Ennepetal. In unserer Serie „Lust auf Garten“ gibt Gärtnermeister Hansjörg Lipke aus Ennepetal Tipps für die Gestaltung des Balkons.
Bei der Balkongestaltung gilt: „Weniger ist mehr“, weiß Hansjörg Lipke. Der Gärtnermeister erklärt, wie die grüne Wohlfühloase gelingen kann – auch auf kleinem Raum und mit einfachen Mitteln.
Die Grundregeln
Entscheidend ist: Statt vieler kleiner Behältnisse lieber großvolumige nehmen, damit die Pflanzen Platz zur Entfaltung haben. Aber nicht nur das: In kleinen Töpfen trocknen Pflanzen schneller aus. „Das sorgt für Stress “, erklärt der Ennepetaler. Selbst wenn die Pflanze abends gegossen wird, sei sie mehr damit beschäftigt, ihren Wasserhaushalt zu regulieren als zu wachsen und sich zu entwickeln. Eine integrierte Wasseranzeige am Pflanzgefäß könne vor allem im Sommer sehr hilfreich sein. Bei der Auswahl der Gefäße gilt, was gefällt. Es sei aber wichtig zu wissen, dass helle Gefäße sich nicht so schnell aufheizen und Terrakotta-Gefäße zwar schön seien, aber einen höheren Pflegeaufwand bedürfen. Ihnen entweiche Feuchtigkeit und auch die Konsistenz der Töpfe ändere sich im Laufe der Zeit. Der Fachmann rät: Kunststofftöpfe wären am pflegeleichtesten.
Sämtliche Serien-Teile gesammelt
Sämtliche Teile, die im Rahmen unserer Serie „Lust auf Garten“erscheinen, werden wir auf unserer Internetseite www.wp.de/schwelm sammeln.
So haben Sie auch die Möglichkeit, jeden Teil noch einmal nachzulesen und sich auch in den kommenden Jahren Tipps und Anregungen aus unserer Serie„Lust auf Garten“ zu holen.
Die Teile werden jeweils nach Erscheinen in der gedruckten Ausgabe eingepflegt.
Die Taktung unserer großen Serie erfolgt zunächst 14-tägig, wird aber zum Sommer hin, wenn im Garten richtig Leben herrscht und viel Arbeit anliegt, auf wöchentlich erhöht. So möchten wir auch bei Ihnen die „Lust auf Garten“ steigern.
„Beim Kauf der Blumenerde sollte man lieber etwas mehr investieren“, sagt Hansjörg Lipke. Teurere Erde biete gleich mehrere Vorteile gegenüber günstiger. „Bei der Erde handelt es sich um ein Torf/Ton-Gemisch. Diese Erde kann gut Wasser speichern und den Langzeitdünger binden und über mehrere Monate gleichmäßig abgeben.“ Sein Tipp: „Nicht die Blumenerde für 2,99 Euro kaufen, sondern lieber 4.99 Euro investieren. Das Ergebnis lohnt sich.“ Die Pflanzen würden schöner und besser wachsen. Gute Erde sei zum Beispiel Geranienerde oder Premium-Erde.
Wichtig sei auch, nicht zu viele Pflanzen zu nehmen. „Sie bedrängen sich gegenseitig und kommen auch nicht richtig zu Geltung.“ Hansjörg Lipke betont, dass sie dadurch auch anfälliger für Krankheiten sowie Schimmel- und Läusebefall seien. Petunien, Geranien und Schneeglöckchen machen sich aus Sicht des Gärtnermeisters besonders gut auf einem Balkon. Entscheidend ist aber nicht nur der persönliche Geschmack, sondern auch die Eigenschaften der jeweiligen Pflanze.
Die Umsetzung
Offizieller Startschuss in die Pflanzsaison unter freiem Himmel sind die Eisheiligen am 15. Mai. Danach sei mit Frost wohl nicht mehr zu rechnen. Eine Bauernregel, die auch heute noch die Gärtnersaison prägt. Sind Behälter und Erde gekauft, geht es an die Auswahl der Pflanzen. „Auch auf die Farbgestaltung sollte man achten“, sagt Hansjörg Lipke. Rosa und violett würden gut harmonieren, ebenso wie gelb und orange. Mit weiß könne man zusätzlich Akzente setzen. Auch das richtige Arrangement sorge für ein schönes Bild. Hinten hoch, vorne Ranken, sorge für Abwechslung und Vielfalt. Und noch ein wichtiger Tipp: Pflanzen nicht in der prallen Sonne einpflanzen. Man sollte ihnen die Gelegenheit geben, sich zu akklimatisieren, sie ein, zwei Tage geschützt in den Schatten stellen. Hansjörg Lipke erklärt, warum das sinnvoll ist. „Man muss bedenken, dass die Pflanzen aus einem gut klimatisierten Gewächshaus kommen und auf einem Balkon landen, wo es vielleicht zugig ist oder sehr heiß.“
Und noch etwas, was der Pflanze guttut: Den Topf, in dem sie gekauft wurde, ordentlich wässern. Am besten den Behälter in Wasser untertauchen. Erst kommen Luftblasen. „Die entstehen, wenn das Wasser die Luft aus dem Wurzelballen verdrängt. Wenn es nicht mehr sprudelt, dann können sich die Wurzeln vollsaugen. Etwas abtropfen lassen und dann sind sie perfekt vorbereitet für das Einpflanzen“, erklärt der Gärtnermeister.
Die Sonne
Bei der Gestaltung des Balkons sollte auch auf die Sonneneinstrahlung geachtet werden. Hansjörg Lipke erklärt: „Wenn zum Beispiel nur morgens Sonne ist, dann sollte man Pflanzen nehmen, die für den Halbschatten gedacht sind.“ Wie etwa Fuchsien, Knoll- und Edel-Begonien. Die pralle Sonne mögen Margeriten, Geranien und Petunien. Ist es zu heiß, sollte man versuchen die Pflanzen zu schützen. Wenn man die Möglichkeit hat, könnte man ein Sonnensegel aufspannen. Und wenn es der Vermieter erlaubt, eine Markise anbringen. Auch ein Windschutz sei immer eine Entscheidung auch im Sinne der Pflanzen.
Die Vielfalt
Was für die Pflanzen gilt, ist auch für Obst und Kräuter gut. Es eignet sich Kernobst-Zwergsorten zu nehmen – wie Apfel, Birne oder Kirsche. Sie haben einen sehr langsamen Wuchs. „Aber auch sie benötigen große Gefäße und ausreichend Dünger“, sagt Hansjörg Lipke. Wichtig sei, dass man sich an die Pflegeanleitung zum Beispiel beim Rückschnitt hält. „Dann gelingt das auch mit dem Balkon-Obst.“ Ähnliches gelte für Stachelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Erdbeeren und Co. Die, weiß der Fachmann, „machen sich auch gut auf dem heimischen Balkon und sind gut, wenn man naschen will.“ Kräuter, die sich besonders für einen Balkon eignen, sind aus Sicht des Ennepetalers Salbei, Thymian, Oregano, Lavendel und Rosmarin. „Sie blühen wunderbar, eignen sich auch gut für Insekten und sehen toll aus.“
Wenn man wenig Platz hat, zur Verfügung biete sich ein Etagengestell an. Darin könne man Pflanzen, Obst und Kräuter auf mehreren Ebenen gut mixen. Aber auch hier gilt: nicht zu eng zusammenstellen. Ampelpflanzen bieten auch eine schöne und platzsparende Möglichkeit. „Aber bitte nicht so hoch anbringen, damit man sie auch noch gießen kann.“ Lipkes Tipp für alle Insektenfreunde sind bunte Saatmischungen, die es zu kaufen gibt. „Heraus kommt eine kunterbunte Blumenwiese mit Kornblumen, Margariten etc. Das ist auch toll für Familien mit Kindern. So sehen sie, was passiert, wenn man Samen sät.“ Eine spannende Angelegenheit.
Egal ob Jung oder Alt, es ist schön zu sehen, wie sich die Pflanzen entwickeln. Vor allem auf dem heimischen Balkon.