Schwelm/Gevelsberg. Die Betreiber des Kinocenter Schwelm und des Filmriss in Gevelsberg erzählen, was Corona bislang für sie heißt.

Die Kinos profitieren nicht von den Lockerungen der Corona-Vorschriften, sie bleiben weiterhin geschlossen. Wahrscheinlich wird das noch bis zum 30 Mai andauern. Doch wie lange halten das Kinocenter Schwelm und das Filmriss in Gevelsberg ohne Einnahmen noch durch? Leere Säle kosten Geld, bringen aber keines ein. Wir haben nachgefragt.

„Leider ist derzeit kein Programm vorhanden“, ist auf der Internetseite vom Kinocenter Schwelm zu lesen. „Niemand weiß, wann wir wieder aufmachen. Die Filmverleiher haben alle Produktionen aus April und Mai verschoben“, sagt Sebastian Boos (30). 2011 hat er im Alter von 21 Jahren das Kinocenter Schwelm als Theaterleiter übernommen, in diesem Jahr folgte dann die Gesamtleitung von FTB Lumberg-Boos. Das Unternehmen betreibt auch das Palast-Theater in Menden und das Corso-Kino Radevormwald.

Zeit für Renovierungen

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„Unsere Einnahmen sind gleich Null“, bringt er es auf den Punkt. Es sei nicht die erste Krise, die seine Mutter in den vergangenen 40 Jahren durchstehen musste, erzählt Boos. „Sie hat die Kinokette allein aufgebaut, ohne Mann und mit Kind. Sie stand teilweise vor dem Bankrott.“ Doch hat sie ihre Lehren daraus gezogen, die ihrem Sohn heute Sicherheit geben: „Wenn man das einmal erlebt hat, will man das nie wieder und bildet deshalb Rücklagen. Ich habe gelernt, die gesparte Mark lieber in die Tasche zu stecken anstatt sie auszugeben“, befolgt er Mutters Rat.

Das ermöglicht es ihm, sogar jetzt in seine Kinos zu investieren und dort zu renovieren. „Ich kann nicht nur zuhause herumsitzen, ich muss was tun.“ In Radevormwald wurde bereits auf kostengünstige LED-Lichter im Eingangsbereich umgestellt und die Toiletten wurden erneuert. Auch in Schwelm will er renovieren, sobald die Reichenberger Stiftung, zu der das Kinocenter gehört, zustimmt.

Trotzdem: „Wenn sich das noch ein halbes Jahr lang zieht, werden die Kosten immens sein“, sagt Sebastian Boos. Die Ausgaben hält er so gering wie möglich. In allen drei Kinos sind die Projektoren abgeschaltet, die Server aber müssen an bleiben. Mitarbeiter habe er bisher keine entlassen.

5000 Euro Preisgeld

Sie arbeiten auf 450-Euro-Basis, das heißt sie haben keinen Anspruch auf Kurzarbeit und verdienen aktuell nichts. „Unsere größte Hoffnung ist aber, dass uns die Stiftung mit der Miete entgegenkommt“, so der 30-Jährige. Der Verkauf von Online-Gutscheinen während der Krise ist für ihn und seine Mutter keine Option: „Unsere Kunden müssten dabei 7 bis 15 Prozent an die Dienstleistungsfirma unseres Ticketsystems leisten und das möchten wir nicht“, erklärt Sebastian Boos.

Auch im Filmriss Gevelsberg bleiben die Sitze leer und die Leinwand aus. Der Kulturbetrieb musste ebenfalls zahlreiche Künstlerauftritte für März und April absagen.

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Doch zumindest virtuell schicken René Steinberg, Sascha Korf, Lioba Albus und Co per Videobotschaften Grüße nach Gevelsberg – zu sehen auf der Internetseite des Filmriss, www.filmrisskino.de. „Wir wollten unserem Publikum weiter etwas bieten. Wir sind zwar zu, aber nach wie vor noch da“, sagt Klaus Fiukowski (63) vom Filmriss Projektkino- und Veranstaltungsservice. Der Firma sind durch die Krise auch alle anderen Aufträge weggebrochen: kein Verleih von Bühnen oder Mobiliar, insgesamt hätten bundesweit 25 Open-Air-Kinos angestanden. Als Unternehmer mit sechs Beschäftigten hat Fiukwoski 15.000 Euro Soforthilfe vom Land erhalten. „Das ist klasse und hat uns über den ersten Schock hinweggeholfen.“ Das Filmriss profitiert zudem von einem Preisgeld: Einmal im Jahr prämiert die Film- und Medienstiftung NRW Kinobetreiber für ihr herausragendes Kinoprogramm mit einer Summe in Höhe von 5000 Euro. Aufgrund der Krise wurden die Preisträger aus dem Vorjahr prämiert, „wir hatten das große Glück, dabei zu sein“, so Klaus Fiukowski. Doch auch er könne nur von Monat zu Monat schauen. „Ich weiß nicht, wie es im Dezember oder Anfang nächsten Jahres aussieht und ob es uns dann noch gibt.“Kopf in den Sand stecken oder die Ärmel hochkrempeln, das seien die beiden Optionen. Der 63-Jährige hat sich für Letzteres entschieden. Gemeinsam mit der AVU lädt das Filmriss im Mai zum Autokino ein (wir berichteten). „Mal schauen, wie viel Geld uns das einbringt.“

Für das ausgefallene Bühnenprogramm gibt es schon Ersatztermine im Herbst. Tickets dafür können weiterhin bestellt werden, bereits erworbene behalten ihre Gültigkeit. Unterstützen kann man das Filmriss auch mit dem Kauf von Kino-Gutscheinen (zzgl. Portokosten).