Ennepetal. . Axel Meier ist als Friseurmeister bekannt. Der 51-Jährige ist aber auch anerkannter Schildkrötenexperte. Fast 60 Tiere hält er in seinem Garten.
Axel Meier ist als Friseurmeister bekannt. Der 51-Jährige ist auch in der Welt der Schildkrötenfreunde zu Hause. Da gilt er, der den Großen Sachkundenachweis für Reptilien absolviert hat und somit eine Auffangstation führen könnte, als Experte. Jüngst wurde er geadelt. In der Fachzeitschrift „Schildkröten im Fokus“, ein Heft über Forschung, Artenschutz und artgerechte Haltung“, veröffentlichte er über mehrere Seiten einen Aufsatz zum Thema „Geschaffene Lebensräume für Wasserschildkröten“. Unter diesem Titel arbeitet er derzeit auch an einem Fachbuch.
„Es geht flott voran“, sagt er beim Besuch dieser Zeitung in seinem Gartenparadies direkt hinter dem Friseurladen an der Lindenstraße in Voerde. Er schlägt seinen Laptop auf, und Fotos von Schildkröten machen Lust auf mehr. Dann erscheint eine Power-point-Vorlage, ein etwa 45-minütiger Vortrag über Schildkröten, deren Haltung, über Filtersysteme, Wasserqualität, Beleuchtung, und Ernährung. Axel Meier gibt auch Tipps zur Neuinstallation eines Beckens.
Der Herausgeber und Chefredakteur der Fachzeitschrift, Thorsten Geier, schreibt im Editorial. „Die artgerechte Haltung von Schildkröten und die Pflege diverser Arten finde ich beim Halter Axel Meier sehr professionell umgesetzt und insgesamt sehr vorbildlich.“ Dieses Umsetzen erfuhren auch jüngst die Besucher eines Fachkongresses in Gießen. Am 22. September ist Landau (Pfalz) Ziel der Freunde der Kriechtiere. Auf dem dortigen 21. Schildkrötentag wird Axel Meier ebenfalls referieren – über „Geschaffene Lebensräume für Wasserschildkröten“ – und auch Fotos von seiner Schildkrötenhaltung zeigen. Bei den Kongressen dabei ist auch Professor Dr. Walter Sachse, der als Vordenker in Sachen Schildkrötenforschung gilt.
Wer Axel Meier kennt, der weiß, dass es bei ihm keinen langweiligen Fachvortrag geben wird. Meier berichtet von seinen fast 60 Schildkröten, von dem für sie geschaffenen Lebensraum und auch von der Freude, die es macht, diese Eier legenden Kriechtiere nach Feierabend zu beobachten. Unter anderem hegt und pflegt Axel Meier Westafrikanische Klappbrust-Pelomedusen, die Vietnamesische Pfauenauge-Schildkröte und Argentinische Krötenkopfschildkröten, die mit Barschen zusammen in einem Aquarium leben. „Sie sind vergesellschaftet“, so drückt es der Fachmann aus. Auch Mississippi Höckerschildkröten, Chinesische Dreikielschildkröten und die vom Aussterben bedrohten Schildkröten aus mecklenburgischen Seen haben eine Heimat im Rückraum der Lindenstraße gefunden.
Ein Fachbuch ist in Arbeit
Axel Meier: „Ich möchte meine Tiere beobachten und genießen können. Das geht nur, wenn ich ihnen den Lebensraum schaffe, in dem sie ihr natürliches Verhalten zeigen können.“ Verpflegt werden seine Schützlinge zusätzlich mit einem selbst hergestellten Schildkrötenpudding, auch bestehend aus Schnecken, Fische, Muscheln, Mäuse und Eintagsküken. In den Aquarien selbst können die Wasserschildkröten auf Jagd gehen. Die Guppys und Garnelen haben in den Becken aber auch die Chance, sich zu verstecken in Pflanzen, Wurzeln und unter Steinen. „Alles sehr naturnah“, sagt Axel Meier. Übrigens gibt es auch Schildkröten, die Vegetarier sind oder nur ganz selten Fleischiges naschen.
Ein Schulfreund weckte einst bei Axel Meier die Neugierde. Der 14-jährige Axel sah in dessen Zimmer erstmals eine Schildkröte kriechen. Als Axel Meier – er war schon Friseurmeister - im Jahr 2000 das Haus an der Lindenstraße erwarb, konnte er richtig loslegen, wie er es im Gespräch mit dieser Zeitung sagt. Für die Schuldkröten baute er Wasserstellen, Sandbecken, Rückzugsorte und in seiner Wohnung fanden unterschiedlichste Aquarien Platz. „Wichtig ist, einen besonderen Platz für die Ablage von Eiern zu schaffen. Plastikbäumchen haben in einem Aquarium nichts zu suchen.“
Er selbst studierte die Tiere genau, nahm immer wieder Verbesserungen vor, wenn es zum Beispiel um Filter und Beleuchtung ging, immer das Tierwohl im Auge. Einige seiner Schützlinge bekamen ein exklusives Winterschlafquartier in einem Weinkühlschrank. Axel Meier kann so genau die Temperatur steuern.
Er liebt es, seine Tiere abends zu beobachten. In seinem Garten leben noch Hühner und auch Zwergpapageien. Seit einiger Zeit zählt auch Lisa zum Haushalt Meier. Lisa ist ein Windhund, der Rasse Galgo Español. In Spanien würde das Tier jetzt nicht mehr leben, weil es für die Zucht zu alt ist. Bei Axel Meier in Voerde hat es eine neue Heimat gefunden.
INFO:
Im Februar dieses Jahres reiste Axel Meier mit Schildkrötenfreunden nach Sansibar und hatte dort ein besonderes Erlebnis. In einem Nationalpark, in dem auch Schildkröten präsentiert werden, gab es große Probleme. Axel Meier gab den Nationalpark-Mitarbeitern gute Tipps und half beim Umsetzen mit. „Beim Abschied fraßen uns die Schildkröten aus der Hand“, erzählt Meier. „Das war wunderbar.“ So etwas habe es da noch nie gegeben.
An jedem dritten Freitag im Monat um 19.30 Uhr treffen sich Schildkrötenfreunde aus der Region im „Bürgerstübchen“, Lindenstraße 6, in Voerde. Interessierte sind herzlich willkommen.
Axel Meier leitet auch den Verein „Jamaica-Godfather“. Der Verein mit Sitz in Ennepetal unterstützt Schulen auf Jamaika.