Ennepetal. Die Stadt Ennepetal will die jüngeren Anbauten des historischen Gebäudes zurückbauen. Die Denkmalpflege gibt grünes Licht.

Der denkmalgeschützte Bahnhof Ennepetal soll saniert werden – aber nicht komplett. Die zuletzt angebauten Teile – die ehemalige Gepäckabfertigung sowie der daran angrenzende eingeschossige Anbau – werden nach den Plänen der Stadt zurückgebaut. Dieser Bereich ist am stärksten von Schwamm und Schimmel befallen. Die zuständige Abteilung für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat den Plänen schon zugestimmt. Darüber hinaus haben der Förderverein Denkmal Bahnhof und die Stadtverwaltung ihre Differenzen ausgeräumt und wollen nun gemeinsam nach Nutzungsmöglichkeiten für das historisch bedeutende Bauwerk suchen.

Die Vorgeschichte

Im Dezember 2009 hatte der Rat der Stadt Ennepetal beschlossen, das damals vor sich hin gammelnde Bahnhofsgebäude aus Privatbesitz zu kaufen. Im März 2010 gründete sich der Förderverein Denkmal Bahnhof Ennepetal, der sich das Ziel setzte, die Sanierung zu fördern und die Voraussetzungen für eine nachhaltige Nutzung zu schaffen. Doch letztlich kam es nie zu einer Umsetzung von Nutzungsideen, nicht zuletzt, weil erwartete Fördermittel nicht mehr zu generieren waren. Der Bahnhof wurde nur kurz für einige wenige Veranstaltungen genutzt, die Gaststätte ist nach zeitweiliger Vermietung längst wieder geschlossen. Zwischen Verein und Stadt kam es zum Streit: Der Vereinsvorstand warf der Verwaltung Untätigkeit hinsichtlich einer dringenden notwendigen Sanierung vor, die Verwaltung wiederum sah kein umsetzbares Finanzierungs- und Nutzungskonzept.

Der aktuelle Zustand

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Die Stadtbetriebe Ennepetal (SBE), die das Bahnhofsgebäude Anfang 2017 aus dem Eigentum der Stadt übernommen hatten, beauftragten Fachleute mit der Begutachtung des 1849 eröffneten Bauwerks. Diese stellten bereits 2017 erheblichen Hausschwamm- und auch Schimmelbefall fest. Bis dato nahmen die SBE nur Maßnahmen zur Verkehrssicherung vor. So wurden u. a. große Teile des auskragenden Daches, das über den Abgang zum Gleistunnel ragt, aus Sicherheitsgründen demontiert, eine beschädigte Stütze auf dem unbenutzten Bahnsteig erneuert und defekte Glasscheiben ersetzt. Außerdem wurden einige vom Hausschwamm durchzogene Bauteile demontiert und entsorgt.

Das Sanierungskonzept

Die Verwaltung verständigte sich auf Grundlage des vorliegenden Gutachtens mit der zuständigen Denkmalpflegerin beim LWL darauf, dass der Anbau, in dem früher die Gepäckabfertigung betrieben wurde, zurückgebaut wird. „Der ist als letztes Teil dazu gekommen und am wenigsten schutzwürdig“, erklärt der städtische Denkmalpfleger Thomas Möllenberg. Zudem wird der massiv vom Schwamm befallene eingeschossige Anbau zurückgebaut. „Wir reduzieren etwas Masse. Das macht das Ganze kostengünstiger und wir können so die anderen Bereiche erhalten“, so Möllenberg.

Der Zeitplan

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„Wir haben bereits die denkmalrechtliche Erlaubnis, einen Teil des Bahnsteigdaches abzubauen“, erklärt Thomas Möllenberg. Das Teil verschwinde ohnehin, wenn die Anbauten abgebrochen würden. Auch das Restdach über dem ungenutzten Bahnsteig am Bahnhofsgebäude werde abgebaut, liegend instand gesetzt und dann zunächst eingelagert. Nach Sanierung des Gebäudes solle es wieder installiert werden. Das genaue Vorgehen müsse noch geklärt werden, meint Stephan Langhard, Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste und Stadtentwicklung. „Ich hoffe, dass wir relativ zügig Klarheit haben.“ Mit den Arbeiten selbst werde man eine Fachfirma beauftragen. Einen konkreten Zeitrahmen will Langhard noch nicht benennen. „Es sind so viele Faktoren zu berücksichtigen“, sagt er. „Als Denkmalpfleger würde ich mir wünschen, wir hätten gestern schon angefangen“, betont Thomas Möllenberg. „Aber ich würde mich freuen, wenn man im nächsten Frühjahr schon etwas sieht.“

Die Finanzierung

Ein Faktor für den zeitlichen Rahmen ist die Finanzierung. Man bemühe sich um Fördergelder, so Stephan Langhard. Würden die in Aussicht gestellt, werde man an die Fördergeldgeber herantreten, um einen vorzeitigen Baubeginn möglich zu machen. Es gehe darum, die Gebäudeteile soweit herzustellen, dass ihr Bestand gesichert ist, betont Langhard. In Kürze werden die SBE den neuen Wirtschaftsplan zur Beratung vorlegen. Darin sind 800.000 Euro für 2020 und 1,5 Millionen Euro für 2021 für den Bahnhof vorgesehen.

Erste Nutzungsideen

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Ist die Hülle gesichert, soll sie mit Leben gefüllt werden, sprich: Es wird angestrebt das Bahnhofsgebäude auch zu nutzen. Eine Idee sei, das stadthistorische Museum, für das derzeit von Dr. Hubert Köhler und seinen Mitstreitern eine Sammlung aufgebaut wird (wir berichteten), dort zu verankern. „Das Denkmal ist ja ziemlich eng mit unserer Geschichte verbunden“, meint Stephan Langhard. Außerdem stehe man in Gesprächen mit dem Förderverein über denkbare andere Nutzungen, wie beispielsweise ein soziokulturelles Zentrum. Auch die alte Idee, eine Taxizentrale dort anzusiedeln, könne man wieder aufgreifen.

Der Förderverein

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Zwischen Vertretern des Fördervereins Denkmal Bahnhof und der Stadtverwaltung fand inzwischen ein Gespräch statt. „Wir hatten das angeboten“, erklärt der Vereinsvorsitzende Frank Oberdorf. Man habe sich verständigt, nicht zurückzuschauen, sondern zu gucken, wie es weiter gehen könne. Man gehe das Projekt nun gemeinsam an. Nicht zuletzt habe es von Seiten der Stadt den Wunsch gegeben, dass Architekten aus dem Verein sich in die Planungen einbringen, so Oberdorf. Stephan Langhard bewertet das Gespräch für die Seite der Stadt ebenfalls positiv. Man sei sich einig, künftig wieder intensiver miteinander arbeiten zu wollen, sagt er.

Umbauarbeiten

Der Bahnhof Ennepetal wird zwischen kommendem Freitag, 13. September, 23.50 Uhr, und Montag, 16. September, 5.30 Uhr, gesperrt. In diesem Zeitraum erfolgen dort Umbauarbeiten im Rahmen des Projektes Rhein-Ruhr-Express Außenäste (RRX A).

Der Bahnsteig wird für den RRX verlängert.
Der Bahnsteig wird für den RRX verlängert. © WP | Hartmut Breyer

Während der Sperrung wird ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet bzw. ersatzweise Gevelsberg Hauptbahnhof angefahren. Über die genauen Zeiten und Strecken informieren Aushänge. Näheres findet sich auch unter www.bahn.de (RE 4) und www.nationalexpress.de (RE 7).

Für den Halt der RRX-Züge werde der Mittelbahnsteig mit den Gleisen 1 und 2 auf eine Nutzlänge von 215 Metern und einer Höhe von 76 Zentimetern ausgebaut, erklärte eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Nachfrage dieser Zeitung. „Der Verlängerungsbereich erhält eine Anpassung der Bahnsteigausstattung, ergänzende Beleuchtung und Lautsprecheranlagen.“

Fertigstellung im 1. Quartal 2020

Die Bahnsteigarbeiten erfolgen nach Mitteilung der Bahn überwiegend in Zugsperrpausen bis Ende 2019. „Die Fertigstellung der Baumaßnahme ist im 1. Quartal 2020 geplant“, so die Bahnsprecherin weiter. „Die Investitionskosten betragen ca. 1,2 Mio. Euro.“