Ennepetal. Läuseattraktion und Laufenten: Dr. Britta Kunz gibt Tipps, wie man natürlich und ohne Chemie gegen Schnecken, Läuse und Co. ankommt.

Mit dieser Schneckenzange können behutsam Schnecken abgesammelt werden. Das grüne Gefäß ist ein Schneckenkragen.
Mit dieser Schneckenzange können behutsam Schnecken abgesammelt werden. Das grüne Gefäß ist ein Schneckenkragen. © WP | Carmen Thomaschewski

„Aus ökologischer Sicht gibt es keine Schädlinge“, sagt Dr. Britta Kunz. Wenn die Natur intakt sei, befinde sich alles im Gleichgewicht, alles habe seine Bedeutung, erklärt die Leiterin der Biologischen Station, die für den Ennepe-Ruhr-Kreis zuständig ist. Sie ist aber auch Hobbygärtnerin und weiß, wie viel Ärger Schnecken, Läuse und Co. im Gemüsebeet machen. Sie verrät, wie man die verfressenen und ungebetenen Gäste schonend von den Pflanzen fernhalten kann.

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„Wenn es den Menschen nicht gäbe, dann wäre hier überall Wald“, erklärt Dr. Britta Kunz. Kein Acker, keine Wiese und schon gar kein Garten. „Eigentlich betreiben wir einen ständigen Kampf gegen das ökologische Gleichgewicht, wenn wir einen Garten anlegen – und deshalb müssen wir auch viel Arbeit investieren.“ Und das derzeit tagtäglich.

Schnecken

Der Regen lockt die Schnecken derzeit verstärkt hervor und vor allem nachts begeben sich die schleimigen Gesellen auf Fresstour durch das Gemüse. Dr. Britta Kunz schützt ihre Zucchini mit einem sogenannten Schneckenkragen. Wie ein Rührtopf sieht dieser aus und umgibt die Pflanze. Das entscheidende ist die obere Kante. Die muss steil sein und nach außen geklappt, damit die Schnecke nicht über den Rand kommen kann.

Dieser Schneckenzaun schützt das Gemüsebeet.
Dieser Schneckenzaun schützt das Gemüsebeet. © WP | Carmen Thomaschewski

Gleiches System, aber eine andere Optik bietet ein Schneckenzaun. Dieser umfasst nicht eine einzelne Pflanze, sondern ein ganzes Beet. Der Typ von der Fachfrau: Keinen eigenen Kompost im Inneren verwenden. Die Gefahr, dass Schneckeneier drin sind, ist groß. Dr. Britta Kunz weiß, wovon sie spricht. Statt die nimmersatten Tierchen auszusperren, hat sie sie sich hinein geholt. Gekaufter Kompost sei erhitzt und dadurch schneckenfrei.

Über Sand und Holzkohleasche gelangen die Tierchen mit ihrem Schleimfuß auch nicht. Das Problem hierbei ist. Wenn es stark regnet, wird der aufgehäufte Sandwall schnell weggespült.

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Wenn alles nicht hilft, muss man selbst ran. Mit der Schneckenzange können die nachtaktiven Tiere schonend aufgehoben werden. Dr. Britta Kunz setzt sie weit ab von ihrem Gemüsebeet in einen Randstreifen. „Bitte nicht dem Nachbarn bringen“, sagt sie. Und nicht in eine Bierfalle locken. Sie ertrinken dort und außerdem werden noch mehr angelockt. Das sorgt für einen regelrechten Freibiereffekt bei Schnecken.

Lebende Schädlingsbekämpfer

Die beste und natürlichste Lösung, um die Schneckenpopulation zu verkleinern, wäre ein Igel. Laub- und Reisighaufen mögen die Allesfresser gern und beziehen bestenfalls Quartier im Garten und begeben sich auch auf Schneckenjagd. Bei Laufenten stehen Schnecken ebenfalls auf dem Speiseplan.

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Die natürlichen Gegenspieler von Käfern und Larven sind Schlupfwespen. Sie legen ihre Eier in die Larven, geschlüpft fressen sie ihren Wirt auf. Dieses parasitäre Verhalten ist nützlich im Kampf gegen Schädlinge. Schlupfwespen sind nicht für den Menschen gefährlich und können auch gekauft werden.

Geheime Pflanzenanzucht

Es gibt derzeit nichts, was ich häufiger im Garten zu Gesicht bekomme. Sie schleichen sich im Schutz der Dunkelheit heran und machen sich über alles her, was sie bisher noch übrig gelassen haben. Die Reste der Paprikapflanzen, sogar in die Pfefferminzstecklinge sind sie reingekrochen, die ich voller Freude von Karin Dumke erhalten habe und versuche groß zu ziehen, versteckt auf der Terrasse. Nur noch zwei angefressene Exemplare sind noch da.

Eine Tigerschnecke habe ich leider noch nicht in unserem Garten entdeckt. Wie Dr. Britta Kunz mir erklärt hat, machen sich diese dunkel gepunkteten Nacktschnecken über die Eier der gartenüblichen , rötlichen Nacktschnecke her. Diese Schnecke wäre bei uns sehr willkommen. Dafür war die Beerenernte zum ersten Mal richtig gut, der Rhabarber ist mit einer Vanilleschote und Korn angesetzt und der Gründünger blüht bereits.

Ich habe angefangen, Tontöpfe auf der Terrasse zu bepflanzen. Der Besuch bei Wolfgang Flüs in der vergangenen Woche in Gevelsberg war nachhaltig. Das sah so toll bei ihm aus, das möchte ich jetzt auch versuchen. Und das mit dem Paprika, versuche ich auch zu retten. Ich ziehe neue Pflanzen auf und packe sie ins Hochbeet zum Pflücksalat. Das einzige Gemüse, das bislang unbehelligt vor sich hin wächst, auch wenn ich es etwas zu spät gesät habe.

Läuse

Noch so ein Plagegeist, aus Sicht manch eines Hobbygärtners ist die Blattlaus. Marienkäfer sind die natürlichen Feinde. Sind sie nicht da, müssen andere Methoden herhalten. „Am besten setzt man eine Läuseattraktion in den Garten“, sagt Dr. Britta Kunz. Die Kapuzinerkresse ist bei Läusen heiß begehrt, was dafür sorgt, dass Tomaten- und andere Gemüsepflanzen links liegen gelassen werden. Meistens jedenfalls. Vertreiben kann man sie auch mit Brennnesseljauche. Pflanzen in einen Eimer mit Wasser geben, bis zu zehn Tage unter Luftabschluss gären lassen, dabei täglich umrühren und dann 1:10 verdünnt auf die Blätter spritzen. Am besten ist aber Vielfalt in Beet, mit Pflanzen, die sich gegenseitig schützen. Wie Möhren und Zwiebeln oder Tomate mit Basilikum.

Zünsler

Wenn man die Zünsler im Buchsbaum entdeckt hat, ist es meist schon zu spät, dann haben die grün-schwarzen Raupen sich von innen nach außen gefressen und nur ein Gerippe hinterlasse, das im Restmüll entsorgt werden muss. Was gegen einen Befall hilft? Dranbleiben, abpflücken und töten. Das sagte Gärtnermeister Volker Hell aus Gevelsberg im vergangenen Jahr. Andere schwören auf eine Mischung aus Essig, Wasser, Spülmittel und Öl.

Zünsler treiben auch in diesem Jahr in Buchsbäumen ihr Unwesen
Zünsler treiben auch in diesem Jahr in Buchsbäumen ihr Unwesen © WP | Carmen Thomaschewski

Wichtig ist, schnell befallene Stellen rauszuschneiden. 24 Stunden lang dem Buchsbaum eine schwarze Mülltüte überziehen und die Sonne den Rest erledigen lassen.

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Das kann auch gut funktionieren. Wichtig ist nur, danach ordentlich zu wässern. Übrigens: Manch eine Schlupfwespe ist auch gut gegen den Zünsler, weiß Kunz.