Ennepe-Ruhr. Eine Ennepetalerin ist mit dem Coronavirus infiziert. Darüber informierte der Kreis. Das Schwelmer Helios Klinikum verschiebt zudem künftig OPs.

Das Coronavirus hat Ennepetal erreicht. Der Ennepe-Ruhr-Kreis informierte am Freitagabend darüber, dass eine Ennepetalerin nachweislich erkrankt sei. Die Zahl der bestätigten Infektionen im Kreisgebiet steigt damit weiter an. Das Helios Klinikum in Schwelm kündigte derweil an, planbare Aufnahmen, Operationen und Eingriffe zu verschieben. Außerdem hat es neue Regeln für Patienten und Besucher festgelegt.

Ennepe-Ruhr-Kreis

Bei der erkrankten Frau handelt es sich um den ersten bestätigten Fall in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal. Die Frau sei in Ischgl (Österreich) Skifahren gewesen, so ein Sprecher der Kreisverwaltung. Zum Alter der Frau konnte er am Freitagabend keine Auskunft geben. Sie befinde sich derzeit in Quarantäne. Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen im Ennepe-Ruhr-Kreis ist am Freitag insgesamt um weitere 4 gestiegen. Damit liegt die Zahl der Erkrankten insgesamt jetzt bei 13. Die Betroffenen wohnen in Ennepetal (1), Hattingen (4), Sprockhövel (5), Wetter (1) und Witten (2). Die Zahl der begründeten Verdachtsfälle habe sich auf 71 erhöht. Sie verteilten sich auf Ennepetal (8), Gevelsberg (9), Hattingen (17), Herdecke (6), Schwelm (4), Sprockhövel (6), Wetter (5) und Witten (13).

„Für die bestätigten Fälle sowie für die begründeten Verdachtsfälle ist häusliche Quarantäne angeordnet“, so die Kreisverwaltung. Diese Vorgabe gelte darüber hinaus für 163 weitere Personen im Kreis. „Der Blick darauf, wie sich die Zahlen in dieser Woche entwickelt haben, verdeutlicht, wie dynamisch die Coronalage auch im Ennepe-Ruhr-Kreis inzwischen ist“, macht Astrid Hinterthür, Leiterin des Krisenstabes im Schwelmer Kreishaus deutlich.

Bürgertelefon beantwortet alle Fragen

Bürger aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, die Fragen rund um das Coronavirus haben, können sich an das Bürgertelefon unter der Rufnummer 02333/4031449 wenden.

Das Telefon ist täglich von 8 bis 18 Uhr erreichbar.

Die Zahl der Plätze wurde auf sieben aufgestockt. Da die Zahl der Anrufe parallel stetig steigt, ist allerdings mit Wartezeiten zu rechnen.

Am Wochenende ist das Bürgertelefon für allgemeine Fragen zum Coronavirus ebenfalls von 8 bis 18 Uhr erreichbar. Wer an Samstagen oder Sonntagen vermutet, sich mit dem Corona-Virus infiziert zu haben, wird durch den Hausärztlichen Bereitschaftsdienst, Rufnummer 116 117, beraten.

Antworten auf häufig gestellte Fragen liefert auch die Internetseite der Kreisverwaltung unter w ww.en-kreis.de.

Der Krisenstab hat in seiner Sitzung am Freitag mehrere Entscheidungen getroffen. Die für die Bürger wichtigste: Besuche aller Dienststellen der Kreisverwaltung sind bereits ab Montag nur noch mit Termin möglich. Ohne Termin gibt es keinen Zugang zum Kreishaus und zu allen Nebenstellen. Dazu zählen auch die Gebäude des Jobcenters EN. Vereinbart werden die Termine, die zudem nur für dringende Anliegen vergeben werden, von den jeweils zuständigen Sachbearbeitern. „Bitte nutzen Sie wann immer möglich Telefon, E--Mail und Brief, um Dinge mit uns besprechen und zu regeln“, lautet die Vorgabe.

Eine Absage erteilte der Krisenstab bis auf Weiteres auch allen von der Kreisverwaltung geplanten Veranstaltungen sowie Arbeitstreffen, die nicht zwingend notwendig sind. Nicht betroffen ist die Sitzung des Kreisausschusses am Montag, 16. März. Diese finde im Kreistagssitzungssaal statt und biete den Teilnehmern damit ausreichend Raum, um Abstand halten zu können.

Auch interessant

„Die mit den Entscheidungen verbundenen Einschränkungen sind für die Bürgerinnen und Bürger des Ennepe-Ruhr-Kreises erheblich. Dennoch führt daran aus unserer Sicht aber kein Weg mehr vorbei“, sagt Landrat Olaf Schade. „Es gilt schließlich auch, die Kreisverwaltung unter anderem mit Gesundheitsamt, Leitstelle und Krisenstab arbeitsfähig zu halten.“ Weniger Kontakte bedeuteten eben auch weniger Ansteckungsgefahr.

Das sagt Schade auch mit Blick darauf, dass es unter den Mitarbeitern der Kreisverwaltung seit Freitag den ersten begründeten Verdachtsfall gibt. Auch der Fahrplan für die mittlerweile zwei Fahrzeuge, die für die mobile Diagnostik im Einsatz sind, wurde vom Krisenstab angepasst. Anders als zunächst geplant, machen sich jetzt auch am Samstag und Sonntag Mitarbeiter von Hilfsorganisationen auf den Weg und sammeln Abstriche von Patienten ein, die als begründete Verdachtsfälle gelten. Geplant ist zudem, die Zahl der eingesetzten Fahrzeuge in der kommenden Woche weiter zu erhöhen.

Helios Klinikum

„Bereits seit einigen Tagen bereitet Helios seine 86 Kliniken darauf vor, zusätzliche Kapazitäten für die Versorgung von schwer verlaufenden Covid-Erkrankungen zu schaffen und intensivmedizinische und Beatmungskapazitäten zu erweitern“, sagt Sandra Lorenz, Sprecherin des Helios Klinikums Schwelm auf Nachfrage. „Dem Maßnahmenpaket der Bundesregierung werden wir folgen und planbare Aufnahmen, Operationen und Eingriffe in allen Krankenhäusern verschieben.“ Alle Patienten, deren Termine verschoben werden, würden aktiv vom Klinikum kontaktiert. Dabei würden folgende Kriterien gelten:
Eingriffe und Maßnahmen an Patienten werden dann verschoben, wenn nach medizinischer Einschätzung davon auszugehen ist, dass die Erkrankten in den kommenden zwei Monaten ohne diese Versorgung auskommen können.
Alle übrigen Maßnahmen und Eingriffe, die aus medizinischer Sicht keinen Aufschub erlauben, werden zügig vorgenommen, um die Kapazitäten, die es momentan noch gibt, zu nutzen.

Auch interessant

„Oberste Priorität ist es, sicherzustellen, dass ein Bett, das für die Versorgung von Corona-Patienten gebraucht wird, nicht blockiert ist durch einen anderen Patienten, der nicht zwingend zum jetzigen Zeitpunkt hätte versorgt werden müssen“, so Professor Andreas Meier-Hellmann, Helios-Geschäftsführer Medizin. Zur Bewertung der medizinischen Verfügbarkeiten beziehungsweise Ressourcen sei immer die tagesaktuelle Auslastung der intensivmedizinischen Betten und Beatmungsplätze sowie das zur Verfügung stehende Personal entscheidend, wie Sprecherin Sandra Lorenz erklärt. Für sich genommen sei keine dieser Angaben singulär aussagekräftig, sondern immer in Abhängigkeit zu sehen.

„Unser Krisenstab kommt täglich zusammen, um die sehr schnellen neuen Entwicklungen zu bewerten und sich über aktuelle Probleme und Fragen auszutauschen beziehungsweise schnell notwendige Entscheidungen zu treffen“, sagt sie. So legte das Klinikum auch neue Regeln für Patienten und Besucher fest. Personen (inklusive Kinder) mit Infektionssymptomen (Fieber, Husten, Atemnot) dürfen nicht den Haupteingang des Klinikums benutzen, sondern nur den ausgeschilderten Eingang zur Notaufnahme. Dieser befindet sich neben der Personalabteilung.

Auch interessant

Dort wird durch das Ambulanzpersonal eine Ersteinschätzung vorgenommen. Besucher gelangen weiterhin über den Haupteingang in die Klinik. Das Klinikum bittet aber darum, die Besuche stark einzuschränken. Hierzu gelten ab sofort diese Regeln:

Besuchszeit von 16 bis 19 Uhr

Maximal zwei Besucher pro Patient.

Kinder sollen zu Hause gelassen werden.

Besucher mit Erkältungssymptomen sollten zwingend von Besuchen in der Klinik absehen.

Da die Versorgungslage aktuell durch das stark eingeschränkte Marktangebot angespannt sei, habe das Klinikum die Ausgabe der Schutzmaterialien, wie Mund-/Nasenschutz und Desinfektionsmittel über seine Krankenhaushygiene zentralisiert und seine Mitarbeiter im Rahmen regelmäßiger Hygieneschulungen auch für den korrekten, indikationsgerechten Einsatz sensibilisiert, so Sprecherin Sandra Lorenz. „Konkrete Diebstähle konnten wir bisher noch nicht beobachten“, sagt sie.