Ennepetal. Gebal-Mitarbeiter haben mit der Beseitigung der Wilden Kippe begonnen. Bis der gesamte Elektroschrott aus dem Wald ist, wird es noch Tage dauern.

Sie müssen nicht lange suchen. Kaum aus dem Sichtbereich des Weges raus, liegt ein Toaster inmitten des Gestrüpps. Ein paar Meter weiter lugt eine Kaffeemaschine aus dem Laub hervor. Nur wenige Schritte entfernt wurde ein CD-Player auf den Boden geschmissen. Mitarbeiter der Gebal haben am Montag mit der Entsorgung der Wilden Kippe im Waldstück zwischen dem Forstweg unterhalb der Breckerfelder Straße und der ehemaligen Straßenbahntrasse begonnen. Es ist ein mühevolles Reinemachen der größten Nacht-und-Nebel-Sauerei, die es in der Stadt jemals gab. Und schnell wird klar: Das Ausmaß der Schweinerei sprengt alle bisherigen Dimensionen und übersteigt die schlimmsten Befürchtungen.

Fachanleiter Armin Schütz und seine 13 Mitstreiter von der Gebal machen sich am Montagmorgen um 8.30 Uhr daran, wegzumachen, was Unbekannte – wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum – in dem Waldstück hinterlassen haben: Elektroschrott, unzählige Kleingeräte, ausrangiert und ausgeschlachtet, alles schön verteilt auf einer Fläche von etwa zwei Hektar. Ein Pilzsammler war im Herbst darauf gestoßen. So kam die Sauerei im Forststück oberhalb des Schulte-Südhoff-Weges ans Tageslicht. Das Ordnungsamt ging bisher von mehreren hundert Elektrokleingeräten aus, denen sich Unbekannte dort illegal entledigt hatten.

Schwierige Bedingungen

Die Zahl war noch deutlich zu tief gegriffen, wie man nun weiß. Noch vor der Frühstückspause hatte die Gebal-Kolonne soviel Elektroschrott aus dem Waldstück geholt, dass Stephan Langhard, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Stadt Ennepetal, nun von einer Zahl in vierstelliger Größenordnung ausgeht.

Eine Plackerei: Jeder Gegenstand muss einzeln angepackt und zu den Sammelpunkten geschleppt werden.
Eine Plackerei: Jeder Gegenstand muss einzeln angepackt und zu den Sammelpunkten geschleppt werden. © Andreas Gruber

Für die Gebal-Mitarbeiter ist die Mammut-Aufgabe eine Plackerei. Jeder Gegenstand muss einzeln angepackt und zu den Sammelpunkten geschleppt werden. Das ist kräftezehrendes Arbeiten zwischen dichtem Geäst, mitten am Hang und auf rutschigem Laub. Umso tiefer sich die Gebal-Mitarbeiter ins Gehölz hineinarbeiten, desto anstrengender wird es. Abschnittweise müssen Kolonnen gebildet werden. Dort wandert der Elektroschrott von Hand zu Hand, um auf einem Haufen zwischengelagert zu werden. Dann beginnt das Spiel von vorne, bis der Müll endlich aus dem Wäldchen am Weg ankommt.

Stadt rechnet mit drei Tagen

Dort stellt die AHE am Montagmittag einen 35 Kubikmeter großen Container auf. Die Gebal-Truppe fährt nun mit ihren Fahrzeugen den Elektroschrott heran, der morgens zu Beginn der Arbeiten als erstes oben am Weg abgelegt wurde. In den Haufen liegen Elektrodartscheiben, Elektrogrills, ein E-Keyboard und vieles, vieles mehr, was die Haushalts- und Unterhaltungsindustrie so bieten.

Es dauert nicht lange und der große AHE-Container ist bis oben hin gefüllt. Doch bei den Aufräumarbeiten ist noch lange kein Ende abzusehen. Helfer und Ordnungsamt sprechen sich ab. Die Stadt teilt daraufhin mit: Der Arbeitseinsatz wird voraussichtlich drei Tage dauern.

Gute Miene trotz harter Arbeit: Firat Demirhan vom Ordnungsamt (links)  mit der Gebal-Truppe um Anleiter Armin Schütz (3. von links).
Gute Miene trotz harter Arbeit: Firat Demirhan vom Ordnungsamt (links) mit der Gebal-Truppe um Anleiter Armin Schütz (3. von links). © Andreas Gruber

Ob es am Dienstag weiter geht, ist offen. Sollte es regnen, wird jedenfalls nicht gearbeitet. Das wäre zu gefährlich am rutschigen Hang und zwischen dem Geäst.

Offen ist auch, wieviel die Beseitigung der Wilden Kippe am Ende kostet. Die Stadt ist zuständig für die Abfuhr des Elektroschrotts und wird damit die Entsorgung bei AHE zahlen müssen. Der Preis hängt von der Menge ab.

Für den Einsatz der Gebal-Truppe fallen für die Stadt keine Kosten an. Diese Leistung wird im Rahmen von „WiR – Wirken in der Region“ erbracht. Dabei handelt es sich um ein Arbeits- und Qualifizierungsprojekt von Bethel.Regional in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter EN.

Verursacher nicht ermittelt

Die Verursacher der Wilden Kippe sind nach wie vor nicht ermittelt. Was ihre Beweggründe sind, liefert die Stadt nun eine mögliche Erklärung.

Fachbereichsleiter Stephan Langhard und Firat Demirhan vom Ordnungsamt gehen davon aus, dass es sich um Personen handelt, die gezielt nach Elektroschrott im Sperrmüll suchen, um diesen dann auszuschlachten. Den Personen gehe es um Bauteile, Kabel und Platinen, die anschließend wieder zu Geld gemacht werden. Da ausgeschlachteter Elektroschrott an den Wertstoffhöfen oder den herkömmlichen Annahmestellen nicht kostenlos abgegeben werden können (im Unterschied zu Elektroschrott, der nicht ausgeschlachtet wurde), würden die Übeltäter ihren Müll dann auf illegalem Wege entsorgen, so die Vermutung.

Weiterer Fund an L 96

Der Verdacht wird erhärtet durch einen Fund im vergangenen September an der L 96. Dort wurde ein großer Sack (Big Bag) mit Elektroschrott gefunden, in dem sich ein Karton mit einer Adresse befand. Nachforschungen ergaben, dass der frühere Besitzer den Karton mit seinem Elektroschrott bei einer Sperrmüllsammlung in Remscheid an die Straße abgestellt hatte.

Hinweise erbeten

Die Verursacher konnte bislang noch nicht ermittelt werden. Wer etwas beobachtet hat, was zur Ermittlung der Übeltäter führt, soll sich an das Ordnungsamt der Stadt Ennepetal unter 02333-979-382 wenden.

Da der Boden nicht kontaminiert wurde, handelt es sich bei der Wilden Kippe um eine Ordnungswidrigkeit. Wäre der Boden verschmutzt worden, zum Beispiel durch Altöl, würde es sich um eine Straftat handeln.

Stephan Langhard und Firat Demirhan gehen davon aus, dass auch der Elektroschrott im Waldstück zwischen Forstweg und ehemaliger Bahntrasse von Sperrmüllsammlungen in anderen Städten stammt. Dass die ausgeschlachteten Geräte so aufwändig im ganzen Wald zu verteilt wurden, sei ein Zeichen dafür, dass die Übeltäter unentdeckt bleiben wollten, um immer wieder kommen zu können. Vermutlich verwendeten die Übeltäter auch dort Big Bags zum Transportieren der vielen Elektrogeräte. In dem Waldstück wurde jedenfalls ein Big Bag gefunden.

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Um den Übeltätern ihr Handwerk zu erschweren und solche Sauereien in Zukunft zu verhindern, wendet sich Stephan Langhard mit einem dringenden Appell an die Menschen in Ennepetal. Er bittet, keinen Elektroschrott über die Sperrmüll-Abfuhr zu entsorgen.