Ennepetal. Kräuterexpertin Karin Dumke weiß, worauf es beim Kräutergarten ankommt und wie er gelingt. Sie gewährt Einblicke in ihren Garten in Ennepetal.

„Thymian, Lavendel, Rosmarin, Minze und Salbei gehören in jeden Kräutergarten“, sagt Karin Dumke und streicht sanft über die Zweige. „Sie riechen nicht nur gut und sehen schön aus, sie sind auch robust und anspruchslos“, erklärt die ausgebildete Kräuterfachfrau. Und sie haben eine heilende Wirkung.

Vor allem der Thymian sticht mit seinem Duft hervor. Er sei wohltuend bei Husten, wirke antibakteriell und schmecke in kräftigen Gerichten. Aber Vorsicht, warnt Karin Dumke, „die Dosis macht es“, zu viel sei schädlich, die ätherischen Öle seien nicht für jeden geeignet und man soll nur das zubereiten, was man zu 100 Prozent kennt.

Vorsicht bei der Dosis

Die Ennepetalerin hat die Heilpflanzenschule in Dortmund besucht, eine Ausbildung bei der Kneipp-Akademie in Bad Wörishofen gemacht und lädt in unserer Region zu Kräuterwanderungen ein. Jetzt führt sie durch ihren Garten in Rüggeberg, in dem dutzende Kräuter wachsen. Wild, bunt, mediterran. „Eine Kräuterspirale habe ich noch nie gehabt“, sagt sie.

Auch interessant

Das Prinzip sei aber dasselbe. Die Kräuter wachsen nebeneinander, harmonieren, schützen sich gegenseitig und bilden trotz ihrer Unterschiede eine Einheit. Lavendel hält Blattläuse fern, Salbei Fressfeinde wie Raupen. „Aus Schachtelhalm kann man übrigens eine gute Jauche machen, um befallene Pflanzen von Schädlingen und Pilzen zu befreien“, sagt sie und zeigt auf einen Eimer. Er ist mit Wasser und dem klein geschnittenen Kraut gefüllt. In den nächsten 14 Tagen wird die Masse gären.

Salben, Öle und Tinkturen

„Eure Nahrung soll Eurer Heilmittel sein und Eure Heilmittel soll Eure Nahrung sein“, zitiert Karin Dumke Hippokrates (460 - 370 v. Chr.) und gibt Tipps zum Nachmachen.


Kalter Ölauszug (Mazerat): Ein Marmeladenglas mit klein geschnittenen Kräutern nach Wahl 3/4 füllen. Mit hochwertigem Olivenöl auffüllen, so dass die Kräuter gut bedeckt sind, sonst bildet sich Schimmel. Vier bis sechs Wochen stehen lassen, ohne direkte Sonnenstrahlen, gelegentlich Schütteln. Auch Johanniskraut eignet sich dafür. Nach neuen Erkenntnissen wird das Hypericin zerstört. Dann durchsieben oder durch einen Kaffeefilter gießen. In Flaschen abfüllen und beschriften (Datum, Pflanze), kühl und dunkel lagern. Der Auszug braucht nicht in den Kühlschrank, da Olivenöl bei 5 Grad Celsius flockt. Mazerate nutzt man für Tinkturen (mit mind. 40 Prozent Alkohol) und Salben.
Erkältungs-Schmerz-Pfegesalbe:
100 ml Ölauszug mit 10 g Bienenwachs (Apotheke, Imker) mischen und im Wasserbad erwärmen, Bienenwachs schmilzt bei 60 Grad. Kühl rühren, eventuell ätherisches Öl zufügen. Dann in gesäuberten Tiegel füllen und beschriften. Mit dem Deckel erst nach vollständigem Erkalten verschließen. Geeignet sind besonders Thymian, Johanniskraut, Ringelblume und Rosmarin. Wer mehr wissen will, kann sich bei Karin Dumke melden.

„Bei der Gestaltung des Kräutergartens ist der Phantasie keine Grenze gesetzt“, weiß Karin Dumke. Ob in Töpfen, Schalen, Kräuterspiralen oder direkt im Boden:

räuter auf verschiedenen Ebenen: Vor allem die Pfefferminze hat es der Ennepetalerin angetan. Es gibt viele verschiedene Sorten.
räuter auf verschiedenen Ebenen: Vor allem die Pfefferminze hat es der Ennepetalerin angetan. Es gibt viele verschiedene Sorten. © WP | Carmen Thomaschewski

Entscheidend sei, was gefällt. Wichtig sei auch, sich vorab zu informieren, was die Kräuter brauchen, um sich zu entwickeln. Die italienischen Kräuter wie Oregano vertragen die pralle Sonne und Trockenheit. Minze mag es meist halbschattig. „Man muss wissen, wo die Pflanzen herkommen“ sagt Karin Dumke und zeigt auf die Himbeeren. Sie wachsen im Wald, deshalb mögen sie es eher schattig.

Auch interessant

Jetzt sei für Kräutergärtner eine gute Zeit, die Johanniszeit, genau genommen. Jetzt können Kräuter geerntet werden, am besten kurz vor der vollen Blüte. Feucht eingewickelt halten sie sich mindestens drei Tage im Kühlschrank. In getrockneter Form sei ihr Aroma aber noch besser. Einfach ausgebreitet auf Papiertücher legen, trocknen – und später in Gläsern aufbewahren. Als Tee eignen sich die meisten Kräuter sowieso, ob frisch oder getrocknet. Das Wasser sollte beim Aufgießen aber nicht kochen, sonst gehen zu viele ätherische Öle verloren. „Salbei schmeckt mit am besten und hilft bei Halsentzündungen und Magen-Darm-Problemen“, sagt Karin Dumke. Melisse, noch so ein robustes und gut duftendes Kraut, sei zur Entspannung am Abend als Aufguss geeignet, Pfefferminze wirkt belebend und sollte lieber morgens getrunken werden. Wie man an all diese Kräuter kommt? „Im gut sortieren Gartenmarkt“, sagt die Fachfrau.

Die rötliche Stelle bezeichnet Karin Dumke als Biopunkt.
Die rötliche Stelle bezeichnet Karin Dumke als Biopunkt. © WP | Carmen Thomaschewski

„Am besten holt man sie sich aber aus anderen Gärten. Ich bin ein Dieb, wenn mir was gefällt, breche ich mir eine Pflanze ab“, sagt sie und lacht. Daraus wird ein sogenannter Steckling. „Hier ist der Biopunkt.“ Sie zeigt auf eine Stelle am Stiel der Pfefferminze. Dieser müsse entweder im Wasser stehen oder aber in die Erde gesetzt werden. Irgendwann sprießen dort wieder Wurzeln. Meistens jedenfalls. Nicht alles gelingt, nicht jedes Kraut gedeiht. Die Erfahrung komme mit der Zeit.

Auch interessant

Karin Dumke hört auf ihr Bauchgefühl und rät jedem angehenden Kräuterfreund, sich einfach auszuprobieren. Ihr Tipp: Wer Töpfe bepflanzen will, sollte Bioerde nehmen und ab und zu düngen, Gießen und keine Scheu beim Schneiden, fast alle Kräuter wachsen weiter, nur nicht mit der Gartenschere in die hölzerne Struktur, das mögen die meisten Kräuter nicht.

Wer seinen Kräutergarten plant, sollte seinen Geschmack entscheiden lassen. Karin Dumke haben es die vielen verschiedenen Minzenarten angetan, ganz oben auf der Duftskala steht die Zitronenverbene mit ihrem frischen Zitrusaroma. „Das macht glücklich – Und darum geht es doch auch in einem Kräutergarten.“