Schwelm/Gevelsberg. Der Radweg „Von der Ruhr zur Wupper“ wird spektakulär, da ist sich Höhlenforscher Stefan Voigt sicher. Herzstück ist ein Tunnel.

Faszinierende Gesteinsformationen, ein kleiner Bach, eine abwechslungsreiche Fauna und Flora, ein 130 Jahre alter Tunnel: Diese drei Kilometer zwischen dem S-Bahnhof Gevelsberg-West und dem Gelände von Schrott Eckhardt in Schwelm haben landschaftlich einiges zu bieten. Dass das auch nach dem Ausbau zu einem Radweg so bleibt, dafür will Stefan Voigt sorgen.

Dass hier einmal die Eisenbahn gefahren ist, ist an vielen Stellen noch zu erkennen. Stefan Voigt ist sich sicher, dass der Radweg zwischen Schwelm und Gevelsberg spektakulär wird.
Dass hier einmal die Eisenbahn gefahren ist, ist an vielen Stellen noch zu erkennen. Stefan Voigt ist sich sicher, dass der Radweg zwischen Schwelm und Gevelsberg spektakulär wird. © WP | Carmen Thomaschewski

Ihm gehört ein Teilstück der Strecke, die die Städte Schwelm und Gevelsberg so malerisch verbindet. Für Radfahrer wird es der lang ersehnte Lückenschluss zwischen dem Radweg, den Straßen.NRW von Wetter-Wengern bis zum Bahnhof Gevelsberg-West baut, und der Nordbahntrasse. Der Gartenlandschaftsbauer sieht darin ein ganz besonderes Stück Natur, das es zu schützen gilt.

Fördermittel für Geopark

Herzstück ist der Tunnel auf Schwelmer Stadtgebiet – „ein geologischer Lehrpfad für jedermann“. Für jeden Geologen seien die Einschnitte in den Berg zu lesen wie ein offenes Buch über die Erdgeschichte, schwärmt Voigt. Der Höhlenforscher will hier einen Geopark errichten und hat bereits öffentliche Mittel in Höhe von 86.000 Euro zugesichert bekommen. „Spektakulär geht es nach dem Tunnel in Richtung Gevelsberg weiter – entlang der 20 Meter hohen Schluchten.

Freie Fahrt von Wetter-Wengern nach Schwelm

Zur Streckenführung: Die aktuelle Planung sieht vor, den Radweg im Osten an das Teilstück des Radweges von Straßen.NRW anzuschließen und dann parallel zu den in Betrieb befindlichen Gleisen zu führen.

Nach ca. einem Kilometer verschwenkt der Radweg in Richtung Norden und verläuft auf einem eigenen Gleisbett abseits der S-Bahnstrecke.

Nach weiteren ca. 700 Metern wird der Radweg bereits auf Schwelmer Stadtgebiet durch den Schwelmer Tunnel geführt und im Anschluss über ein neu zu errichtendes Rampenbauwerk zur Haßlinghauser Straße auf Schwelmer Stadtgebiet geführt. Von dort wird der Radfahrer auf vorhandenen Straßenabschnitten weiter in Richtung Nordbahntrasse geleitet.

Der Lückenschluss zum Radweg „Von Ruhr zu Ruhr“, der von Wetter-Wengern nach Gevelsberg-West führt (Elschebahntrasse), soll 2022 fertig sein. Aktuell laufen vorbereitende Arbeiten im Bereich Im Hedtstück bis Gevelsberg-West. Es geht um Hangsicherung und Bauwerksanierung.

Viele Arbeitsstunden und auch Geld hat er in die Freilegung der Hänge investiert, so wurden die fossilen Schätze überhaupt erst sichtbar. „So etwas wie hier gibt es sonst nirgends zu sehen.“ Wenige Meter weiter zeigt Stefan Voigt die nächste Attraktion: Der seltene Hirschzungenfarn hat sich hier angesiedelt. „Es ist das größte Aufkommen im Ennepe-Ruhr-Kreis“, sagt Voigt. Nebenan fließt der Krähenberger Bach, der auf der gesamten Fläche renaturiert und aus seinem Betonkorsett geholt werden soll. Voigt wünscht sich auch, dass ein Bahnsignal als Erinnerung an die vorherige Nutzung der Strecke stehen bleibt.

In dieser Grafik ist eingezeichnet, wie der Radweg verlaufen wird.
In dieser Grafik ist eingezeichnet, wie der Radweg verlaufen wird. © WP | sascha Kertzscher

Kein Spritzbeton oder Netze

Mit Gevelsberg sei nun der Vertrag über die Nutzung der ehemaligen Bahntrasse geschlossen worden. Die Stadt darf den Radweg auf dem Grundstück von Stefan Voigt bauen, ohne ihm einen Cent zu zahlen. Mit einer Bedingung: „Der Eingriff in die Natur muss so gering wir möglich sein“, sagt Voigt. Ein entsprechendes Schriftstück mit der Stadt Schwelm wurde noch nicht unterzeichnet, eben aus diesem Grund. Während es in Gevelsberg mehr um Naturschutz geht, stehen auf Schwelmer Gebiet die geologischen Formationen im Mittelpunkt. „Ich möchte dort keinen Spritzbeton oder Netze.“ Voigt spricht mögliche Hangsicherungsmaßnahmen an. Bei dem Kauf der Flächen und vor allem des 742 Meter langen Eisenbahntunnels sei es ihm um den geologischen Aspekt gegangen und nie um einen Radweg. „Man kann das aber gern miteinander vereinen“, sagt er, aber behutsam und nicht auf Kosten der Natur.

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Wie der Radweg heißen soll, steht auch schon fest: „Radweg unter dem Karst – Von der Ruhr zur Wupper“. Insgesamt hat der Abschnitt des Radwegs eine Länge von etwa drei Kilometern, davon liegt ungefähr die Hälfte je auf Schwelmer und auf Gevelsberger Stadtgebiet. Die letzten Meter Richtung S-Bahnhaltestelle Gevelsberg-West führen entlang der Bahnstrecke. Um die Radler vor der Hochspannungsleitung der Bahn zu schützen, muss ein Bereich eingezäunt werden. Die Gespräche mit der Bahn laufen. Der Radweg, der natürlich auch von Fußgängern genutzt werden kann, soll eine Breite von 3,50 Metern haben. Beide Kommunen verweisen auf die große Bedeutung des Radwegs, sowohl für den Alltagsradverkehr, der nahezu ohne Steigung von Gevelsberg nach Schwelm gelangt, als auch für Nutzer in ihrer Freizeit. Auch Stefan Voigt sieht in diesem Radweg einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz. „Das wird ein spektakulärer Radweg“, da ist sich der Ennepetaler sicher.