Ennepetal. Utz Kowalewski hat den PCB-Skandal in Dortmund mitaufgedeckt. Er weiß, was es mit dem PCB 47 auf sich hat und was Betroffene jetzt tun sollten.
„Sollte ich mich jetzt besser untersuchen lassen?“, „Wie lange sind wir dem schon ausgesetzt? Wir wohnen schließlich seit 25 Jahren hier.“ Groß ist die Sorge, Angst und Unsicherheit der Anwohner nach dem PCB-Fund in Oelkinghausen. Viele Betroffene fühlen sich von den Behörden nicht ausreichend informiert. Dies wurde bei der Informationsveranstaltung der Partei Die Linke im Haus Ennepetal deutlich.
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„Was kann der Fund in Ennepetal bedeuten?“ hatte der Ortsverband die Veranstaltung, zu der rund 60 Personen, darunter viele direkt Betroffene, kamen, übertitelt. Eine Einschätzung lieferte Utz Kowalewski, Linken-Ratsmitglied aus Dortmund, der bei der Aufdeckung des Envio-Skandals vor mehr als zehn Jahren im Dortmunder-Hafen maßgeblich beteiligt war. Der Diplom-Biologe stellte grundsätzlich klar, dass das dortige Ausmaß der PCB-Belastung und seine Folgen nicht annähernd mit den Funden in Oelkinghausen vergleichbar seien. Der Fall könne aber Hinweise darauf geben, wie die Vorkommnisse in Ennepetal einzuordnen sind und worauf sich die Betroffenen einstellen sollten.
Mögliche gesundheitliche Folgen
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Über das bei den Löwenzahnproben in Oelkinghausen gefundene PCB 47 urteilte Kowalewski: „Das ist kein Dioxin-ähnliches PCB. Das ist schon mal eine gute Nachricht“. Grund zur Entwarnung sei dies aber nicht. Kowalewski skizzierte mögliche gesundheitliche Folgen, die mit dem PCB in Verbindung gebracht werden: Chlorakne, Haarausfall, Leberschäden, die Schädigung des Immunsystems, Nervenstörungen und Schilddrüsenerkrankungen.
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„Die Mengen, die gefunden wurden, sind relativ gering“, meinte ein Anwohner. Was bedeutet das? Der Diplom-Biologe empfahl, Ruhe zu bewahren und das Ergebnis der Bodenproben (voraussichtlich im Dezember 2019) und Grünkohlproben (im Frühjahr 2020) abzuwarten.
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Die bei den Löwenzahnproben ermittelten Werte seien nicht so hoch, als dass sich Anwohner sofort untersuchen lassen sollten, befand Utz Kowalewski. Wenn überhaupt, dann würde er dies den Mitarbeitern der Firmen raten, aus denen das PCB ausgetreten ist. Bei der Firma BIW, die bisher als einziges Unternehmen in den Fokus geriet, ist dies geschehen. Das Ergebnis der Untersuchung sei unauffällig, teilte Firmenchef Ralf Stoffels auf Nachfrage mit.
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Und was ist, wenn man dem PCB schon seit Jahren ausgesetzt ist, wollten Anwohner wissen. Schließlich wisse niemand, wie lange die Stoffe schon ausgestoßen werden.
Das weiß natürlich auch Utz Kowalewski nicht. Er konnte zumindest berichten, dass beim Envio-Skandal in Dortmund kein Anwohner und auch kein Kleingärtner in unmittelbarer Nachbarschaft behandelt werden musste beziehungsweise erkrankt sei. In Mitleidenschaft gerieten dort ausschließlich Envio-Mitarbeiter. Betroffen waren Hunderte, von denen 13 später an Krebs erkrankten.
Anwohner wollen Klarheit
„Wir wollen endlich Klarheit“, sagte ein Anwohner und übte damit auch Kritik an der Informationspolitik der Behörden, die nach Meinung vieler Betroffener unzureichend ist. Etliche zeigten sich enttäuscht, erst über die Zeitung oder aus dem Internet vom PCB-Fund erfahren zu haben. Sie bemängeln, als Betroffene nicht persönlich und direkt informiert worden zu sein.
Utz Kowalewski berichtete von seinen Erfahrungen beim PCB-Fall in Dortmund. Die Wahrheit kam dort nur nach und nach ans Licht, und nur dank hartnäckigen Nachhakens und der Recherche des Redakteurs Klaus Brandt von der Westfälischen Rundschau.
Schon jetzt spürbare Auswirkungen
Der PCB-Fund hat für Anwohner schon jetzt spürbare Folgen, wie zu hören war.
Ein Anwohner berichtete vom geplanten Hausverkauf: „Ein paar Tage, bevor das mit dem PCB bekannt wurde, habe ich ein Schild im Garten aufgestellt“.
Es hätten sich Personen gemeldet, die ihr Kaufinteresse bekundeten.
Als dann der PCB-Fund bekannt wurde, habe der Anwohner zu hören bekommen: „Ach, das ist doch in dem verseuchten Gebiet“.
Den Anwohnern in Ennepetal empfahl Kowalewski, bei den Behörden immer wieder nachzuhaken („löchern sie die“) und so Druck aufzubauen, dass Informationen veröffentlicht werden. Er projizierte einen möglichen Fragenkatalog für die Anwohner an die Wand, den der Ortsverband der Partei Die Linke auf seiner Homepage veröffentlichen wird.
Beim Dortmunder Fall, erzählte Kowalewski, habe er schlechte Erfahrungen mit der Bezirksregierung gemacht. Seine Erfahrungen mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, das auch die Untersuchung in Oelkinghausen durchführt, seien hingegen gut. „Denen glaube ich, wenn sie sagen, der Wert ist so“.
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Anwohner brachten auch die Geruchsbelästigungen in Oelkinghausen und Büttenberg zur Sprache, von denen in letzter Zeit öfter zu hören war. Besteht da vielleicht ein Zusammenhang und ist das womöglich gefährlich? Der Geruch sei vor Jahren zwar untersucht und angeblich als unbedenklich eingestuft worden. Einigen Anwohnern macht dies dennoch Sorgen.