Schwelm. Der Großbrand in der Schwelmer Altstadt hat elf Menschen obdachlos gemacht. Einige von ihnen waren nicht versichert, stehen nun vor dem Nichts.
Die Bürger der Kreisstadt nehmen Anteil an den Sorgen und Nöten der Bewohner der Oberstadt, deren Häuser und Wohnungen am Samstag durch den Großbrand in der Kölner Straße in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Eine Welle der Hilfsbereitschaft ist angerollt. Eine Privatinitiative von Männern und Frauen um Diana Dudde hat innerhalb von vier Tagen auch über Facebook und Spendendosen rund 16.000 Euro gesammelt. Die Sparkasse zu Schwelm hat am Mittwoch weitere 10.000 Euro für die Brandopfer bereitgestellt.
„Gott sei Dank gab es nur einen leicht verletzten Feuerwehrmann und Sachschaden“, sagt Bürgermeisterin Gabriele Grollmann-Mock beim Besuch des Sparkassen-Vorstands in ihrem Amtszimmer im Rathaus. Viele helfende Hände hätten dafür gesorgt, dass der Einsatz reibungslos verlaufen sei. Ihnen gelte ihr Dank, ebenso der Kirche, die die Tore der Kirche sofort geöffnet habe, die Pastoren hätten die Menschen seelsorgerisch versorgt. „Die 10.000 Euro sind ein super Zeichen. Das spricht für die Stadt der Nachbarschaften, das ist gelebte Nachbarschaft“, freut sich die Verwaltungschefin. Michael Lindermann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwelm, und die Bürgermeisterin hoffen auf weitere Nachahmer.
Insgesamt sind elf Menschen, die in den Häuser mit den Hausnummern 20, 22 und 24 gelebt haben, betroffen. Einige von ihnen waren nicht versichert. „Die Menschen haben nicht nur ihren Hausrat, sondern ihre ganze Historie verloren. Alle Erinnerungen wie Fotos sind weg“, merkt Michael Lindermann an und macht damit auch auf den immateriellen Schaden aufmerksam.
Schwelms Beigeordneter Ralf Schweinsberg wird das Geld von der Sparkasse verwalten und versuchen, die Spenden gerecht zu verteilen. „Es wird dorthin kommen, wo wir meinen, dass es am sinnvollsten Eingesetzt werden kann“, so Schweinsberg. Gleichzeitig bittet der Beigeordnete die Schwelmer Bürger, zunächst erst einmal von weiteren Sachspenden abzusehen. „Aktuell sind wir gut aufgestellt, auch an Haushaltsgeräten mangelt es nicht.“
Alle Betroffenen haben ein Dach über den Kopf gefunden, sind zum Teil bei Verwandten untergekommen. Eine Familie habe am Mittwoch im Umfeld ihrer bisherigen Wohnstätte wieder eine Wohnung gefunden, so wie es ihr Wunsch gewesen sei, sagt Ralf Schweinsberg. Städtische Notunterkünfte hätten nicht genutzt werden müssen. „Wir können Wohnraum und Mobiliar zur Verfügung stellen. Aber einige der Brandopfer brauchen noch ein wenig Zeit, um sich zu entscheiden“, sagt der Beigeordnete im Gespräch mit unserer Zeitung. Wer für die Brandopfer noch spenden möchte, der kann dies tun auf das Konto der Stadt Schwelm bei der Sparkasse Schwelm, Konto-Nummer 75 unter dem Stichwort „Hilfsfonds Altstadtbrand Schwelm“. Das Spendenkonto wird zeitnah auch auf der Internetseite der Sparkasse Schwelm und der Stadt Schwelm zu finden sein.
Noch einmal zurück von der privaten Hilfsinitiative. Wer die Brandopfer unterstützen möchte,m den bittet Diana Dudde, das Geld unter dem Stichwort „Hilfsfonds Altstadtbrand Schwelm“ auf das Konto der Stadt zu überweisen. „Die bei uns eingegangenen Spenden werden wir unter den betroffenen Parteien gerecht aufteilen. Die Frage der Schuld interessiert uns nicht“, so die Spendenaufruf-Initiatorin.
Drehleiter Schwelm war nicht einsatzfähig
„Es war ein sehr schwieriger Einsatz. Altstadtbrände sind immer schwierig, schon wegen der verwendeten Baumaterialien in der Vergangenheit“, sagt Matthias Jansen. Der Chef der Schwelmer Feuerwehr ist zufrieden darüber, wie der Einsatz verlaufen ist. Insgesamt seien wohl rund 130 Kräfte auch aus den Nachbarstädten zum Einsatz gelangt, darunter neben Feuerwehren aus Ennepetal, Sprockhövel, Gevelsberg, Wuppertal und Dortmund auch das DRK und das THW.
„Jedem einzelnen Feuerwehrmann in Schwelm ist klar, was diese Altstadt für uns bedeutet. Sie ist neben der Christuskirche und Haus Martfeld der Kern dessen, was Schwelm ausmacht“, so Jansen gegenüber unserer Zeitung. Der Feuerwehrchef lobt die gute Zusammenarbeit unter den Einsatzkräften, hebt besonders die „überwältigende Beteiligung“ der Schwelmer Feuerwehrkameraden hervor. „Einige der Kameraden haben sogar ihren Kurzurlaub unterbrochen, um bei dem Einsatz helfen zu können.“
Auch interessant
Zur Frage der Schwelmer Drehleiter, die wegen eines technischen Defekts am Samstag nicht einsatzfähig gewesen sei: Das hätte jederzeit auch mit einer neuen Drehleiter passieren können. Schuld sei ein elektronischer Fühler gewesen, der die Belastung der Leiter im Einsatz misst. Die Reparatur sei am Mittwoch erfolgt.
Neue Drehleiter für 2023 geplant
Schon vor Jahren war die im Jahr 2000 angeschaffte Drehleiter einmal wegen Defekten in die Kritik geraten. Das führte 2015 zu einer großen Reparatur und zu einer Generalüberholung des Großgeräts. Damalige Kosten: ca. 130.000 Euro.
Auch interessant
Der Lebenszyklus einer Drehleiter ist von der Zahl der Einsätze abhängig, sagt Matthias Jansen. „In großen Kommunen mit einem starken Einsatzaufkommen beträgt der Lebenszyklus 8 bis 10 Jahre, in Schwelm gehen wir von ungefähr 20 Jahren aus.“ Ab 2020 sei eine Neuanschaffung eingeplant. Bis zur Indienststellung rechnet Schwelm mit weiteren drei Jahren. So ein Großgerät gebe es nicht von der Stange, jede Leiter sei ein Unikat. „Der Bau einer Drehleiter ist viel Handarbeit“, so Jansen. Geschätzte Kosten: rund eine Millionen Euro.