Schwelm. Schwelms Bürgermeisterin lädt vor dem Heimatfestzug traditionell ins Rathaus ein. Dort gab es Preise für Einsatz in Sachen Heimat und Integration.

Was ist Heimat? So banal diese Frage zunächst scheinen mag, so schwierig ist sie eindeutig zu beantworten. Der Bürgermeisterempfang im Rathaus stand am Sonntag naturgemäß ganz im Zeichen des Heimatbegriffs. In diversen Beiträgen stellten die Redner ihn in den Mittelpunkt und gingen anfangs gestellter Frage auf den Grund. Eine Besonderheit in diesem Jahr: Erstmals lobte die Stadt Schwelm den Heimat- und den Integrationspreis aus. Die Preisträger gab sie im Zuge des Empfangs bekannt.

Dank an Feuerwehr für Einsatz in Schwelm

„Wussten Sie, dass sich Heimat nur auf den deutschen Sprachgebrauch bezieht?“, fragt Heike Siebert in ihrer Ansprache zur Empfangseröffnung, bevor sie die Gäste musikalisch einstimmt. Sie beginnt, vergleichbare Begriffe aus vielen anderen Sprachen aufzuzählen. Sinngemäß bedeuten die meisten so etwas wie Haus. „Heimat ist ein großer und weiter Begriff“, konstatiert Schwelms Bürgermeisterin Gabriele Grollmann-Mock anschließend in ihrem Grußwort.

Marie-Luise Krämer (links) und Marie-Ev Sasse nehmen den Integrationspreis für die Sprachpaten St. Marien/Caritas entgegen.
Marie-Luise Krämer (links) und Marie-Ev Sasse nehmen den Integrationspreis für die Sprachpaten St. Marien/Caritas entgegen. © WP | Bernd Richter

Sie begrüßt die Gäste – unter ihnen auch Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen. Grollmann-Mock nutzt außerdem die Gelegenheit, das ehrenamtliche Engagement der Nachbarschaften im Zuge des Heimatfestes hervorzuheben.

Auch dankt die Bürgermeisterin noch einmal der Feuerwehr für ihren Einsatz beim Brand in der Altstadt und beim historischen Kornspeicher am Haus Martfeld, der jüngst ein Raub der Flammen wurde (wir berichteten).

Tradition und Moderne

„Die Landesregierung hat bewusst nicht definiert, was Heimat ist, denn es ist Sache der Bürger, was für sie Heimat ist“, stellt Ministerin Scharrenbach in ihrer Rede klar. Heimat sei ein Begriff zwischen Tradition und Moderne. Sie blickt auf die Geschichte des Heimatfestes und des Heimatfestzuges zurück und spricht auch das lokale Geschehen der vergangenen Wochen an.

Empfang der Bürgermeisterin

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So auch den abgebrannten historischen Kornspeicher. „Wenn so ein Gebäude zwei Weltkriege überlebt hat, soll es auch weiterhin stehen“, sagt Scharrenbach. Man werde prüfen, ob das Land Unterstützungsmittel zur Verfügung stellen könne und betont abschließend: „Heimat sind Sie, denn Sie prägen das Gesicht Ihrer Stadt. Das ist unschätzbar.“

Dann kommt sie auf das Ehrenamt zu sprechen und leitet so zur anstehenden Preisverleihung über: „Ohne Ehrenamt ist kein Staat zu machen.“ Auch vor diesem Hintergrund sei der Heimatpreis ins Leben gerufen worden. Dotiert wird er mit 5000 Euro aus Landesmitteln.

Weitergabe von Brauchtum

Stadtsprecherin Heike Rudolph tritt ans Rednerpult. Sie hält die Laudationes auf die Preisträger und beginnt mit dem Heimatpreis. „Die Jury, die den Sieger des ersten Schwelmer Heimatpreises ausgewählt hat, hatte auch darüber zu befinden, mit welchem Heimatbegriff sich die Bewerber um die begehrte Auszeichnung wohl selbst identifizieren“, so Rudolph.

„Am Ende hat sich das Gremium für einen Bewerber entschieden, der den Schwerpunkt seiner Aktivitäten auf das Bewahren und die Weitergabe des Schwelmer Brauchtums legt.“ Für ihre „langjährige, tiefgreifende, ehrenamtliche und erfolgreiche Schwelmer Brauchtumspflege“ erhält schließlich die Dachorganisation der 13. Schwelmer Nachbarschaften die Auszeichnung.

Arbeit mit Geflüchteten gewürdigt

Danach geht es an den Integrationspreis. „Die Bewerbung um diesen Preis ließ eine weite Deutung des Wortes Integration zu“, beginnt Heike Rudolph mit ihrer nächsten Laudatio. „Nun wird der Begriff der Integration seit 2015 vornehmlich in Verbindung mit geflüchteten Menschen verwandt.“

Van-Dage-Medaille geht an Harald Berger

Traditionell wird beim Bürgermeisterempfang auch die Wilhelm-van-Dage-Medaille verliehen. „Damit zeichnen wir Persönlichkeiten aus, die s onst nicht so im Vordergrund stehen“, erklärte Schwelms Bürgermeisterin Gabriele Grollmann-Mock.

In diesem Jahr geht die Medaille an Harald Berger – weil er seit der Gründung der Förderinitiative Schwelmer Heimatfest dort aktiv mitwirkt und sich darum kümmert, dass am 1. Mai der Maibaum aufgestellt wird. „Er engagiert sich sehr für die Gemeinschaft“, würdigt Daniela Weithe, Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Berger. Dieser sagt: „Ich bin sprachlos. Vielen Dank.“

Das Votum der Jury sei daher auf jene Schwelmer Einrichtung hinausgelaufen, die sich der in Schwelm lebenden geflüchteten Menschen seit Sommer 2015 annehme. Die Rede ist von den Sprachpaten St. Marien/Caritas. Auch sie erhalten somit einen mit 5000 Euro dotierten Preis. Das Geld stammt in diesem Fall aber aus städtischen Mitteln.

Daniela Weithe verleiht Harald Berger die Van-Dage-Medaille.
Daniela Weithe verleiht Harald Berger die Van-Dage-Medaille. © WP | Bernd Richter

Nach den Preisverleihungen lockert Irmgard Weinreich das Programm ein wenig mit Reimen und Versen in Schwelmer Mundart auf. Bevor Gabriele Grollmann-Mock den offiziellen Teil des Empfangs letztlich beendet, verliest Katharina Azra, Vorsitzende des Clubs „Les Amis des Schwelm“ noch einen Brief von Daniel Level, dem Bürgermeister von Schwelms französischer Partnerstadt Fourqueux.

Denn zu den Gästen des Empfangs gehört auch eine kleine Delegation aus Fourqueux – ohne ihren Bürgermeister. Der lässt sich entschuldigen, weil seine Mutter 90. Geburtstag feiert, betont aber, dass die Schwelmer auch zu seiner Familie gehören.