Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Politiker hatte Kontakt zu Infiziertem. Klinikum Schwelm verhängt komplette Besuchssperre. Bürgertelefon überlastet. Die Betreuungssituation.
Das öffentliche Leben setzt immer mehr aus in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal. Am Montag begannen die durchgehenden Schließungen von Schulen und Kitas, das Helios-Krankenhaus in Schwelm riegelt sich so weit es geht von der Außenwelt ab, um seine Kapazitäten hoch zu halten. Außerdem sitzt Landrat Olaf Schade seit Wochenbeginn für zwei Wochen in häuslicher Quarantäne und wird seine Dienstgeschäfte damit von seinem Wohnort in Hattingen erledigen.
Der Landrat
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Landrat Olaf Schade hat die Anordnung zur häuslichen Quarantäne vom Gesundheitsamt erhalten, weil er Ende vergangener Woche an einer Sitzung teilgenommen hat, bei der ein im Nachhinein positiv Getester anwesend war. Wann bei den derzeit in ganz Deutschland völlig überlasteten Laboren ein Ergebnis vorliegt und wie groß die Konsequenzen bei einer Infektion möglicherweise für den Krisenstab des Kreises sind, dazu konnte am Montag noch niemand gesicherte Angaben machen. Angesichts der weiterhin sehr dynamischen Entwicklung und der von der Landregierung verkündeten Einschränkungen wurden aber zumindest sämtliche politische Sitzungen abgesagt.
Die für den Landrat angeordnete Quarantäne nimmt die Kreisverwaltung zum Anlass, das Verfahren zu erklären: Für Kontaktpersonen, also Menschen, die engen Kontakt zu einer nachweislich mit dem Coronavirus infizierten Person hatten, wird eine 14-tägige Quarantäne angeordnet. „Dies erfolgt zunächst mündlich, wenig später dann schriftlich in Form einer so genannten Ordnungsverfügung. Diese enthält auch alle notwendigen Hinweise inklusive der Aussage, dass die Quarantäne verpflichtend ist“, erläutert Astrid Hinterthür, Leiterin des Fachbereiches Soziales und Gesundheit der Kreisverwaltung.
Entwickeln die Personen in der Zeit der Quarantäne keine Symptome, können sie ihr Zuhause nach Ablauf der 14 Tage und erfolgter Genehmigung durch das Gesundheitsamt wieder verlassen. „Während der Quarantäne erhalten sie täglich einen Anruf von uns. Wir dokumentieren ihre Angaben zu ihrem Gesundheitszustand“, sagt Hinterthür.
Krankenhaus
Das Helios Klinikum Schwelm reagiert weiter auf die steigende Zahl bestätigter SARSCoV-2-Infektionen in der Region und spricht ein grundsätzliches Besuchsverbot aus. Diese Maßnahme wird präventiv ergriffen, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu reduzieren und Patienten und Mitarbeiter aktiv vor einer Infektion zu schützen. Ausnahmen werden nur in dringenden Einzelfällen und in Absprache mit dem medizinischen Personal gewährt. „Im Bereich der Kinderklinik werden durch die Mitarbeiter und Eltern eingeschränkte Sonderregelungen abgesprochen“, erläutert Sandra Lorenz, Pressesprecherin des Helios-Krankenhauses.
Ansprechpartner
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Derweil können die Mitarbeiter des Kreises die Fülle an Nachfragen kaum noch schultern. Sportstudios wollen wissen, ob sie ihre Türen nicht doch aufhalten dürfen, Vereine fragen, ob Treffen mit bis zu 30 Personen noch möglich sind und Gaststätten erkundigen sich nach den Bedingungen, die für sie gelten, damit sie noch Gäste bewirten können. Kreis und Städte werben dafür, von telefonischen Anfragen abzusehen, die auf allgemeine Antworten zum Coronavirus oder auf Verhaltenshinweisen abzielen“.
Für das Bürgertelefon des Kreises (02333/403 1449, täglich 8 bis 18 Uhr) heißt das: „Die Leitungen müssen für diejenigen frei gehalten werden, die befürchten, sich mit dem Corona-Virus infiziert zu haben“, sagt Ingo Niemann, Pressesprecher des Kreises. Trotz mehrfach aufgestockter Anrufplätze ist das Aufkommen aktuell nicht mehr zu bewältigen. Aus 400 Anrufen am Freitag sind am Montag mehr als 2100 geworden.
Um das Bürgertelefon zu entlasten, haben die Städte heute eigene Angebote eingerichtet: Ennepetal, 02333/979 333, täglich 8 bis 18 Uhr; Gevelsberg, 02332/771 441, täglich 8 bis 18 Uhr (ab Mittwoch, 18. März), Email: infotelefon@stadtgevelsberg.de; Schwelm, 02336/ 801294, montags bis freitags 8 bis 17 Uhr.
Kinderbetreuung
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Seit Montag sind auch in den Südkreis-Städten die Kindertagesstätten geschlossen, das Personal stand aber in der Regel für Auskünfte bereit. Aktuell erarbeiten die Städte Lösungen, wie die Betreuung von Kindern sichergestellt werden kann, deren Eltern im Gesundheitswesen arbeiten oder in einem Beruf, der für das Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung wesentlich ist.
Dazu gab es in Ennepetal ein Gespräch der Kita-Leitungskräfte, mit dem Ziel, auf Grundlage der vom Land verfügten Ausführungsbestimmungen eine möglichst einheitliche Regelung für die Stadt zu finden. Ergebnisse wurden am Montag nicht mehr bekanntgegeben.
Unspektakulär verlief die Betreuung in städtischen Kitas und an den Grundschulen in Schwelm. Weniger als 20 Kinder, deren Eltern am Arbeitsplatz als unabkömmlich gelten, mussten am Montag in den Kindertagesstätten betreut werden. An den vier Grundschulen sollen es jeweils zwischen drei und sieben gewesen sein.
Aus Gevelsberg gab es bis Redaktionsschluss keine Rückmeldung, wie die Betreuung in den Kitas und den Grundschulen verlaufen ist.