Gevelsberg. Die Gevelsberger S-Bahnhaltestelle Knapp ist von der Bahn noch immer nicht barrierefrei umgebaut worden.
Diese 41 Stufen machen den Menschen an der S-Bahnhaltestelle Berge-Knapp seit Jahren das Leben schwer. Wer mit der S-Bahn in Richtung Wuppertal fahren möchte, der muss gut zu Fuß und bei guter Kondition sein. Das Gleis in Fahrtrichtung Hagen und Dortmund ist über eine Rampe zu erreichen. Das sollte auch die Lösung für den barrierefreien Umbau auf der anderen Gleisseite sein. Doch die ist vom Tisch – und bleibt es wohl auch erst einmal.
Was bisher geschah
2012 hatten sich Mitglieder aller Fraktionen der Stadt Gevelsberg in einem Gespräch mit einem Vertreter der Deutschen Bahn dafür eingesetzt, dass die S-Bahnhaltestelle baulich verändert wird. Die Stadt habe sogar einen Vorschlag gemacht und eine Rampenlösung analog zu der auf der Gegenseite ins Spiel gebracht, erklärte der Bürgermeister damals. Danach war erst einmal abwarten angesagt. In das großangelegte Förderprogramm der Bahn, bei der bis 2017 insgesamt 108 Bahnhöfe barrierefrei umgebaut werden sollten, schafften es die Gevelsberger Bahnhöfe nicht. Zwei Bahnhöfe sind mittlerweile auf der Liste: die S-Bahnhaltestelle Kipp und der Hauptbahnhof Gevelsberg (siehe Infokiste).
2 Haltepunkte auf Liste
Im Programm „Moderne Bahnhöfe für NRW“ 1 von 150 steht der Haltepunkt Kipp auf der Liste. Geplant sind eine Erneuerung des Bahnsteigbelags und die Einrichtung eines Blindenleitsystems.
Auch der Gevelsberger Hauptbahnhof soll saniert werden. Ein konkreter Zeitplan für die Maßnahme steht aber noch nicht fest.
Vor vier Jahren sah es so aus, als ob der Umbau auch in Berge Fahrt aufnimmt. Bürgermeister Claus Jacobi informierte zusammen mit dem Stadtplaner Björn Remer, dass eine Rampenlösung diskutiert würde, und dass Fördermittel in Aussicht gestellt worden seien. Was Jacobi 2015 optimistisch stimmte, war, dass der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr für den Umbau in Gevelsberg rund 612.900 Euro als förderfähig für das Jahr 2016 eingeplant hatte. 2017 die große Enttäuschung. Die Stadt wurde darüber informiert, dass die Maßnahme nun doch nicht als förderfähig betrachtet werde. Die Erklärung: Der Bau der Rampe in den Hang hinein sei nicht ohne weiteres umzusetzen, die Kosten seien dadurch viel zu hoch, das Projekt nicht mehr wirtschaftlich. Die Geldzusage wurde zurückgezogen.
Die Alternative zu einer Rampe wäre ein Aufzug. Doch der wäre auch teuer, hinzu kämen die Gefahr von Vandalismusschäden und hohe Instandhaltungskosten. Dennoch: Die Barrierefreiheit muss her, so die Haltung der Gevelsberger Stadtverwaltung.
Die Sicht der Stadt
Claus Jacobi zeigt sich enttäuscht darüber, dass die Rampe vom Tisch ist. Er erklärt, dass die Stadt im Glauben gewesen sei, dass die Maßnahme so umsetzbar sei. Der Frust ist groß: Der Bund verpflichte dazu, Einrichtungen barrierefrei zu gestalten, lege aber im Gesetz fest, dass dies für Anlagen der Bahn nicht gelte. „Das ist ein bundespolitischer Skandal“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi und sieht den Bund in der Pflicht zu handeln, weil die Situation nicht mit kommunalen Mitteln zu lösen sei,
Jacobi: „Die Bahn hält sich aus unerfindlichen Gründen für einen Umbau nicht zuständig. Sie ist es aber, es ist ein Bahngrundstück.“ Aus Sicht des ersten Bürgers der Stadt gibt es nur eine Chance, wieder „Stimmung und Schwung in die Sache zu bringen - mit einer Petition.“
Es sei für eine Kommune nicht zumutbar auf eigene Kosten auf einem Bahngrundstück Barrierefreiheit zu schaffen. Mit der Petition soll das Thema in die parlamentarischen Gremien von Bund und Land gebracht werden, um zwei Dinge zu erreichen. Erstens, dass auch die Bahn in die Pflicht genommen wird, Barrierefreiheit auf in ihren Einrichtungen zu schaffen. Und zweitens, was für Jacobi am wichtigsten ist: eine Lösung für die Haltestelle in Gevelsberg zu finden und die notwendigen Maßnahmen anzustoßen.
Die Sicht der Bahn
Die Bahn teilt auf Anfrage zum Thema barrierefreien Umbau der S-Bahnhaltestelle schriftlich mit, dass die Stadt in Eigenregie plane, den Haltepunkt durch eine Rampe barrierefrei zu erschließen. „Dies ist demnach ein städtisches Projekt. Wir haben weder zum aktuellen Sachstand, noch zum Abbruch des Rampenprojektes eine Info vorliegen.“ Die Bahn teilte aber mit, sich noch ausführlich zu dem Sachverhalt äußern zu wollen und eine Stellungnahme nachzureichen.