Schwelm. Nach dem Großbrand in der Kölner Straße in Schwelm stehen einige Anwohner vor den Trümmern ihrer Existenz. Sie sprechen über das Erlebte.
Es liegt ein beißender Geruch in der Luft – immer noch. Am Montagmittag nach dem Großbrand ist die Kölner Straße voller Menschen. Durch Absperrzäune und Container wirkt sie noch enger als sie ohnehin ist. Ein Bagger trägt die Reste des Hauses Nummer 24 zusammen. Es musste noch am Sonntag wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. Anwohner stehen fassungslos vor der großen Lücke, die nun neben der Gaststätte Am Müöllendiek in der Häuserreihe prangt.
„Wir haben nur noch das, was wir am Körper tragen“, sagt eine ältere Dame mit zittriger Stimme. Sie und ihr Mann lebten im Haus nebenan, Nummer 22. Auch hier brannte es am Samstag. Das Fachwerkhaus ist unbewohnbar. „Seit 1970 haben wir hier gelebt“, sagt die Dame.
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Die Beiden möchten namentlich zwar nicht genannt werden, trotzdem schildern sie gegenüber unserer Zeitung, wie sie den vergangenen Samstag erlebten. „Wir waren gerade auf dem Weg nach draußen, als eine Nachbarin aus dem Haus sagte, dass es brennt“, erinnert sich die Frau. „Jetzt haben wir keine Wohnung mehr, gar nichts.“ Sie beginnt, zu weinen. Untergekommen seien sie in einem Hotel.
Blick auf brennende Terrasse
Auf der anderen Seite der Brandruine stehen Melanie und Rebecca Neuhäuser und beobachten die Abrissarbeiten. Sie konnten am Samstag von ihrem Wohnzimmerfenster aus direkt auf die brennende Terrasse der Hausnummer 24 gucken. „Wir wollten gerade einkaufen fahren“, sagt Melanie Neuhäuser. „Da habe ich meiner Frau zugerufen, dass es brennt.“
Diese habe dann die 112 gewählt. „Keine Ahnung, ob wir die ersten waren“, sagt Rebecca Neuhäuser. „Wir waren voller Panik und sind ins Haus zurück.“ Von da aus hätten sie das weitere Geschehen beobachtet, bis es nicht mehr gegangen sei.
„Hinter der Fensterscheibe im Wohnzimmer war die Hitze-Entwicklung so enorm, wir hatten die blanke Panik“, erzählt Rebecca Neuhäuser. „Wir haben unsere Katzen dann in Transportboxen gepackt und sind durch das Küchenfenster raus.“ Wegen der Rauchentwicklung hätten sie sich mit anderen Anwohnern auf die Obermauerstraße zurückgezogen.
„Wir haben hier 1000 Schutzengel gehabt, das hätte viel Schlimmer ausgehen können“, ist sich Rebecca Neuhäuser sicher. Der Sonntag nach dem Brand sei auch schlimm gewesen. „Man ist total hilflos und wartet beim Abriss, ob dabei noch etwas auf unser Haus fällt“, so Neuhäuser.
Weder Strom noch Gas
Wieder darin wohnen kann das Paar am Montagmittag noch nicht. Strom und Gas sind zu dieser Zeit immer noch abgestellt. „Unsere Vermieter haben uns ein Hotelzimmer bezahlt“, sagt Rebecca Neuhäuser. Generell sei der Zusammenhalt in der Nachbarschaft sehr groß. „Das ist hier wie in einer großen Familie“, sagt sie. „Mit denen, die wir hier noch gesiezt haben, sind wir spätestens seit Samstag per Du.“ Sie und ihre Frau Melanie leben seit 2013 in der Kölner Straße.
Auch Aida Kajtazovic, die mit ihrem Mann die „Gastwirtschaft am Müöllendiek“ betreibt und in der Wohnung darüber lebt, macht sich vor Ort ein Bild von der Lage. Das Lokal befindet sich ebenfalls direkt neben dem Brandhaus Nummer 24. „Das kann man gar nicht beschreiben“, antwortet sie auf die Frage, wie sie das Geschehen am Samstag erlebt hat.
Sie und ihr Mann hätten sich zum Zeitpunkt des Brandes im Haus befunden. „Ich habe aus dem Fenster geguckt und eine Nachbarin gesehen, die besorgt aussah“, sagt Kajtazovi. Die Nachbarin habe gesagt, dass es brenne. „Ich habe sofort meinen Mann geholt und dann sind wir raus“, so die Wirtin.
Freunde und Verwandte hätten ihnen angeboten, dass sie bei ihnen übernachten könnten. „Wir sind bei unserem Kind untergekommen“, sagt Kajtazovi. Zurück können auch sie erst, wenn Strom und Gas wieder angestellt sind.