zu kündigen. Wir haben eine hohe Miete gezahlt und waren nicht mehr in dem Maße in der Lage Einnahmen zu erwirtschaften, wie wir es uns vorgestellt haben.

Was hat Ihre Meinung geändert?

Im März 2020 wurde die Stadt Eigentümerin und hat sich an uns gewandt und uns gesagt, dass sie uns gerne als Mieter behalten würden. Wir haben uns coronabedingt nicht sofort zusammen setzen können, sondern erst im Juni und haben besprochen, unter welchen Voraussetzungen eine Verlängerung möglich wäre. Das Ergebnis: Die Miete wurde reduziert und vereinbart, dass unsere Fläche im Rupprecht-haus zukünftig verkleinert wird. Gegebenenfalls nehmen wir noch jemanden mit in unser Ladenlokal rein. Da baulich im Gebäude einiges passieren wird, haben wir uns erst einmal auf eine Verlängerung bis zum 31. Dezember 2020 verständigt. Ein entscheidender Faktor für uns war auch der große Zuspruch der Kunden. Am Dienstag habe ich den Mietvertrag mit der Stadt unterschrieben.

Was bedeutet das für das aktuelle Geschäft?

Zuallererst, dass wir das Geschäft nicht in einer Woche schließen. Ich habe neue Plakate in Auftrag gegeben und werde diese schnellstmöglich in die Schaufenster hängen lassen, damit die Gevelsberger darüber informiert werden, dass wir bleiben und auch warum. Da wir aufgrund der Kündigung keine Herbstware für das Ladenlokal eingekauft haben, bleibt es dabei, dass wir einen Postenverkauf machen. Die Kunden können sich auch weiterhin auf Rabatte von 20 bis 70 Prozent einstellen. Wir holen Restposten und Einzelpaare aus den anderen Filialen nach Gevelsberg und werden dieses Konzept bis zum 31. Dezember fahren. Ob und wie es dann weitergeht, wird sich zeigen.

Das heißt, dass es Überlegungen gibt, auch über den 31. Dezember 2020 in Gevelsberg zu bleiben?

Ja, wenn wir bleiben, würden wir wieder das Fachschuhkonzept im Laden etablieren, aber auf weniger Fläche. Aktuell haben wir 400 Quadratmeter. Das ist zu viel. Immer mehr Menschen kaufen im Internet, in der Stadt shoppen zu gehen, das machen immer weniger Leute. Und es gibt noch ein Problem. In Gevelsberg wird viel gestohlen. Unser Eindruck ist, dass es hier mehr passiert als in anderen Städten, in denen wir eine Filiale haben. Wir hoffen, dass dieses Problem in den Griff bekommen wird. Und dass die Leute wieder verstärkt im stationären Einzelhandel einkaufen. Durch Corona und die Folgen für die Wirtschaft, so habe ich den Eindruck, besinnen sich die Menschen wieder mehr auf die Geschäfte in ihrer Stadt.

Wie könnte es für Sie in Gevelsberg weitergehen?

Wir stehen dafür, Schuhe für die ganze Familie zu verkaufen. Da in Gevelsberg der Bereich Kinderschuhe aber nicht lief, haben wir diese aus dem Sortiment genommen. In unserem Repertoire haben wir bequeme aber schicke und moderne Schuhe zu bezahlbaren Preisen. Die Menschen wollen funktionelle Schuhe, die gut aussehen. Die wollen wir auch weiter hier verkaufen. Wir haben uns sehr über den Zuspruch der Menschen gefreut. Als bekannt wurde, dass wir schließen, haben uns viele angesprochen und versucht zu überreden zu bleiben. Das tat sehr gut. Da sind wir ins Grübeln gekommen. Wenn man diese Akzeptanz spürt, dann fällt es schwerer zu gehen. Außerdem spüre ich auch eine große Verantwortung den vier Mitarbeitern gegenüber. Ich bin froh, dass wir nicht schließen. Aber es wichtig, dass die Kunden auch weiter bei uns einkaufen. Wenn die Kauffreude und die Unterstützung bleibt, dann können wir bleiben. Das wünsche ich mir.

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Wo werden Sie mit Ihrem Geschäft sein, wenn die Sanierung des Rupprecht-Hauses beginnt?

Da der Umbau frühestens in drei Jahren beginnt, kann ich das noch nicht beantworten. Wer weiß schon, was in drei Jahren im Einzelhandel passiert? Aber, wenn wir zufrieden an dem Standort sind und alles gut läuft, wird es hoffentlich eine Möglichkeit geben, dass wir im Gebäude bleiben.