Ennepetal/Breckerfeld. Andernorts droht eine Verschmutzung durch Nitrat und Co.. Es gibt einen Grund, warum das für die Wasserqualität der Ennepetalsperre nicht gilt.
Der Hof der Familie Abel am Funkenhaus nahe des Ortsteils Altenbreckerfeld liegt direkt auf dem Quellgebiet des Baches „Kehrbecke“, und der schlängelt sich durch Weiden und Wiesen und ergießt sich in die Ennepetalsperre. Eigentlich wäre das ein Problem, nicht so bei den Abels und auch nicht bei weiteren 72 landwirtschaftlichen Betrieben, die im Wassereinzugsgebiet der Ennepetalsperre liegen. Eine Verschmutzung des Talsperrenwassers durch Landwirtschaft finde nicht statt. Der Nitratgehalt sinke seit Jahren. Das Talsperrenwasser, das die AVU im Wasserwerk Rohland unterhalb der Talsperre aufbereitet und damit die Bevölkerung in weiten Teilen des Ennepe-Ruhr-Kreises versorgt, habe beste Qualität.
Wasserqualität lässt sich schmecken
„Man schmeckt es auch“, war am Donnerstag zu hören, als hochrangige Vertreter aus Politik, Landwirtschaft und der AVU bei Abels zusammenkamen. Serviert wurde natürlich auch AVU-Wasser. Sie waren gekommen, um die fast 30-jährige Kooperation und somit die Zusammenarbeit zwischen Landwirten und dem größten Trinkwasserversorger im Ennepe-Ruhr-Kreis mit viel Lob zu würdigen und auch für die Zukunft zu festigen.
Gleich zu Beginn machte Gastgeber Christian Abel (26) deutlich: „Wir haben hier kein Nitratproblem.“ Die Zusammenarbeit zwischen den Landwirten und der AVU sei von gegenseitigem Nutzen und Vertrauen geprägt, betonte Christian Abel. Uwe Träris, Vorstand der AVU, stellte die Vorteile für die AVU-Kunden heraus: „Neben den seit Jahren guten Nitratwerten weit unterhalb der Grenzwerte sichern wir gemeinsam mit den landwirtschaftlichen Betrieben die Wassergüte. Sonst wäre die Trinkwasseraufbereitung aufwendiger und damit auch teurer für die Verbraucher.“
In einem Boot
Uwe Träris blickte über den Ennepe-Ruhr-Kreis hinaus und fügte hinzu: „Wir sitzen in einem Boot mit den anderen Wasserversorgern, die ebenfalls im Einzugsgebiet der Talsperren mit den Landwirten kooperieren.“ Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann vom NRW-Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft führte die vielen Gefahren auf, die dem Wasser drohen. „Sie haben aber mit der Kooperation den richtigen Weg gefunden“, sagte er und ergänzte danach anerkennend: „Hier bei Ihnen läuft es sehr gut.“
Landrat Olaf Schade, der für diesen Termin extra seinen Urlaub unterbrach, sprach von einer Vorreiterschaft von Ennepe-Ruhr-Kreis und AVU bei der Kooperation mit den Landwirten. Schade wandte sich direkt an die Familie Abel. „Die beim Bau des Stalles aufgetretenen Probleme sind beseitigt.“ Das bestätigte die Familie gegenüber dieser Zeitung.
Bei dem Treffen gab es viel Lob für das Ehepaar Wolfgang und Petra Abel und Sohn Christian. Der neue Stall habe einen integrierten Güllekeller. Darin könne Gülle bis zu einem Jahr gelagert werden und dann ausgebracht werden, wenn es betrieblich und von der Witterung her passe. Präsidiale Worte gab es auch: Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, fordert mit Blick auf die Erfolge im Trinkwasserschutz, Kooperationen in die Bereiche außerhalb von Schutzgebieten zu tragen. „Freiwillige Kooperation muss Vorrang vor einem zu strengen und wenig auf die örtlichen Gegebenheiten angepassten Ordnungsrecht haben.“
Der Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer erläuterte, dass die Beratung der Kammer in Sachen Gewässerschutz auch ein konkretes Beispiel für die Kooperation sei. Er stellte den Wasserberater Marius Bußmann vor.
Thomas Lay stellvertretender Bürgermeister in Breckerfeld, würdigte die Landwirtschaft. Er sorgte für ein Schmunzeln, als er sagte: „Ich habe gehört, dass früher der Mann vom Wasserwerk im wahrsten Sinne des Wortes vom Hof gejagt wurde. Heute begegnen sich Landwirte und AVU freundschaftlich und auf Augenhöhe.“
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Als Christian Abel über den Hof führte, ergriff Heiner Born, der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Breckerfeld, das Wort: „Ich wünsche mir Kooperationen auf vielen Gebieten. Es muss ein Miteinander und kein Gegeneinander sein.“ Heiner Born erhielt Beifall, es war der einzige beim Termin.