Ennepe-Ruhr. Die Hitze, die Trockenheit und illegale Pumpen, die in großem Maße Wasser abpumpen, bringen die Ennepe und ihre Zuflüsse in Schwierigkeiten.

Zu wenig Niederschlag im Juli, zu große Hitze im Juni: Das Wetter sorgt dafür, dass die Zuflüsse der Talsperren nach und nach austrocknen – auch die Hülsenbecke und der Krabbenheider Bach führen in weiten Teilen kein Wasser mehr.

„Wasser ist das Blut der Natur“, sagt Wolfgang Schweer, es sei ein wichtiger Bestandteil für den Kreislauf des Lebens. Er ist Vorsitzender des Angel- und Gewässerschutzvereins Ennepe e. V. und blickt mit Sorge auf die ausgetrockneten Gewässer in Ennepetal und Gevelsberg.

Schwierige Situation

Schweer erklärt, dass die Kleinstlebewesen der Beginn der Nahrungskette seien. Verschwinde ihr Lebensraum, würden auch sie verschwinden. Selbst wenn sich die Bäche wieder füllten und Fische hinein geworfen würden, würden die Fische nicht sofort überleben können, weil sie nichts zu fressen finden.

Es müsse sich alles erst einmal wieder entwickeln. Bianca Peinert, Gewässer-Biologin beim Ennepe-Ruhr-Kreis, weiß, dass Tiere durchaus Überlebensstrategien entwickeln können, auch in schwierigen Situationen wie jetzt. Dennoch seien die Folgen nicht abzusehen. Wie sehr sich Hitze und Trockenheit auf die Gewässer nachhaltig auswirken, „das werden wir erst im kommenden Jahr wissen“, sagt sie. Aktuell sei der ökologische Zustand gut. 325 Probeentnahmestellen gibt es in den Gewässern des Ennepe-Ruhr-Kreises, etwa 45 bis 60 würden pro Jahr im Blick gehalten.

Illegale Pumpen werden zum Problem

Auch der Gevelsberger Wolfgang Schweer ist mit seinen Vereinskollegen derzeit viel in Sachen Gewässerschutz unterwegs. Bei der letzten groß angelegten Reinigungsaktion an den Ufern sei nicht nur viel Müll aufgefallen, sondern auch eine Vielzahl illegaler Wasserentnahmestellen in der Ennepe. „Wir haben viele Pumpen im Fluss gesehen, die da nicht hingehören“, erklärt Schweer. Die meisten seien von Privatleuten, die ihre Gärten damit bewässern. Das sei nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, sondern schwäche auch das Gewässer, vor allem während der Hitzeperioden. Eine Gießkanne Wasser aus dem Fluss zu holen, sei erlaubt, nicht aber elektrische Pumpen zu installieren. Der Verein habe eine Liste zusammengestellt und werde die Standorte dieser illegalen Vorrichtungen an die Untere Wasserbehörde weitergeben – zum Schutz des Gewässers.

Wolfgang Schweer bittet auch die Bevölkerung darum, bei Spaziergängen wachsam zu sein und sich bei der Feuerwehr zu melden, wenn ein Bach zunehmend zu einem Rinnsal werde. Die Feuerwehr sage dann dem Verein bescheid. „Und wir versuchen zu retten, was zu retten ist.“

Illegale Pumpen bringen die Ennepe in Schwierigkeiten.
Illegale Pumpen bringen die Ennepe in Schwierigkeiten. © WP | Privat

Mittels Elektrobefischung würden die Fische aus dem austrocknenden Gewässer geholt und behutsam an anderer Stelle ausgesetzt.

Für weite Teile des Krabbenheider Bachs kommt jede Hilfe zu spät. Im vergangenen Jahr sei der Bach das erste Mal trocken gefallen, in diesem Jahr erneut. Eine beunruhigende Entwicklung. Wolfgang Schweer ist seit mehr als 50 Jahren Angler aus Leidenschaft, doch so etwas habe er in all der Zeit nicht erlebt.

Feuerwehr Bescheid sagen

Auch Bianca Peinert hat den Eindruck, dass in diesem Jahr mehr Bäche und Zuflüsse als sonst ausgetrocknet sind. Sie sei während ihrer Außentermine häufig darauf angesprochen worden. Sie berichtet von Anwohnern, die auch bei der Heilenbecke einen niedrigen Wasserstand bemerkt hätten, und auch der Blick in die Talsperren untermauere ihre Beobachtung. Das Wasser sei weit vom Ufer entfernt, und der Pegelstand niedriger als sonst. „Die Ennepe führt aber noch ausreichend Wasser, da sehen wir derzeit kein Problem.“

Dennoch: Fallen weitere Talsperren-Zuflüsse weg, könne die Talsperre irgendwann kein Wasser mehr an die Ennepe abgeben, weil das Trinkwasser knapp wird. Wie bereits berichtet, hat die AVU schon vor etwa zwei Wochen das zweite Wasserwerk dazu geschaltet, um die Talsperre zu schonen (wir berichteten). „Es ist wichtig mit der Ressource Wasser hauszuhalten“, sagt Bianca Peinert. Mehr denn je.