Ennepetal. PCB: Behörde wirft Ennepetaler Firma mangelnde Kooperationsbereitschaft vor. Ralf Stoffels: Emissionen so schnell wie möglich minimieren werden.
Die PCB-Emissionen in Ennepetal und die jüngsten Messergebnisse des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) sorgen für Unsicherheit und Angst (wir berichteten). Und an ganz anderer Stelle kocht der Ärger hoch: zwischen der Umweltbehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises und den Verantwortlichen der Firma biw, die das LANUV als alleinig verantwortlich für die Emission der PCB 47, 51 und 68 identifiziert hat. Das Ziel aller Parteien ist das gleiche: So schnell wie möglich den PCB-Ausstoß zu minimieren, wenn möglich zu eliminieren. Der Weg dahin ist bislang steinig.
Die Vorwürfe der Behörde
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Bei der Firma biw wurden an einem Temperofen und einer Extrusionsanlage Emissionsmessungen durchgeführt. Damit sollte geklärt werden, ob neben den weißen Flocken auch gasförmige PCB-Emissionen vorliegen. Wolfgang Flender vom Umweltamt des Kreises: „Insbesondere das Abgas des untersuchten Temperofens weist entgegen den von der Firma prognostizierten Werten um den Faktor 1000 erhöhte Gehalte an PCB 47 auf.“ Von diesen Abluftöffnungen hat die Firma biw dutzende. Daher strebt der Ennepe-Ruhr-Kreis an, „aufgrund der Höhe der ermittelten Werte eine komplette Emissionsmessung sämtlicher Abgasströme durchzuführen, um eine rechtssichere Grundlage für künftige Forderungen an die Verursacherfirma zu gewährleisten“, wie Flender sagt.
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Doch dies ist laut seiner Aussage nur schwer möglich, weil biw die Kooperation verweigere. „Wir müssen uns beispielsweise Maschinenaufstellpläne umständlich erkämpfen anstatt sie einfach ausgehändigt zu bekommen.“ Daher ist nun eine Ordnungsverfügung an den Betrieb mit etwa 500 Mitarbeitern gegangen, in der unter anderem diese Pläne gefordert werden. Im Vorgriff soll biw einen Maßnahmenplan zur PCB-Minimierung vorlegen. Verlangt werden verbindliche Angaben, innerhalb welcher Fristen und Stufungen eine Reduktion der PCB-Emission erreicht werden kann. Die Frist des Kreises läuft am 31. Januar ab.
Die Reaktion der Firma
Ralf Stoffels, SIHK-Präsident und Inhaber der Firma biw, schwillt der Kragen, als er mit den Vorwürfen konfrontiert wird. „Mangelnde Kooperationsfähigkeit? Diesen Ball gebe ich 1:1 an den Kreis zurück.“ Seit einigen Wochen hat Stoffels – auf Anraten der Kreisverwaltung – einen Rechtsanwalt engagiert, der Fachmann in solchen Fällen ist. Dabei handelt es sich um Michael Hoppenberg, Mitinhaber der Großkanzlei Wolter / Hoppenberg in Hamm.
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Der sagt im Gespräch mit dieser Zeitung: „Die Ordnungsverfügung wäre überhaupt nicht notwendig gewesen. Man muss uns doch auch die Chance lassen, dass wir Dinge liefern.“ So sei die Anfrage nach den Maschinenaufstellplänen am Freitag vor Weihnachten eingegangen. Die Feiertage lagen zwischen den Wochenenden, viele waren im Urlaub, außerdem sei Inventur gewesen. „Ich habe am 23. Dezember an den Kreis geschrieben, dass wir alles liefern, aber etwas mehr Zeit bräuchten“, sagt Hoppenberg.
Der Jurist betont zudem, dass die Firma biw alles dafür tun werde, um dem Minimierungsgebot für die gesundheitsschädlichen Stoffe gerecht zu werden. Dabei avanciert Ennepetal zu einem Pionierfall in der ganzen Republik. „Diese PCB standen bislang überhaupt nicht im Fokus“, sagt Hoppenberg und Stoffels ergänzt: „Hier gibt es keine Technik aus dem Regal. Wir testen jetzt und müssen am Ende schauen, ob nicht eine gänzliche Neuentwicklung notwendig ist.“ Die Alternative zur Filtertechnik ist die Verwendung anderer Werkstoffe, doch auch das scheint nicht leicht zu regeln zu sein.
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Ein Produktionsstopp, wie manche fordern, ist laut Michael Hoppenberg keine Möglichkeit: „Wir produzieren für die Automobilindustrie. Die suchen sich ruckzuck jemand anderen, wenn wir nicht liefern können, und dann sind hunderte Existenzen gefährdet.“
Wie es kurzfristig weiter geht, klärt sich am Montag, 20. Januar, bei einer Betriebsbesichtigung zum bevorstehenden Maßnahmenpaket und eine Woche später beim Ortstermin, dann mit der Bezirksregierung Arnsberg.