Schwelm. . Der Schwelmer Kulturausschuss hat über die geplante Andy-Warhol-Ausstellung im Haus Martfeld 2020 diskutiert. Knackpunkt: die Finanzen.
Im Vorfeld der Sitzung des Kulturausschusses am Mittwochabend hatte die Verwaltung in einer Vorlage schon über die geplante Andy-Warhol-Ausstellung im Haus Martfeld 2020 informiert. Zur Sitzung selbst war nun auch Peter Christian Neumann zu Gast. Der gebürtige Schwelmer und Kunstsammler stellt Exponate seiner Privatsammlung von Werken des bekannten Pop-Art-Künstlers Andy Warhol zur Verfügung (wir berichteten). Dadurch macht er dieses Angebot erst möglich. Neumann schilderte den Ausschussmitgliedern seine Ideen zur Umsetzung der Ausstellung.
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„Sie werden das Haus Martfeld nicht mehr wiedererkennen“, versprach er. „Innen werden keine Fenster mehr sichtbar sein.“ Er plane die Ausstellung als eine interaktive Inszenierung. „Das Publikum muss in die Welt Warhols eintreten können“, erklärte Neumann.
Die „Factory“, so wurden Studios des Pop-Art-Künstlers in New York City genannt, solle nachgebaut werden. Zu sehen sein werden unter anderem der vollständige Marilyn-Zyklus, Stücke aus Warhols Privatbesitz und Arbeiten seines Lieblingsneffen (Anm. d. Red.: James Warhola).
Musikalisches Konzept
Die Ausstellung speise sich aus drei Quellen: „Die Mehrheit der Werke stammt aus meiner eigenen Sammlung in der Schweiz“, so Neumann. Ein Teil komme aus der Sammlung der Berliner Galerie Schultz. Die Familie Warhol selbst stellt eine Leihgabe zur Verfügung. Er sei mit der Familie befreundet, sagt Neumann. Sie werde bei der Vernissage anwesend sein. Seine Vorstellungen gehen aber über die ausgestellten Werke hinaus. „Ich sehe eine Ausstellung als Gesamtkunstwerk“, erklärte Peter Christian Neumann.
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So gehöre auch ein musikalisches Konzept dazu. Das stellte den Ausschussmitgliedern Neumanns Begleiter Dr. Lutz Fahrenkrog-Petersen vor. „Die Musik soll helfen, die Kunst besser zu verstehen“, sagte dieser. Zur Epoche der Kunstwerke würde zeitlich passende Musik gespielt. Besucher der Ausstellung sollen außerdem die Möglichkeit haben, mit an der Ausstellung Beteiligten zu sprechen. Angedacht sei beispielsweise ein „Artist-Talk“, in dem James Warhola Fragen des Publikums beantworte, sagt Peter Christian Neumann.
Mögliche Finanzierungslücke
Die Idee, eine bedeutende Ausstellung in die Region zu bringen, habe schon länger bestanden, verriet Peter Christian Neumann. „Ich habe mich da für meine Heimatstadt entschieden.“ Die Kosten für die Ausstattung der Ausstellung werden von ihm übernommen. „Ich habe große Freude daran, das der Stadt Schwelm zu schenken“, sagte Neumann. Diese Freude schien nicht allein auf seiner Seite zu sein. „Danke, dass Sie das für uns möglich machen“, sagte Christiane Sartor (CDU). Auch andere Ausschussmitglieder zeigten sich begeistert.
Auftrag an Verwaltung erteilt – mit Einschränkung
Nach der Diskussion entschied sich der Kulturausschuss für eine Erweiterung der Beschlussvorlage der Verwaltung. Diese lautete schließlich: „Die Verwaltung wird beauftragt, die Ausstellung ,Andy Warhol Unlimited – Schwelm goes Pop Art’ im Frühjahr 2020 auszurichten. Die entsprechenden Mittel werden bereitgestellt. Die Maßnahme wird mit einem Sperrvermerk zur letzten Ratssitzung am 28. November versehen.“ Der Ausschuss votierte mit einer Enthaltung einstimmig dafür.
Die anschließende Diskussion drehte sich vor allem um die Frage des finanziellen Risikos. Knapp 63.000 Euro würde die Stadt Schwelm die Ausrichtung der Austellung kosten.
„22.000 Euro an Spendengeldern von Privatpersonen sind bereits eingegangen oder schriftlich zugesagt“, sagt Gabriele Grollmann, Bürgermeisterin der Stadt Schwelm. Weitere Sponsoren hätten Gelder zugesagt, sollte der Rat für die Ausstellung stimmen.
Beantragung von Fördergeldern
Des Weiteren werde sich die Stadt bei Zustimmung des Rates um die Beantragung von Fördergeldern kümmern. Die Zusage der Gelder käme wenn überhaupt aber erst im Januar nächsten Jahres. Es bleibt also das Risiko einer Finanzierungslücke.
„Wir haben zur Sicherheit ein Ausstiegsszenario eingebaut“, bekräftige die Bürgermeisterin. Gemeint ist damit folgender Passus in der Beschlussvorlage der Verwaltung: „Die Ausstellung wird zunächst vorbehaltlich definitiver finanzieller Zusagen durch Sponsoren/Fördergelder geplant. Eine Option, die Ausstellung bei Nichtschließung der Finanzierungslücke noch abzusagen, besteht bis zum 30. Oktober 2019.“ Werde bis zum 30. Oktober die Entscheidung getroffen, die Ausstellung wie geplant im April 2020 zu organisieren, würden die voraussichtlichen Mittel über die Änderungsliste für den Haushalt 2020 eingeplant, heißt es in der Vorlage weiter.
Aufruf an Schwelmer Bürger
„Ich sehe hier eine große Chance für Schwelm“, sagte Matthias Kampschulte (CDU). „Das Risiko für 2020 ist mehr als überschaubar.“ Das sieht auch Klaus Meckel von der FDP so. „22.000 Euro sind außerdem schon zugesagt, da liegt das Risiko also irgendwo zwischen 40.000 Euro und 0“, so Meckel. Das sei ein verschmerzbarer Betrag.
Christiane Sartor formulierte es etwas drastischer: „Wir wären nicht mehr einzuordnen, wenn wir diese Chance vorbeiziehen ließen.“ Johanna Burbulla (Die Bürger) sprach sich dafür aus, die Austellung nicht zu blockieren.
Brigitta Gießwein (Grüne) hingegen machte ihrem Ärger Luft: „Uns wird ständig gesagt, wir haben kein Geld und kein Personal.“ Nun werde Personal für diese Ausstellung gebunden.
„Man darf die Nachhaltigkeit für die Stadt nicht vernachlässigen“, sagte Bürgermeisterin Grollmann und appellierte im Zuge dessen auch an die Bürger der Stadt. Eventuell könne man Kleinstspenden ja mit einem ermäßigten Eintritt in die Warhol-Ausstellung vergüten.