Schwelm/Gevelsberg. Auto-Freunde treffen sich trotz klaren Verbots durch das Ordnungsamt. 160 Teilnehmer wagen nach Polizeieinsatz zweiten Versuch in Gevelsberg.

Als ein Auto nach dem anderen auf den Tedox-Parkplatz an der Drehbank in Gevelsberg rollte, die Leute ausstiegen und ohne Masken und Abstand ihre Wagen begutachteten, zögerten viele Zeugen nicht lange und meldeten der Polizei das illegale Tuningtreffen in Gevelsberg. Das ging über eine Kleinigkeit weit hinaus und hat Auswirkungen auf die ganze Szene. Außerdem begann die Geschichte bereits deutlich früher – in Schwelm.

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Vor einiger Zeit meldete sich laut Aussage des Schwelmer Ordnungsamts-Chefs Christian Rüth ein Auswärtiger bei der Stadt Schwelm, der ein Tuningtreffen auf einem Parkplatz an der Saarstraße abhalten wollte. Laut Polizei soll es sich dabei um das Gelände der Metro handeln. Dieser Anfrage erteilte die Stadtverwaltung allerdings eine Absage. „Der Grundstückseigentümer hatte keine Genehmigung zur Nutzung der Fläche erteilt. Fragen zur Veranstaltung nach Corona-Schutzverordnung konnten nicht abschließend geklärt werden“, teilt die Stadt Schwelm mit.

Eigentümer verbietet Veranstaltung

Nach Informationen dieser Zeitung soll es sich insbesondere darum gehandelt haben, dass keine Abzäunung für Zugangskontrollen geregelt war, Datenerfassung sei nicht gewährleistet gewesen. Solche Veranstaltungen sind insbesondere seit den gestiegenen Anforderungen durch die Corona-Pandemie genehmigungspflichtig. „Im Vorfeld sind diverse Fragen zu klären. Auch mit der Polizei“, teilt Christian Rüth mit. Schließlich besteht ein Ansammlungsverbot nach der Corona-Schutzverordnung und es müsse zunächst geklärt werden, ob die jeweilige Veranstaltung zu den potenziell erlaubten zählt. „Je nach Größenordnung ist dann aber auch noch ein Hygiene- und Infektionsschutzkonzept erforderlich“, heißt es von der Stadt Schwelm.

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So weit mussten die Ordnungsbehörden und die Veranstalter aber gar nicht gehen, denn es lag je keine Erlaubnis des Parkplatzbesitzers vor. Dennoch gingen bei der Kreispolizeibehörde auch nach Absage der Veranstaltung alle Alarmglocken an. Es gab Hinweise darauf, dass das Trefen trotzdem stattfinden sollte. „Wir sind präventiv dort hingefahren“, sagt Vera Viebahn, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr. Die Beamten trafen ein, bevor die Veranstaltung richtig im Gange war. Laut Informationen dieser Zeitung sollen die Tuner Wachposten mit Funkgeräten aufgestellt haben, die vor dem Eintreffen der Polizei gewarnt haben sollen. Als die Beamten eintrafen, befanden sich etwa zehn Wagen auf dem Parkplatz. Die Polizei sprach Platzverweise aus, stellte keine Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung fest und löste die Veranstaltung schließlich auf.

Doch damit gaben sich die Besitzer der schnellen und schönen Autos nicht zufrieden. Denn nur einen Tag später – am Samstag, 11. Juli – rollten die Wagen plötzlich An der Drehbank auf den großen Parkplatz vor dem Tedox-Markt. Hiervon hatte die Kreispolizeibehörde im Vorfeld nichts mitbekommen, wurde aber von den Tuning-Fans selbst vor Ort aufgeklärt. Diese teilten mit, dass dies Ersatzveranstaltung für den Ausfall in der Nachbarstadt sei. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 70 Autos und etwa 160 Personen auf dem Parkplatz an der Drehbank – ohne Masken, ohne Abstand.

Schweigen zum Veranstalter

Auch hier lag keine Genehmigung vor. Das Ordnungsamt der Stadt Gevelsberg hatte keine Anfrage erhalten, so dass die Polizei auch diese Veranstaltung auflöste und am Ende eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die Corona-Schutzverordnung schrieb.

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Von Andreas Gruber und Carmen Thomaschewski

Doch wer steckt hinter diesen Treffen? Polizei und Ordnungsamt der Stadt Schwelm schweigen auf Nachfrage dieser Redaktion zu den Veranstaltern aus Datenschutzgründen. Vermutungen, es könnte sich um die gleichen Leute handeln, die auf dem Real-Parkplatz in Wuppertal-Langerfeld regelmäßig bei ihren Tuning-Treffen die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich ziehen, sind reine Spekulation.

Fakt ist hingegen, dass es sich nicht um den Schwelmer Michael Glow handelt, der im vergangenen Jahr das hochkarätige Treffen „Cars in the City“ in der Schwelmer Innenstadt ausrichtete. „Damit habe ich nichts zu tun. Wir planen auch nicht über Nacht. Cars in the City hatte zweieinhalb Jahre Vorlauf und wir haben uns an alle Vorschriften gehalten.“ Ob diese Veranstaltung irgendwann wiederholt wird, lässt er derzeit noch offen.