Schwelm. Die Nachbarschaften haben sich einmal mehr witzige und stimmungsvolle Beiträge einfallen lassen, getreu dem Motto: „Use Stadt, dä hiätt doch wat“.

Da konnte der Himmel noch so herbstlich zugezogen sein. Die Schwelmerinnen und Schwelmer ließen sich davon nicht beeindrucken und feierten ausgelassen und fröhlich den Heimatfestzug. Aus gutem Grund: Die Nachbarschaften hatten sich einmal mehr witzige, hintergründige und stimmungsvolle Beiträge einfallen lassen, getreu dem diesjährigen Heimatfest-Motto: „Use Stadt, dä hiätt doch wat“.

Un wat dä hiätt: Punkt 13 Uhr ertönen die Sirene und läuten die Glocken. Der Festzug macht sich vom Ochsenkamp aus auf seinen Weg durch die Innenstadt. Vorneweg: Die Obernachtwächterin vom Vorjahressieger, der Nachbarschaft Zur Alten Post, Marion Stark. Direkt dahinter: der Dacho-Wagen mit u.a. Dacho-Vorsitzender Christiane Sartor und den beiden Symbolfiguren Kaal und Krißjan. Schon nach wenigen Metern wird es links und rechts auf den Bürgersteigen voll, in der engen Altstadt wie gewohnt rappelvoll. Und dann kommt auch schon der Vorjahressieger um die Ecke...

Zur Alten Post

Wer treibt denn da hinter der Postkutsche sein Unwesen? Richtig. „Karlsson auf dem Dach“. Der Neunmalkluge fliegt mit Propeller auf dem Rücken hoch überm Wagenbeitrag der Nachbarschaft und spielt seine Streiche. Hinter ihm nimmt Meisterdetektiv Kalle Blomquist als Einzelgänger Fingerabdrücke von den Festzugs-Besuchern. Ganz klar. Schriftstellerin Astrid Lindgren hat die Nachbarschaft in diesem Jahr inspiriert.

Ossenkamp

So feiert Schwelm: Überall an den Straßenrändern sitzen die Generationen zusammen und genießen den Zug.
So feiert Schwelm: Überall an den Straßenrändern sitzen die Generationen zusammen und genießen den Zug. © WP | Bernd Richter

Nicht Kinderbücher, sondern Filmklassiker haben es den Ossenkämpern angetan. Der Einzelgänger will per Ballon „In 80 Tagen um die Welt. Blöd nur, dass er statt Landkarte ein Schnittmuster mitgenommen haben. Wo’s nach Indien geht? „Nehmen Sie den dritten Ärmel nach rechts“, antwortet schlagfertig eine Zuschauerin. Bei der Gruppe „Braveheart“ kämpfen Schotten gegen Engländer. „Männer tragen Röcke, nicht Frauen“, heißt es nur, und schon geht’s aufeinander los. Eine Lektion Heimatkunde für Fortgeschrittene erteilt der Wagenbeitrag: Er erinnert mit den Originalstücken an die Spielgeräte im Schuhhaus Hauth. Da werden Kindheitserinnerungen wach… Und dann geht so richtig die Post ab: „Mamma Mia feiert Ferik“. Bei den Party-Beats auf dem Wagen tanzt auch das Publikum.

Linderhausen

Willkommen im Nintendo-Zeitalter. Super Mario liefert sich ein turbulentes Autorennen, und als Game Boy versucht sich der Einzelgänger beim Tetris-Spiel. Am Ende heißt es: Game over. Die Gruppe Men in Black verzichtet bei ihrer Jagd aufs „Blitzdingsen“ und macht das Publikum lieber mit Wasser nass. Und dann ist da noch der Einzelgänger vom „Stillen Örtchen“, dessen Sitzung so lange ausfällt, dass das Dixie-Klo abtransportiert wird. Der heimatkundliche Beitrag der Nachbarschaft zeigt die ehemalige Gaststätte „Albert Schmidt“

Fronhof

Zehntausende Menschen säumen die Schwelmer Straßen. Die Nachbarn haben wieder Herausragendes geleistet.
Zehntausende Menschen säumen die Schwelmer Straßen. Die Nachbarn haben wieder Herausragendes geleistet. © WP | Bernd Richter

Märchenhaft wird’s bei den Fronhofern. Die 70er lassen mit einem Mix aus Hippie und Hitparade grüßen (Don’t worry, be Hippie), während Schneewittchen von den sieben Zwergen ein ums andere Mal wieder auf die Beine gebracht werden muss. Märchen erzählt auch der Einzelgänger. Von wegen viel Malochen. Die Geschichte vom „Papa auf Montage“ ist eine große Lüge.

Königreich Möllenkotten

Musik liegt in der Luft, und davon eine geballte Ladung. „Das Ibach-Haus um 1900“ als heimatkundlicher Beitrag ist auch wegen seiner Größe ein wahrer Hingucker. Dahinter knüpft Udo Jürgens ans Klavierthema an und haut als Einzelgänger kräftig in die Tasten. Nur die Gruppe bringt bei ihrem Notensalat tonal so einiges durcheinander...

Oehde

Nicht minder schön der heimatkundliche Beitrag der Oehder. Die alte Schule am Westfalendamm, nach den Plänen von 1913, gebaut im Maßstab 1:10. Die Nachbarschaft besticht durch einen in sich stimmigen Beitrag („Schule damals und heute“) mit Feuerzangenbowle („Pfeiffer mit drei Eff“), einer genervten Schulsekretärin und einer Persiflage auf das Mutti-Taxi. Der Hausmeister greift gnadenlos durch („Du rüttelst ganz schön am Ohrfeigen-Baum mein Freund“). Doch die Oehder Punks tanzen und grölen „Hurra, hurra, die Schule brennt“.

Winterberg

Magie auf dem Bürgerplatz: Dicht gedrängt stehen die Menschen, um die Darstellungen zu bejubeln. Hier die Parlamentarier.
Magie auf dem Bürgerplatz: Dicht gedrängt stehen die Menschen, um die Darstellungen zu bejubeln. Hier die Parlamentarier. © WP | Bernd Richter

Die Nachbarschaft ist im Hamburg-Fieber. Wer Olivia Jones zu tief in den Doppel-D- Ausschnitt guckt, wird mit Lippenstift und Puderquaste bestraft. Dem Junggesellen-Abschied auf St. Pauli droht die Fahrt in die Davids-Wache und Hans Albers singt vom Kutter „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins..“ Wären da nur nicht die Schreihälse vom Hamburger Fischmarkt: „Zugreifen, Zugreifen, Zugreifen“. Der heimatkundliche Beitrag zeigt die Gaststätte Zippmann um 1949, eine Hommage an das Gründungslokal der Nachbarschaft, die in diesem Jahr 70. feiert.

Zum Roten Wasser

Außer Wertung macht in diesem Jahr die Nachbarschaft mit. Auf dem Partywagen lässt sie aber hoffnungsvoll grüßen „Auf Wiedersehen 2020“.

Aechte de Muer

Bei der Nachbarschaft steht alles im Zeichen von Harry Potter. Der beste Magier der Welt führt als Einzelgänger Tricks vor und am Gleis 9 ¾ verschwinden Personen durch die Wand. Schaurig-turbulent geht’s auch auf dem Wagen zu: Im Festsaal der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei. Wie Hexen geht, zeigt der Einzelgänger mit seinem Unsichtbarkeits-Umhang.

Brunnen

Die Nachbarschaft hat ihre Putzkolonne los gelassen. „Ohne Kobold läuft nix“ heißt es bei der Gruppe, die sich fleißig in „Saugen, Saugen, Wischen“ übt. „Und jetzt die Werbung“, kündigt die Nachbarschaft danach an. Der Bärenmarke-Bär, der folgt, wird zum beliebten Foto-Motiv. Das Beste zum Schluss: Woodstock. Auf dem Wagen mit dabei sind Janis Joplin und ein Joe Cocker, der dem Original optisch durchaus nahe kommt.

Parlament

Die Parlamentarier verzaubern diesmal alle. Don Bully lässt Bier aus der Schwelme-Quelle sprudeln, und Obernachbar Jochen Stobbe bringt mit seinem „Hut der Wahrheit“ so manches Geheimnis seiner „Opfer“ zu Tage. So manchen Trick zeigen auch die Zauberlehrlinge der Parlamentarier, während hoch oben auf dem Wagen der Queen-Song „A kind of magic“ erklingt und Meister Merlin die Strippen zieht.

Heimatfreunde Loh

Auch die Freunde aus der Partnerstadt Fourquex haben sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und die Lacher auf ihrer Seite gehabt.
Auch die Freunde aus der Partnerstadt Fourquex haben sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und die Lacher auf ihrer Seite gehabt. © WP | Bernd Richter

Hinterm Strohhut schlägt das Handwerk zu. Die Loher Arbeitsvermittlung hat auf dem Wagen breit gemacht und sucht noch Mitarbeiter für Frisör, Schmied oder Schornsteinfeger. Die Botschaft der Gruppe: „Handwerk hat goldenen Boden“ – und volle Auftragsbücher. Da wird bei den Heimatfreunden auch schon mal heftig Kohle abkassiert. Dumm gelaufen für den Einzelgänger. Der Hund, den er gekauft hat, ist eine Kuh. Der heimatkundliche Beitrag zeigt Use Altstadt, das Fachwerkhaus Fronhof 8 von 1899.

Gesellschaft Oberstadt

In die Unterwasserwelt entführen die Nachbarn aus der Oberstadt. Da räkelt sich erst die Meeresschildkröte in den Wellen und wird gefolgt von einer Seepferdchen-Schule. Dann wird’s politisch. Der Blindfisch will fürs Bürgermeister-Amt kandidieren und wirbt mit dem Slogan: „Brett vorm Kopf, Nagel in der Kappe. Ich kann garantieren, ich treffe jedes Fettnäpfchen“. Vollmundig geht auch die Gruppe der Nachbarschaft ans Werk und hat’s auf Moby Dick abgesehen. Wie das enden kann, zeigt der letzte Beitrag des diesjährigen Heimatfestzuges: Auf dem Grund des Meeres, in der Stadt Atlantis. In der versunkenen Stadt tanzen die Fische und räkeln sich die Meerjungfrauen. So schön kann ein Ende sein.

Mehr Fotos und Berichte rund um den Schwelmer Heimatfestzug und das Heimatfest finden Sie im Internet auf unserer Seite www.wp.de/schwelm