Gevelsberg. Gevelsberger Band The O’Reillys and the Paddyhats will internationaler werden. Diverse Umbesetzungen. Wiese für Open Air-Festival gesucht.
Während der Himmel sich in tiefem Blau zeigt, reißen etwa 20.000 Menschen die Arme hoch, jubeln frenetisch. Die Gevelsberger Band „The O’Reillys and the Paddyhats“ hat das Publikum auf dem größten Heavy Metal-Festival der Welt in Wacken im Sturm erobert. „Das“, sagt Sänger und Gitarrist Franz Wüstenberg, „war einer unserer besten Gigs aller Zeiten.“ Er muss das ganz genau wissen, denn bei jedem einzelnen der mehr als 200 Auftritte hat er am Mikrofon gestanden und die Massen mit eingepeitscht.
Jetzt sitzt er entspannt in seiner Küche, trinkt eine Tasse Kaffee, spricht über die nächsten Schritte zur Internationalisierung der Band, genauso auch darüber, wie lang der Weg ist, mit der Musik trotz riesiger Auftritte und Chart-Platzierungen Geld zu verdienen.
Von Wacken und den Azoren
Routine kehrt auch nach dem dritten Mal auf den Bühnen in Wacken nicht ein, zumal in diesem Jahr für die Paddyhats alles etwas anders war, als die beiden Male zuvor. Eine größere Bühne, ein Auftritt zu einer publikumsfreundlichen Zeit, keine große Konkurrenz auf den anderen Bühnen und ein volles Festivalgelände, weil direkt nach ihnen die Rock-Dinosaurier von Uriah Heep eine der Hauptbühnen enterten. „Bessere Voraussetzungen hatten wir bislang noch nie“, sagt Franz Wüstenberg.
Damit sich aber etwa 20.000 begeisterte Fans zu ihrem Auftritt vor der Bühne versammelten, haben die Musiker auf eine besonders charmante Art Werbung gemacht. „Wir sind mit einem Bollerwagen voller Bier und ein paar Instrumenten über die Campingplätze gezogen und haben unsere Lieder gespielt, sagt Franz Wüstenberg. Trauben von bis zu 200 Menschen versammelten sich um die Paddyhats, die fleißig Sticker mit ihrer Auftrittszeit verteilten. „Bis uns etwa drei Kilometer von unseren Zelten entfernt die Achse vom Bollerwagen brach“, erzählt der Frontmann. Glück im Unglück: Ein Wacken-Bierfahrer aus Sachsen war mit einem Quad auf dem Gelände unterwegs, um die Band zu suchen. „Er hatte auf Facebook von unserem Rundgang mitbekommen und sagte, er sei unser größter Fan. Dankenswerter Weise hat er uns und unsere ganze schwere Bollerwagenladung zurückgefahren“, sagt Franz Wüstenberg.
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Doch Wacken ist nur eine weitere Zwischenstation auf der Paddyhats-Reise gewesen. Die Band hat einerseits noch weitere größere Festivalgigs in diesem Jahr im Programm, andererseits lautet das nächste Ziel: internationaler werden. Dabei sticht ein Auftritt ganz besonders hervor. In weniger als zwei Wochen fliegt der Paddyhats-Tross auf die Azoren. „Total verrückt ist das“, sagt Franz Wüstenberg. „Wir bekamen sehr kurzfristig die Anfrage, ob wir auf dem Festival Maré de Agosto spielen wollen.“ Wollten sie und treten nun mitten im Atlantik zwischen Europa und Amerika auf. Das ist mit Sicherheit etwas ganz Außergewöhnliches. Dennoch lautet das Ziel der Band ganz klar, bei den nächsten Touren auch die europäischen Nachbarländer zunehmend zu bereisen.
Von Youtube und Spotify
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Die Zahlen sind beeindruckend: Mehr als 25 Millionen Mal sind die Videos der Gevelsberger Band auf Youtube angeschaut worden, und fast 100.000 Hörer pro Monat verzeichnen die Gevelsberger auf der Musikplattform Spotify. Doch Geld lässt sich damit kaum verdienen. „Seit Jahren sprechen wir davon, dass es unser Traum ist, von der Band leben zu können“, sagt Wüstenberg. Doch inklusive der Crew müssten elf Leute versorgt werden. Das würde Gagen bedeuten, die ein Vielfaches über den aktuellen Sätzen liegen. Zumal die Investitionen in die Band enorm sind. Neue Merchandising-Artikel, neue CD-Pressungen, neue Aufnahmen – da kommen schnell viele zehntausend Euro zusammen. „Wir schaffen es zumindest, dass wir unserer Crew regelmäßig etwas zahlen können. Die Musiker verdienen kaum etwas bis gar nichts“, sagt der Frontmann.
Von Umzügen und Anreisen
Nachdem die Irish-Folk-Punker als reine Gevelsberger Combo gestartet waren, sind nur noch Franz Wüstenberg, Tim Herbig und Benni Lunau von den Musikern in der Heimat geblieben. Bassist Thomas Klur kommt aus Olpe und hat für die Proben einen Fahrgemeinschaft mit dem neuen Drummer Jonas Heinrich aus Siegen gegründet. Gitarrist Jan Philipp Nau ist der Liebe wegen in die Pfalz gezogen. Das macht die Sache noch ein wenig komplizierter. Anstatt zweimal pro Woche probt die Band noch zweimal im Monat. „Aktuell haben wir aber eine extrem homogene Truppe zusammen. Die Gigs helfen sehr, dass wir hervorragend eingespielt sind“, sagt Franz Wüstenberg.
Klar ist: Je weiter die Reisen gehen, je mehr Zeit neben Studium, Arbeit, Kindern und Partnern in die Band investiert wird, desto schwieriger wird es für die einzelnen Mitglieder, dies alles unter einen Hut zu bekommen. Das hält aber niemanden in der Band davon ab, den Weg weiter mit voller Leidenschaft zu gehen.
Vom Festival und Open Air
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Neben den vielen Auftritten in den entlegensten Winkeln der Republik, haben die Paddyhats auch Heimspiele. Seit vielen Jahren veranstalten Franz Wüstenberg und Tim Herbig das O’Reilly-Festival in der Gevbelsberger Sportalm. „Der Abend war diesmal in Rekordzeit ausverkauft, deshalb haben wir uns dazu entschieden, einen zweiten Festival-Tag hinzuzunehmen“, sagt Franz Wüstenberg. So wird sich die Sportalm am Freitag, 15. November, und Samstag, 16. November, in ein kleines Stück Irland verwandeln. Der Samstag ist bereits ausverkauft. Für den Freitag, wenn sich die Lokalmatadore die Bühne mit den Cobblestones aus Berlin teilen, gibt es noch Karten bei Eventim, Westticket sowie in der Sportalm Gevelsberg, Ochsenkamp 56, und bei Radio Meckel, Mittelstraße 56, ebenfalls in Gevelsberg.
Ungewiss hingegen ist die Zukunft des Open Air-Festivals. Nachdem das Duo das Folk-Festival in Volmarstein übernommen hatten, machen Brandschutz- und Evakuierungsbestimmungen der Fortführung an dieser Stelle einen Strich durch die Rechnung. „Wer eine Wiese mit mehr als einem Hektar Platz hat, und sich vorstellen kann, dass wir dort das Festival weiter leben lassen, kann sich gern per E-Mail unter info@paddyhats.com bei uns melden“, sagt Franz Wüstenberg. Die Rettung des Festivals wäre zumindest so etwas wie ein kleines bisschen Wacken im Ennepe-Ruhr-Kreis. Für die Stimmung werden die Paddyhats schon sorgen.