Gevelsberg. Die Gevelsbergerin Lore Störring gestaltet ihren Garten nach einem Mischkultursystem. Das hat Vorteile für Tiere und Pflanzen.
Wer den Garten von Lore Störring betritt, dem wird eines schnell auffallen: Es summt und krabbelt an so ziemlich jeder Ecke. Die Gevelsbergerin hat ihr hauseigenes Grün als Mischkultur angelegt. Was auf den ersten Blick verwildert und alleingelassen wirken mag, folgt einem System. Darin ist alles aufeinander abgestimmt – zum Wohle der Flora und Fauna, aber auch für das eigene Empfinden.
„Das ist nichts für Leute, die eine Rasenkante brauchen“, macht Störring schnell klar, wenn sie über ihren Garten spricht. Entlang zweier großer Beete, die durch mehrere Baumstämme eingefasst sind führt sie über das Gelände neben ihrem Haus. Spinat, Erbsen, Bohnen, Salat, Tomaten, Gurken, Erdbeeren und mehr sind hier zu finden. Zwischendrin immer wieder Pflanzen, die besonders gut für Insekten sind, beispielsweise Taubnesseln oder Gundermann.
Auf der anderen Seite des Gartens wächst ein Stück Wiese ungestört in die Höhe. Lediglich einen kleinen Weg haben Lore Störring und ihr Mann gemäht. Er führt in den hinteren Teil des Grundstücks, wo zwei Liegen an einem kleinen Bach neben einem großen Haufen Totholz stehen. „Der darf in keinem Naturgarten fehlen, weil er ein geschützter Raum für Vögel und Insekten ist“, erklärt die 52-Jährige, die beruflich die Verwaltung der Fliedner-Klinik Gevelsberg leitet.
Biogartenpionierin als Vorbild
Alles soll in ihrem Garten so natürlich wie möglich ablaufen. Dabei orientiert sich Störring am Mischkultursystem nach Gertrud Franck, einer deutschen Biogartenpionierin, die von 1905 bis 1996 lebte. Demnach sollte ein Gärtner die gegenseitigen Beziehungen von Pflanzen untereinander berücksichtigen. So können zum Beispiel Karotten gut in Nachbarschaft zu Zwiebeln wachsen, nicht aber Petersilie neben Kopfsalat. Dabei geht es um Faktoren wie Platzbedarf oder Zeitanspruch.
Gepflanzt wird in Reihen, die in bestimmten Abständen zueinander stehen. Darin können die richtigen Pflanzen in der richtigen Nachbarschaft stehen und eine Monokultur vermieden werden. Die Pflanzen können sich so gegenseitig vor Schädlingen und Krankheiten schützen. Die Abstände zwischen den Reihen lassen das ganze Jahr über Platz für Bodenkompost.
Wichtig: Der Boden liegt niemals offen, sondern ist stets bewachsen, um Tieren Schutz und reifen Samen gute Bedingungen zum Keimen zu bieten. Der Mischkulturengarten lebt insgesamt aus seinen eigenen Quellen. Fremdstoffe müssen nicht hineingeholt werden.
Auf das Konzept ist Lore Störring im Internet gestoßen. Sie möchte durch ihre Gartengestaltung vor allem Insekten und andere Tiere fördern. Auf Gift will sie dabei so gut es geht verzichten und nur anpflanzen, was auch in die Region passt. Da sie aber auch aus ihrem Garten essen möchte, spielen ihre eigenen Vorlieben ebenso eine Rolle.
Versuchen und Scheitern
„Man muss schon entscheiden, was man gerne mag“, sagt sie. Der Rest ist vor allem vom Versuchen und Scheitern geprägt. „Man darf nicht denken: ,So mach ich das und dann klappt das’“, weiß Störring. „Bei den Einlegegurken war ich zu früh, die sind dann erfroren.“ Ehrgeiz sei gut, man müsse die Natur aber auch annehmen, rät sie. Das wiederum hat den Vorteil, dass sich wie in der Natur auch vieles im Garten von selbst regelt.
Circa drei Stunden Arbeit investiert Störring derzeit pro Woche für ihr privates Grün. „Vieles sät sich von selbst“, sagt die Gevelsbergerin und gibt ein weiteres Beispiel: „Disteln eignen sich gut, um mit ihren Wurzeln den Boden zu lockern.“ Wieder eine Arbeit, die ihr erspart bleibt. Bei den Pflanzen, die sie dennoch aus eigener Hand sät, achtet Störring darauf, dass sie biologisches Saatgut verwendet und alte Sorten wählt, um die Sortenvielfalt zu erhalten und ein nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.
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