Ennepetal. Hochgradig mit PCB 47 belastete weiße Flocken: Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat seine Angaben zum Fund auf Nachfrage noch mal korrigiert.

Schlechte Nachrichten für alle, die gehofft hatten, dass sich die PCB-Belastung im Gewerbegebiet Oelkinghausen im Zuge der ganzen Untersuchungen und der angekündigten Maßnahmen zur Entschärfung der Situation verbessert hat. Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat am Freitagnachmittag darüber informiert, dass erneut weiße Flocken gefunden wurden. Sie seien „hochgradig“ mit PCB 47 belastet.

Nach Hinweisen von Bürgern

In der vom Kreis am Freitag um 14 Uhr veröffentlichten Mitteilung heißt es, dass „Mitarbeiter der Kreisverwaltung nach Hinweisen von Bürgern im Umfeld des Ennepetaler Unternehmens BIW in dieser Woche erneut weiße Flocken gefunden haben“. Auf Nachfrage korrigierte der Kreis später, dass die Flocken bereits in der Vorwoche auf einem Betriebsgelände in unmittelbarer Nachbarschaft zu BIW gefunden wurden. Das Untersuchungsergebnis habe vergangenen Dienstag vorgelegen.

Verunsicherung und Wut größer geworden

Der erneute Fund von PCB 47-belasteten weißen Flocken hat die Verunsicherung und die Wut vieler Menschen insbesondere in den betroffenen Gebieten noch größer werden lassen.

Wie kann es sein, dass weiter Stoffe ausgestoßen werden, die potenziell krebserregend sein können, fragen sich viele.

Die Bürgerinitiative „PCB-Skandal Ennepetal“, die Linke und die Grünen in Ennepetal fordern den sofortigen Produktionsstopp bei BIW, bis sicher ist, dass es keine PCB-Emissionen mehr gibt.

Die von der Bürgerinitiative in diesem Zusammenhang initiierte Online-Petition (Stopp des PCB-Ausstoßes...) wurde von 1862 Menschen unterzeichnet (Stand: Freitag 18 Uhr). Bis zum nötigen Quorum fehlen noch 1377 Unterzeichnungen.

Besorgniserregend dabei: „Die inzwischen vorliegenden Untersuchungsergebnisse zeigen, die Flocken sind hochgradig mit PCB 47 belastet“, so der Kreis.

Es ist ein Fund, der den Zwist zwischen BIW und dem Ennepe-Ruhr-Kreis als zuständige Aufsichtsbehörde weiter verschärft, wie auch schon der Mitteilung zu entnehmen ist. Der Kreis wirft dem Unternehmen wie berichtet mangelnden Kooperationswillen vor – was BIW von sich weist.

In der am Freitag veröffentlichten Mitteilung (übertitelt mit „PCB Ennepetal: BIW verbreitet erneut Flocken“) kündigt Landrat Olaf Schade in deutlich verschärfter Tonlage an: „Es wird deutlich, BIW ist mit den bisher eingeleiteten Maßnahmen offenbar nicht in der Lage, die Emission von PCB-haltigen Partikeln nachhaltig zu unterbinden. Im Interesse der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger sowie der Umwelt sind wir nicht bereit, dies zu akzeptieren“.

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Die Kreisverwaltung hat das Unternehmen BIW für Mittwoch, 5. Februar, ins Kreishaus einbestellt. „Wie in allen anderen Bereichen erwarten wir auch an dieser Stelle eine maximal ausgeprägte Bereitschaft des Unternehmens, mit uns zu kooperieren“, machte der Landrat in der Mitteilung deutlich, was er von dem Gespräch erwartet.

Der Fund weißer Flocken war es auch, der im Oktober 2018 die Sache ins Rollen brachte. Untersuchungen des Partikelniederschlags brachten ans Tageslicht, dass es im und rund ums Gewerbegebiet Oelkinghausen eine erhöhte PCB-Belastung gibt. Im Zuge der Untersuchungen wurde die Firma BIW später als alleinige Verursacherfirma identifiziert.

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Weil PCB 47 in der kunststoffverarbeitende Branche ein Novum ohne entsprechende Gesetzesregelung ist, hat das Unternehmen nicht gesetzeswidrig produziert. Der Betrieb ist aber gehalten, alles dafür zu tun, die PCB-Emissionen zu verhindern.

Genau darauf geht der Kreis in seiner Mitteilung ein und nimmt vor dem Hintergrund des jüngsten Flocken-Fundes eine deutliche Position ein: „Die weißen Flocken entstehen im Produktionsprozess. Filteranlagen, um die Partikel zurückzuhalten, sind bei BIW nicht installiert. Trotz zuletzt ergänzend verdichteter Reinigungszyklen kann der Ausstoß seitens der Firma offensichtlich weiterhin nicht zufriedenstellend unterbunden werden.“

Und noch schärfer in der Tonlage:„Hier gibt es für BIW die eindeutige Vorgabe, genau dies zu verhindern.“ Wie man jetzt erkennen müsse, sei das offenbar nicht in ausreichendem Maße geschehen beziehungsweise könne dies von der Firma nicht sichergestellt werden.

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BIW-Firmenchef Ralf Stoffels erklärte auf Nachfrage, dass sein Unternehmen alles dransetze, die Emissionen zu verhindern. Neue Technologien würden im Betrieb getestet, was aber Zeit bräuchte, bis sie technisch ausgereift sind. „Der Kreis wusste, dass mit der heutigen Technologie keine 100-prozentige Verhinderung möglich ist“, so Stoffels. Was mögliche Mängel bei der Reinigung der Abluftsysteme betrifft, verweist er auf den Faktor Mensch.