Schwelm. Das Brunnenhäuschen in Schwelm muss saniert werden. Es ist das Symbol der Nachbarschaft Brunnen und in Eigentum der Stadt Schwelm.
Die Kreisstadt hat drei Wahrzeichen: die Christuskirche, das Haus Martfeld und das Brunnenhäuschen. Martfeld wurde gerade für eine Million aufwendig saniert, die Christuskirche wird noch weitere Jahre mit einem Millionenaufwand für die nächsten Jahrzehnte „haltbar“ gemacht. Und dem Brunnenhäuschen steht die Grundsanierung noch bevor.
Ein Wahrzeichen der Stadt
Das Brunnenhäuschen gehört wie Haus Martfeld zu den insgesamt 53 Objekten, um die sich das städtische Immobilienmanagement unter Leitung von Thomas Striebeck zu kümmern hat. „Es ist ein Denkmal ersten Grades“, sagt Striebeck. Und Denkmäler wollen gepflegt werden. Im Fall des Brunnenhäuschens, das im Park zwischen Brunnenstraße und Milsper Straße zu finden ist, wird es wohl eine sechsstellige Summe sein, die die Stadt im kommenden Jahr in den Hand nehmen muss. Bis es so weit ist, muss allerdings erst einmal genau nachgeschaut werden, was überhaupt für Arbeiten anstehen. Klar ist für Thomas Striebeck nur: „Das Gebäude muss vollumfänglich angepackt werden.“
Bereits im Jahr 2008 stand eine größere Sanierungsmaßnahme an. Das Schwelmer Brunnenhäuschen, eines der Wahrzeichen der Stadt und bauliche Erinnerung an Schwelms „große Zeit als kleine Kurstadt“ mit Heilwasserquelle und Badebetrieb im 18. Jahrhundert, litt große Not. Das kleine, feine Gebäude im Brunnenpark war in einen schlechten Zustand geraten, weil wegen unzureichender Dachentwässerung Feuchtigkeit eingedrungen war.
1998 schon einmal grundsaniert
Die Wilhelm-Erfurt-Stiftung für Kultur und Umwelt, Schwelm sprang damals dem bedrängten Baudenkmal mit gut 11.000 Euro bei und finanzierte seine Instandsetzung. So wurden in Absprache mit dem Denkmalamt neue Regenrinnen und Fallrohre aus Kupfer eingesetzt. Hölzer mussten ausgetauscht werden, Malerarbeiten wurden notwendig und zudem stand eine Teilerneuerung des Gesimses an. Überdies wurden zahlreiche Schieferplatten erneuert. Mitarbeiter der Technischen Betriebe Schwelm waren seinerzeit ebenso am Werke wie Handwerker lokaler und regionaler Firmen. Maler, Schreiner, Dachdecker und Tiefbauer legten Hand an.
Der verstorbene Altbürgermeister Dr. Jürgen Steinrücke bezeichnete den Eingriff damals als „Rettung in letzter Minute“. Die bautechnische Sicherung habe nichts weniger bedeutet, als dass das Brunnenhäuschen den Schwelmern als eines der schönsten Wahrzeichen der Stadt erhalten bleibe. Der Dank der Stadt galt damals Schwelms Ehrenbürger Wilhelm Erfurt und dessen gemeinnütziger Stiftung.
Übrigens: Zehn Jahr zuvor, 1998, stand für das Brunnenhäuschen schon einmal eine große Sanierung an, in deren Rahmen massive Schäden an den Wänden und Mauerblenden, der Holzdecke und den Türen behoben wurden.
Das Brunnenhäuschen ist auch das Symbol der Nachbarschaft Brunnen. Eine Miniaturausgabe des Denkmals führt alljährlich als Einführungswagen die Beiträge der Nachbarschaft im Heimatfestzug an. Es erinnert damit jedes Jahr an die glanzvollen Tage der „Kurstadt“ Schwelm. Dem Protokollbuch des Vereins aus dem Jahre 1937 ist zu entnehmen, dass die Brunner „Nohberschaft“ schon 1936 als Kirmesverein existierte und bereits an den Festzügen der Jahre 1937 und 1938 erfolgreich teilnahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg formierte sich die Nachbarschaft am 2. April 1949 neu.
Der Schwelmer Gesundbrunnen
Heute erinnern neben dem denkmalgeschützten Brunnenhäuschen das Hotel Fritz am Brunnen (vorher „Haus Friedrichsbad“), die Brunnenstraße und einige wenige benachbarte Fachwerkgebäude an Schwelms glanzvolle Vergangenheit als Stadt mit einem Gesundbrunnen.
Heilquelle im 18. Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert sorgte eine Heilquelle für den Zustrom gesundheitsbewusster Menschen aus nah und fern. Bald entstand am Schwelmer Brunnen ein Kurviertel mit Gasthäusern und vielerlei Lustbarkeiten. Reisende Theatergruppen gaben umjubelte Vorstellungen mit Werken der beliebtesten Dramatiker ihrer Zeit.
Die Quelle sprudelte im doppelten Sinne. So ging es zwar immer um die Wirksamkeit des Heilwassers, aber natürlich wollten die Betreiber des Badewesens auch auf ihre Kosten kommen. Die Rolle der Gastwirte, die für Quartier und Badestuben sorgten, war so wichtig wie die diverser Badeärzte.
Berichte über die Wirkung der Bade- und Trinkkuren fallen unterschiedlich aus und haben sicher nicht von ungefähr immer auch etwas mit dem Bemühen der jeweiligen Ärzte um ihr Renommee zu tun. Mal galt das Wasser der Quelle als der Gesundheit abträglich, dann wieder priesen Stimmen wunderbare Effekte, die sich z.B. auch auf ertaubte Menschen bezogen. Die meisten Brunnen-Gäste kamen aus dem Schwelmer Umfeld. Fest steht: Schwelm machte seinerzeit etwas her, was man keineswegs als possierliche historische Episode abtun kann. Hier am Brunnen hatte sich ein stabiler Wirtschaftszweig entwickelt, der seinesgleichen suchte.
Anfang des 20. Jahrhunderts lebte der Schwelmer Brunnen als Anziehungspunkt für das Publikum noch einmal auf. Durch Privatinitiative wurde um 1907 eine Pferderennbahn gebaut. Bis 1912 wurden dort Rennen ausgetragen. Mit dem Bau der Bahnlinie zogen die Pferdefreunde an die Oehde um. Davon zeugt noch heute der Straßenname An der Rennbahn.