Gevelsberg. Barrierefreiheit, nicht nur bei der S-Bahn-Station, im Mittelpunkt von „Miteinander im Gespräch“.

„Miteinander im Gespräch“ - so lautet nicht nur der Name des runden Tisches aus Stadtverwaltung, Politik und Vertretern von Vereinen und Institutionen für Menschen mit Behinderungen. Bei dieser Veranstaltung ist der Name auch Programm. Ím Ratssaal kamen viele Themen zur Sprache: Der Umbau Kaufland, Mülltonnen als Hindernisse,wenig behindertengerecht eingerichtete Baustellen und natürlich der Dauerbrenner, die S-Bahn-Haltestelle Berge-Knapp.

Haltestelle Berge-Knapp

Zu der seit Jahren nicht nur bei Behindertenvertretern in der Kritik stehende S-Bahn-Haltestelle in Berge hatte Bürgermeister Claus Jacobi Neuigkeiten zu berichten. Die avisierte Rampenlösung, für die sich die Stadt bei der Bahn und beim VRR als möglichen Fördermittelgeber stark gemacht hat, scheint in weite Ferne zu rücken. Jacobi erklärte, dass die Stadt darüber informiert worden sei, dass die Maßnahme wohl als nicht förderfähig betrachtet werde. Der Bau der Rampe in den Hang hinein sei nicht ohne weiteres umzusetzen, die Kosten seien dadurch viel zu hoch. Also würde die Stadt nun die Aufzugslösung weiter verfolgen. Natürlich sei diese nicht die erste Wahl, erklärte Jacobi und verwies auf die Gefahr von Vandalismusschäden und hohe Instandhaltungskosten. Dennoch: Barrierefreiheit sei an dieser Stelle notwendig, der Bürgermeister spricht von einem politischen Skandal. Auf der einen Seite seien die Kommunen verpflichtet, Barrierefreiheit zu schaffen, auch im Personennahverkehr (bei den Bushaltestellen). Auf der anderen Seite gilt für S-Bahnhaltestellen, für die der Bund zuständig sei, eine Ausnahmeregelung. Jacobi: „Der nimmt sich komplett aus der Verantwortung.“ Er versicherte, auch politische Anstrengungen zu unternehmen, um eine barrierefreie Lösung für die Haltestelle zu finden.

Seit vielen Jahren ärgern sich die Berger darüber, dass sie 41 Stufen überwinden müssen, wenn sie auf den Bahnsteig in Richtung Gevelsberg und Wuppertal gelangen möchten. Wer mit dem Kinderwagen unterwegs ist, im Rollstuhl sitzt oder auf einen Rollator angewiesen ist, hat keine Chance. Einzige Möglichkeit von Berge Knapp aus barrierefrei mit der S8 Richtung Stadtmitte zu fahren, ist: Die Rampe zum Gleis Richtung Hagen hinunter zu gehen, in den Zug einzusteigen und zwei Stationen später in die Gegenrichtung zu wechseln.

Kaufland

Auch wenn der Umbau bei Kaufland noch gar nicht begonnen hat, die Fragen, ob es Behindertenparkplätze und auch weiterhin eine Behindertentoilette geben wird, beschäftigten das Gremium. Björn Remer, der Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung, wusste zu berichten, dass beides geplant sei. Noch in der Abstimmung befinde sich, ob die Toiletten, die im Erdgeschoss angedacht sind, nur zu den Öffnungszeiten, oder über eine speziellen Zugang auch in der übrigen Zeit zu erreichen seien. Noch gibt es keinen Bauantrag zur Maßnahme. Der Planungsprozess läuft. Gute Nachricht für alle: Die Parkplätze, nicht nur die behindertengerechten, werden größer als zuvor.

Mülltonnen

In dem Gremium, bei denen Themen zu Sprache kommen, die für nicht beeinträchtige Menschen oftmals keine Rolle spielen, für Rollstuhl- oder Rollatorfahrer durchaus ein großes Hindernis bedeuten können, ging es auch um Mülltonnen. Der runde Tisch richtete einen Appell an die Mitarbeiter der Müllabfuhr, die Behältnisse nach der Leerung nicht in den Weg, sondern nahe an die Hauswand oder der Abstellfläche zu platzieren. Auch Anwohner, die die Tonnen raus stellen, werden gebeten, auf eine ausreichend große „Fahrrinne“ auf dem Bürgersteig zu achten.

Baumaßnahmen

Eine unüberwindbare Barriere stellten oftmals auch Baustellen am Bürgersteig dar. Das Problem ist der Bordstein, der nicht mal eben bei einem Engpass überwunden werden könne. Das Gremium wünscht sich, dass bei der Einrichtung der Baustellen mehr auf Rollstuhlfahrer geachtet werde, ebene Passiermöglichkeiten geschaffen werden. Als Anlass für diese Anfrage wurden die Baustellen der Telekom genommen, die derzeitig häufig im Stadtgebiet zu finden seien und mitunter Probleme bereiten würden.