Ennepetal. Der Firma BIW droht wegen der PCB-Problematik das Aus. Die Belegschaft ist besorgt und sieht sich als Opfer von Stimmungsmache in Wahlkampfzeiten.
Die Mienen sind versteinert. Den BIW-Mitarbeitern steht die Ungewissheit, die Sorge um ihren Arbeitsplatz und die Angst um die eigene Zukunft in den Gesichtern geschrieben. Es hat sich rumgesprochen in der Belegschaft, was Junior-Chef Lutz Stoffels bereits der Frühschicht berichtete und worüber nun die Mittagsschicht informiert wird: Dem Silikon-Verarbeiter mit Sitz in Oelkinghausen droht das Aus.
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Rund 100 Menschen stehen in der Produktionshalle und hören gebannt zu, was ihnen Firmenchef Lutz Stoffels, Geschäftsführer Thorsten Schwippert und Betriebsratsvorsitzender Jens Trust zu sagen haben. Die Informationen sind bedrückend. BIW habe die PCB-Emission bereits erfolgreich und merklich verringern können, so Lutz Stoffels. Man habe einen Maßnahmenplan entwickelt, wie die Arbeitsprozesse umgestellt werden können, so dass BIW am Ende PCB-frei produziert. Zuerst habe man in zwei Jahren soweit sein können, erläutert Lutz Stoffels. Als der Ennepe-Ruhr-Kreis den Druck erhöhte, nachdem erneut eine PCB-haltige weiße Flocke auf einem Nachbargrundstück gefunden wurde, habe man sich nochmal drangemacht und tatsächlich einen Weg gefunden, wie man doppelt so schnell am Ziel sein würde. „80 Prozent weniger bis zum Juli und 100 Prozent PCB-frei bis Ende des Jahres“, sagt Lutz Stoffels.
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Doch es habe nichts genutzt. Der Ennepe-Ruhr-Kreis habe sich in der Anhörung am Donnerstag nichts davon angenommen, teilen Geschäftsführer und Firmenchef mit. Die Verfügung des Kreises, den Einsatz des chlorhaltigen Vernetzers, der für die Entstehung von PCB verantwortlich ist, zu untersagen, steht somit weiter im Raum.
Jeder weiß, was das bedeutet
Aus der Belegschaft werden keine Fragen gestellt. Jeder weiß, was das bedeutet. Dies machten sie zuvor schon bei ihrer kurzfristig organisierten Demonstration deutlich, bei der mehr als 200 Mitarbeiter auf dem Firmengelände ihren Unmut vor laufenden Kameras zum Ausdruck brachten. „Rettet unsere Arbeitsplätze“ und „600 Familien aus politschem Kalkül auf der Straße“ steht unter anderem auf den Plakaten.
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Lutz Stoffels geht in der Mitarbeiterversammlung noch einmal darauf ein. Auf den Vernetzer zu verzichten, würde einen sofortigen Stillstand eines Großteils der Produktion bedeuten. Aufträge könnten nicht erledigt werden, Kunden würden abspringen. Drei Tage könne BIW das durchhalten, dann drohe das Aus, sagt Geschäftsführer Thorsten Schwippert im Anschluss gegenüber unserer Redaktion.
Die Belegschaft ist fassungslos. Es könne nicht sein, dass ein Landrat einfach so anordnen kann, was 600 Menschen den Arbeitsplatz kostet. Lutz Stoffels hält die Verhältnismäßigkeit für nicht mehr gegeben. Die Mitarbeiter nicken.
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Ein Beschäftigter spricht die Rolle der Bürgerinitiative an: „Wenn ich sehe, was das aufgebauscht wird. Das geschieht meiner Meinung nach absichtlich.“ Von Stimmungsmache in Wahlkampfzeiten ist die Rede und dass jeder sein eigenes Süppchen koche.
„Es geht hier aber auch um Beschäftigte, um Eure Arbeitsplätze und um Eure Zukunft“, erklärt Betriebsratsvorsitzender Jens Trust. Dies sei bisher viel zu wenig beachtet worden und müsse nun endlich in den Fokus gerückt werden. Es ist auch ein Appell an die Belegschaft.
Bürgerversammlung zum Thema PCB
Die Bürgerversammlung zum Thema PCB in Ennepetal findet am Freitag, 21. Februar, um 18 Uhr im Haus Ennepetal, Gasstraße 10, statt.
Kreisverwaltung, Stadt Ennepetal und Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) wollen über neue Ergebnisse und Erkenntnisse im Zusammenhang mit den PCB Funden in Oelkinghausen und Büttenberg informieren.
Die Botschaft ist angekommen. Gemeinsam wollen die Mitarbeiter sich auf den Weg machen zur PCB-Informationsveranstaltung am Freitagabend im Haus Ennepetal. Der Ennepe-Ruhr-Kreis, die Stadt Ennepetal und das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen wollen dann die Bürger über die jüngsten Erkenntnisse und Entwicklung in Sachen PCB informieren.
Dort wird auch die Bürgerinitiative vertreten sein, die zuvor zum Demonstrationsmarsch vom Marktplatz zum Haus Ennepetal aufruft (Start um 16.45 Uhr). Geschäftsführung wie auch Betriebsrat von BIW appellieren an die Belegschaft, nicht auf Konfrontation mit der Bürgerinitiative zu gehen.
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Dem Unternehmen selbst seien 15 Minuten Rederecht eingeräumt worden, um die Position von BIW darzulegen, berichtet Lutz Stoffels.