Ennepetal. . Nach sieben Monaten kann die Sperrung auf der Kölner Straße endlich aufgehoben werden. Die Stunden davor bieten nochmal einen Grund zum Ärgern.

„Ist sie tatsächlich wieder frei?“ Die Zweifel schienen berechtigt. Schließlich standen am Donnerstagvormittag auf der Kölner Straße, wenn man von Schwelm kam, noch überall die rot-weißen Baken mit den Durchfahrt-Verboten-Schildern. Doch es ist wahr. Fast auf den Tag genau sieben Monate nach der Sperrung ist die Baustelle auf der Kölner Straße fertig und Ennepetals wichtigste Verkehrsachse und das Nadelöhr Rahlenbecker Tunnel wieder frei passierbar.

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„Endlich“ und „das wurde auch Zeit“ waren die ersten Reaktionen von Verkehrsteilnehmern und Anwohnern, die sieben Monate lang mit den Unwägbarkeiten, die die Baustelle mit sich brachte, leben mussten. Seit dem 25. September vergangenen Jahres wurde der Verkehr von und nach Schwelm weiträumig umgeleitet. Lkw und Pkw schlängelten sich von der Kölner Straße kommend über die Heilenbecker Straße, hoch auf die Kahlenbecker Straße, über die Scharpenberger Straße und Königsfelder Straße quer durchs Gewerbegebiet Oelkinghausen und über Wuppermannshof zurück auf die frühere B 7. Oder eben umgekehrt.

Auf Bach-Gewölbe gestoßen

Für die Vollsperrung an der Kölner Straße und die weiträumige Umleitung sprach eine kürzere Bauzeit von geplanten drei Monaten. Die gleichen Arbeiten hätten bei halbseitiger Sperrung der Fahrbahn mehrere Monate länger gedauert.

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Unglücklicherweise kam Ende November etwas dazwischen, was die Planer nicht auf dem Schirm hatten. Im Bereich der Bahnunterführung musste erst noch eine neue Verrohrung für die Rahlenbecke gebaut werden, weil das alte Gewölbe des Baches der geplanten und bereits bis zum Tunnel vorangetriebenen Kanalverrohrung in die Quere kam. Die Misere fiel erst bei Ausschachtungsarbeiten im Tunnelbereich auf, berichtete der für das Projekt zuständige Thomas Koch von den Stadtbetrieben (SBE). Verantwortlich dafür ist wahrscheinlich ein Fehler beim Einmessen des Untergrunds, möglicherweise verursacht durch eine Stromleitung, die das Messergebnis verfälschte. Das lasse sich nicht mehr hundertprozentig klären und „da werden sie auch keinen Schuldigen für finden“, erklärte Thomas Pflug, Technischer Leiter der SBE auf die Frage nach möglichen Regressforderungen.

Unterm Strich kostete der Mehraufwand dreieinhalb Monate mehr Zeit und mehr Geld. Die Ausgaben kletterten von veranschlagten 3,5 Millionen Euro auf etwa 4,1 Millionen Euro. Stadtbetriebe-Vorstand Tim Strathmann gibt aber zu Bedenken: „Hätten wir es vorher gewusst, wären wir genauso vorgegangen und hätten dann auch eine längere Bauzeit gehabt“.

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In die Schlagzeilen geriet die Baustelle zuletzt im April, weil der Landesbetrieb Straßen NRW in den beiden Wochen vor Ostern zusätzlich zu den Fahrbahnarbeiten im abgesperrten Bereich auch die Fahrbahndecke zwischen Heilenbecker Straße und Voerder Straße sanieren ließ. Es handelte sich um Gewährleistungsarbeiten zu der vor über zehn Jahren dort durchgeführten Fahrbahnsanierung. Sie sollten in einem Abwasch miterledigt werden. Die zusätzlichen Umleitungen sorgten für weitere Unannehmlichkeiten und neuen Ärger.

Pflasterarbeiten am Rahlenbecker Tunnel

Die Umleitung über Oelkinghausen wird aufgelöst, sobald dort die Beschilderung und die gelben Markierungen entfernt wurden. Spätestens am heutigen Freitag soll dies der Fall sein.

Bis voraussichtlich Anfang nächster Woche laufen noch Rest-Arbeiten am Rahlenbecker Tunnel. Das Gehwegpflaster wird erneuert. Auf einer Seite ist dies schon so gut wie erledigt.

Neu angelegt wurden dort auch sogenannte Fluteinläufe. Sie sehen aus wie große, eckige Gullys, in die das Oberflächenwasser läuft, was von dort in den neuen Kanalhauptsammler eingeleitet wird.

Beim Hauptsammler handelt es sich um Rohre aus Stahl mit 1,6 Metern Innendurchmesser.

Verärgerte und fluchende Verkehrsteilnehmer gab es auch am letzten Tag. Am Mittwochvormittag wurde die Baustellen-Ampel an der Kreuzung Kölner Straße/Heilenbecker Straße abgeschaltet und die reguläre Ampel in Betrieb genommen, um die Freigabe vorzubereiten. Eigentlich sollten unmittelbar danach auch die Schilder und die rot-weißen Baken abgebaut werden. Sie blieben aber noch für Stunden stehen und die Sperrung blieb damit in Kraft, weil die Straßenbau-Firma noch auf die Mitarbeiter der Deutschen Bahn warten musste, die am Rahlenbecker Tunnel Pflegearbeiten durchführten.

Erst gegen 15 Uhr konnte die Sperrung aufgehoben werden. Bis dahin kam es zu langen Rückstaus, weil die reguläre Ampel nicht auf die Umleitungssituation eingestellt ist und Linksabbieger von der Kölner Straße in die Heilenbecker Straße nur wenige Sekunden Grün angezeigt bekamen. Bei der Baustellen-Ampel war die Grünphase deutlich länger.

Kreisverkehr wird ab Frühjahr 2020 gebaut

Der Fahrbahnbelag der Kölner Straße verrät es schon: Zwischen dem ehemaligen Aldi und bis kurz vorm Rahlenbecker Tunnel passiert noch was, denn dort klaffen Risse und Löcher im Belag, während die Fahrbahndecke davor und danach rundum erneuert wurde. Die Erklärung ist einfach: Die Fahrbahnsanierung dort wird im Zuge des Kreisverkehrsbaus im Einmündungsbereich Hembecker Talstraße miterledigt.

Noch befindet sich der neue Kreisverkehr in der Planungsphase. Doch Ende 2019 soll die Ausschreibung stehen, im Frühjahr 2020 dann mit dem Bau begonnen werden, erklärte der Technische Leiter der Stadtbetriebe, Thomas Pflug.

© Gruber

Die Sorge, dass dann die nächste Sperrung auf der Kölner Straße droht, kann er beschwichtigen. Der Kreisverkehr wird später größtenteils auf dem heutigen Eckgrundstück des Wertstoffhofes liegen, die Bauarbeiten könnten damit bei fließendem Verkehr laufen. Es sei lediglich mit temporären Einschränkungen zu rechnen. Der Kreisverkehr wird einen Durchmesser von 35 Metern haben und mit einem Radwegstreifen ausgestattet. Drumherum wird es einen Gehweg geben. Die Stadt geht nach aktuellem Stand von Baukosten in Höhe von zwei Millionen Euro (inklusive Fahrbahnsanierung der Kölner Straße) aus. Fördermittel sind zugesagt. Aktuell verlegt die AVU in dem Bereich neue Versorgungsleitungen. Dies geschieht schon im Vorgriff auf den Kreisverkehrbau.

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