Ennepetal. Deutliche Worte zur Klimaproblematik fand Prof. Franz-Josef Radermacher im Haus Ennepetal. Er zeigte aber auch Lösungswege auf.
Mitten in seinem Vortrag vor rund 200 Besuchern im Saal des Hauses Ennepetal hielt Prof. Franz-Josef Radermacher einen kleinen Moment an, blickte ins Publikum und fragte: „Oberliga, Westfalenliga?“ Eine vielstimmige Antwort war deutlich: Oberliga, und gemeint war der TuS Ennepetal. Dann teilte der Klimaforscher und weltweite renommierte Wissenschaftler mit, dass der Ennepetaler Verein sich klimaneutral machen will. Damit – so der derzeitige Wissenschaftsstand – sei nach dem Bundesligisten TSG Hoffenheim der TuS Ennepetal der zweite Fußballverein, der diesen Weg beschreite.
Klimaneutrales Rathaus
Spontan gab es Beifall im Saal, wie anfangs der Veranstaltung auch für Bürgermeisterin Imke Heymann, die die Bemühungen der Stadt zum Schutze des Klimas aufzählte und sagte: „Ennepetal ist die erste kreisangehörige Gemeinde, womöglich die erste Gemeinde überhaupt, mit klimaneutralem Rathaus. Wir gehen als kleine Kommune in Sachen Klimaneutralität voran und denken nicht nur, sondern handeln auch lokal und global.“
Auch TuS Ennepetal will klimaneutral werden
Am Rande der Veranstaltung im Rahmen des 70-jährigen Bestehens der Stadt Ennepetal sagte TuS Ennepetals Vorsitzender Dr. Michael Peiniger zu dieser Zeitung: „Einstimmig haben wir im Vorstand beschlossen, uns klimaneutral zu machen. Wir wissen, es gibt viel zu tun, um dieses Ziel zu erreichen. Möglichst in drei Jahren wollen wir soweit sein!“
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Zurück zum Vortrag. Prof. Radermacher, Präsident des Senats der Wirtschaft, Mitglied des Club of Rome“, forscht seit Jahren für eine „Welt mit Zukunft“. Radermacher teilte kräftig, aber sachlich aus, fand keine guten Worte für das von der großen Koalition beschlossene Klimapaket. „Keiner weiß anscheinend, in welche Richtung es gehen soll!“ Lebensstile von Menschen zu kritisieren, sei nicht Ziel führend. „Wenn das Ehepaar mit dem Schiff in die norwegischen Fjorde will, soll es das tun!“ Radermacher: „Eigentlich ist die Lösung des Klimaproblems ein Leben in Armut. Aber wollen wir das? Es ist auch nicht sexy. Auch die Menschen in Afrika haben das Recht, besser zu leben.“ Wir alle seien für den Schutz der Regenwälder, „aber wir wollen nicht dafür bezahlen, dass die Menschen dort ohne Rodungen leben können!“ Das sei ein Trauerspiel.
Eine Katastrophe für die Menschen
Eine billige Lösung des Klimaproblems werde es nicht geben. Armut produziere auch Kinder, meint der Wissenschaftler. Derzeit könne man davon ausgehen, dass die Erderwärmung um 3 bis 3,5 Grad zunehme. Das sei eine Katastrophe für die Menschen. „Wenn wir nichts tun dann wird es in Zukunft „hässlich“, prophezeite Radermacher. Kriege und Bürgerkriege drohten, viele Menschen würden sich dann, um zu überleben, auf den Weg nach Europa machen. „Hässlich“ würde es werden, wenn die Flüchtlinge mit Gewalt abgewiesen würden. Was tun?
Die Antwort: Eine Klimakatastrophe verhindern, CO2 einsparen, wo es nur gehe – und das weltweit. Er forderte den Schutz der Regenwälder und eine großflächige Aufforstung (1 Milliarde Hektar). „Holz muss man nutzen“, so der Wissenschaftler. „In die 3. Welt müssen wir Photovoltaik bringen.“
Klimaneutrales Benzin
Prof. Radermacher gibt die Welt nicht auf. Er setzt auf klimaneutrales Benzin. „Die Herstellung ist möglich.“ Er bringt auch „grünen Wasserstoff“ ins Gespräch. Es gebe viele Varianten. „Wir haben es in der Hand“. Radermacher sprach sich für die Förderung der globalen Nachhaltigkeitsziele aus. Er kooperiere mit der vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ins Leben gerufene „Allianz für Entwicklung und Klima“. Kritik an der Kompensierung (Geldzahlungen) von Emissionen, die nicht vermieden oder verringert werden können, wies er zurück. „Hauptsache es geschieht was“, sagte er. „Wir haben eine Chance, nutzen wir sie.“
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Der in Ennepetal wohnende Philosoph Klaudius Gansczyk, ein Mitstreiter des Referenten, fasste die Aussagen des Abends zusammen und sagte: „Das war Training für ein neues Denken.“ Er rief dazu, freiwillig Verantwortung zu übernehmen.