Ennepetal. . Der Förderverein Denkmal Bahnhof Ennepetal will sich an die Obere Denkmalbehörde wenden, damit diese die Stadt zum Erfüllen ihrer Pflicht anhält.
In nächster Zeit wird der Förderverein Denkmal Bahnhof Ennepetal das alte Bahnhofsgebäude wieder betreten dürfen – einmal zusammen mit dem Vorstand der Stadtbetriebe Ennepetal, Joachim Hübner. Das wurde in der Jahreshauptversammlung bekannt. Bei dem Treffen im Haus Grebe wurde einstimmig beschlossen, nach dem Besichtigungstermin die beim Ennepe-Ruhr-Kreis angesiedelte Obere Denkmalbehörde einzuschalten. Sie möge die Stadt Ennepetal auffordern, als Besitzerin des Gebäudes ihre Pflichten nach dem Denkmalschutzgesetz zu erfüllen.
Der Erste Vorsitzende Frank Oberdorf hatte in seinem Tätigkeitsbericht diesen für den Verein neuen Weg angedeutet. Vorstandsmitglied Wolfgang Frey und später auch die im Denkmalschutz erfahrene Dr. Christine Hohmann (sie setzte den Denkmalschutz für das Haus Nuss in Voerde und für den Hof Altenvoerde erfolgreich durch, Anmerkung der Redaktion) plädierten ausdrücklich für die Einschaltung der Oberen Denkmalbehörde. Christine Hohmann sagte: „Machen wir uns nichts vor. Nur einige Personen im Rat der Stadt und in der Stadtverwaltung sind für den Erhalt des Denkmals Bahnhof.“
Hausschwamm und Schädlinge
Wolfgang Frey betonte: „Es müssen jetzt alle Alarmglocken schrillen.“ Es gebe Hausschwamm und Schädlingsbefall im Gebäude. „Die Stadt muss endlich ihre gesetzlichen Aufgaben erfüllen“, sagte der Architekt und frühere Kommunalpolitiker. „Erhalt durch Nutzung muss das Ziel sein.“, so Frey.
Frank Oberdorf hatte zuvor das jetzt achtjährigen Bemühen des Vereins zum Erhalt des Bahnhofsgebäudes geschildert. „Wir haben mit viel ehrenamtlicher Arbeit Konzepte entworfen, immer wieder auf neue Entwicklungen reagiert. Es seien 1,3 Millionen Euro Fördermittel entgangen, weil die Stadt bei der Aufstellung des „Integrierten Handlungskonzeptes“ zur Stadtentwicklung den Bahnhof nicht priorisiert habe. Der Bahnhof stehe nur im Mittelfeld des Konzeptes und habe so derzeit keine Chance auf Fördermittel. Oberdorf wies „die immer wieder hinaus posaunten Behauptungen“ zurück, man hätte keine Konzepte entwickelt. „Doch das haben wir, mehrere und alle sind durchdacht.“
Wie andere Diskussionsteilnehmer befürchtet auch der Vorsitzende, dass die Stadt auf Zeit spiele, „damit sich das Problem von selbst löst und das Gebäude zusammenfällt.“ Zurzeit würde die Stadt, die den Bahnhof ja gekauft habe, nur nach Bedarf reparieren. „Das ist wirtschaftlich völlig unverständlich. Man muss etwas herrichten, um Mieteinahmen zu bekommen“, sagte Wolfgang Frey.
Verhältnis hat gelitten
So wurde in der Versammlung auch bekannt, dass VHS-Direktor Achim Battenberg von Raumangebot und Lage des Gebäudes angetan gewesen sei.
Im Verlauf des Abends war deutlich zu spüren, dass das Verhältnis zwischen der Stadt und dem Bahnhofsverein gelitten hat. Vorsitzender Oberdorf formulierte es so: „Wir gehen jetzt förmlich mit einander um.“ Dieter Siekermann blickte nach Gevelsberg. Dort hätten Verschönerungsverein, Stadt und Sparkasse gemeinsam das Denkmal Brennerei Saure weiterentwickelt. Siekermann: „In Gevelsberg spielt man wohl in einer anderen Liga.“
Der vom Schatzmeister Sebastian Mariniak vorgelegte Kassenbericht fand einstimmig die Zustimmung der Mitglieder. Vorsitzender Frank Oberdorf erklärte: „Wir machen weiter!“ Er wies auf den alleinigen Zweck des Vereins hin: die Erhaltung des Denkmals Bahnhof Ennepetal (Gevelsberg).
INFO:
Der Förderverein Denkmal Bahnhof Ennepetal hat derzeit 115 Mitglieder, zehn weniger als im Vorjahr.
Zu den Mitgliedern zählen auch Ennepetaler Kommunalpolitiker. Anwesend in der Versammlung waren CDU-Stadtrat Frank Wittig und die Kreistagsabgeordneten Johannes Kraft (CDU) und Werner Kollhoff (Bündnis 90/Die Grünen).
Der alte Bahnhof, der im März 1849 eröffnet wurde, ist ein Zeuge der „Frühgeschichte der Eisenbahn“ und zählt zur „Route Industriekultur“.
Bis 1954 hieß der Bahnhof Milspe, dann wurde er in „Ennepetal-Milspe“ unbenannt. Seit 1963 heißt es offiziell „Bahnhof Ennepetal (Gevelsberg). Die Gevelsberger hatten ihren eigenen Bahnhof abgerissen.