Ennepetal. Auf dem Dach der VER-Fahrzeughalle in Ennepetal befindet sich eine der größten Photovoltaik-Anlagen für den Eigengebrauch.

Wenn demnächst die Sonne lacht, lachen nicht nur die Herzen in der VER-Geschäftsführung, dann hat auch der Gebührenzahler Grund sich zu freuen. Die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr nimmt in Kürze eine der größten Photovoltaik-Anlagen im EN-Südkreis für den Eigengebrauch in Betrieb. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Geschäftsbilanz des kommunalen ÖPNV-Unternehmens.

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Mehr Solarpark als Anlage mag man meinen, wenn man aufs Dach der 2300 Quadratmeter großen Fahrzeughalle schaut. In langen Linien, Reihe in Reihe, folgt ein Photovoltaik-Panel aufs nächste. Die Zahl summiert sich auf 1374 Module, und jedes ist 1 Meter mal 1,68 Meter groß. In Summe kommt die Anlage auf eine Leistung von 446,55 Kilowatt peak, wie die VER mitteilt. Damit könnten laut dem Unternehmen rund 384.000 Kilowattstunden Strom im Jahr produziert werden – so viel wie rund 100 Drei-Personen-Haushalte jährlich verbrauchen. Sobald die dafür nötige neue 14 KV-Trafostation installiert ist, geht die Anlage in Betrieb. Die VER geht von einem Zeitpunkt in diesem Frühjahr aus.

Die Solarmodule sind nach Ost-West ausgerichtet und im flachen Winkel installiert – weil so mehr Sonnenlicht „eingefangen“ wird.
Die Solarmodule sind nach Ost-West ausgerichtet und im flachen Winkel installiert – weil so mehr Sonnenlicht „eingefangen“ wird. © Gruber

Die Solaranlage ist in erster Linie für den Eigengebrauch gedacht. „Wir werden fast 70 Prozent des erzeugten Stroms selbst nutzen“, erklärte VER-Geschäftsführer Peter Bökenkötter. Der Rest wird ins Netz eingespeist. Das wird immer dann der Fall sein, wenn tagsüber die Sonne scheint und am Betriebshof weniger Strom benötigt wird, weil die Busflotte unterwegs ist.

Die Photovoltaik-Anlage (PV) ist eine gut kalkulierte Investition. Dabei geholfen hat die AVU-Tochtergesellschaft Serviceplus, die auch bei Planung und Umsetzung zur Seite stand. Nach elf Jahren soll sich die Investition von rund 460.000 Euro amortisiert haben. AVU Serviceplus bekommt für ihre Dienste einmalig 12.000 Euro. Gezahlt wird, wenn die Anlage in Betrieb geht.

6,2 Cent je Kilowattstunde

Anschaffung, Wartung und Unterhaltung eingerechnet komme man bei der PV-Anlage über die gesamte Lebenszeit auf einen Preis von 6,2 Cent pro Kilowattstunde Strom, wie AVU-Serviceplus-Geschäftsführer Thorsten Coß erklärte. Umgekehrt bekommt die VER für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde garantiert 8,13 Cent. Bei einer Laufzeit von 20 bis 25 Jahren ist das kein schlechtes Geschäft – zumal weniger Strom bezogen und bezahlt werden muss, wenn der „Saft“ aus dem eigenen „Kraftwerk“ kommt. 2018 lag der Jahresverbrauch am Betriebshof bei 800.000 kw/h. Die VER bezieht AVU Grünstrom.

Zwischen Trafostation und Photovoltaik-Panels sind die Wechselrichter geschaltet. Auch sie befinden sich auf dem Dach der Fahrzeughalle.
Zwischen Trafostation und Photovoltaik-Panels sind die Wechselrichter geschaltet. Auch sie befinden sich auf dem Dach der Fahrzeughalle. © Gruber

Das Finanzielle ist das eine, die ökologischen Gesichtspunkte bei der Investition das andere. Die AVU-Fachleute haben ausgerechnet, dass durch die PV-Anlage 180 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Wobei die Photovoltaik nur ein Baustein von mehreren, wenn auch der augenfälligste, im Rahmen eines Gesamtkonzeptes zur Verbesserung der Energieeffizienz, der Minderung des Energieverbrauches und für mehr Klimaverträglichkeit.

Noch in diesem Jahr soll die alte Beleuchtung in den Fahrzeughallen und der Werkstatt durch LED ersetzt werden. Auch dank einer neuen Steuerung des Lichts können so bis zu 80 Prozent der Energie bei der Beleuchtung eingespart werden, wie Thorsten Coß erklärte. Außerdem geplant ist die Optimierung der großen Druckluftanlage wie auch die Verbesserung der Fahrzeugeinsätze. Dies alles ist auch ein Ergebnis aus dem Projekt Ökoprofit, an dem die VER beteiligt ist und das die bessere Energieeffizienz und mehr Umweltfreundlichkeit in Unternehmen zum erklärten Ziel hat.

Größter Umweltfaktor bei dem Verkehrsunternehmen ist selbstverständlich die Busflotte. „Die Mobilitäts-Energiewende ist in vollem Gange. Wir als VER sind da mittendrin und als Verkehrsunternehmen ein Teil der Problemlösung“, erklärte Geschäftsführer Peter Bökenkötter.

Immer mehr Unternehmen zeigen Interesse

Das AVU-Tochterunternehmen Serviceplus hat seit dem Jahr 2014 insgesamt 14 Photovoltaik-Anlagen für Unternehmen geplant und mit konzipiert.

So auch die neue Photovoltaik-Anlage der Städtischen Sparkasse Schwelm mit einer Leistung von 99 Kilowatt peak.

Serviceplus-Geschäftsführer Thorsten Coß sprach von einer erfreulichen Entwicklung. Das Vertrauen der heimischen Unternehmen in den Nutzen der Solartechnologie wie auch in das Know How des AVU-Tochterunternehmens wachse von Anlage zu Anlage und sei inzwischen erfreulich groß.

Sein Unternehmen präsentierte erst vor wenigen Tagen fünf neue Gelenkbusse, die mit dem für den Dieselantrieb umweltfreundlichsten Motor-Standard Euro VI D ausgestattet sind. Der Schadstoffausstoß eines Busses entspreche dem eines VW Golfs.

Von einem Umstieg der Flotte auf E-Fahrzeuge hält Geschäftsführer Peter Bökenkötter aktuell nichts. Busse der VER würden im Schnitt täglich 400 Kilometer fahren. Die Batterie-Reichweite von E-Bussen sei noch zu gering. Langfristig hofft Bökenkötter vielmehr auf den Wasserstoff-Antrieb bei Bussen. „Sobald die Technologie praxistauglich ist, werden wir einsteigen“, sagte Bökenkötter.

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Zurück zur Photovoltaikanlage: Die VER-Anlage ist die fünftgrößte Eigenverbrauchanlage im Ennepe-Ruhr-Kreis. Die größte kreisweit befindet sich auf dem Dach der 2017 eröffneten neuen Febi-Produktionshalle. Sie bringt es auf 750 Kilowatt peak.