Ennepetal. . Ein falscher Lageplan sprengt den Zeitplan: Die Kanalbaumaßnahme an der Kölner Straße wird voraussichtlich erst im März beendet.

Voraussichtlich erst im März statt kurz vor Weihnachten wird der Verkehr im Bereich Rahlenbecke wieder über die Kölner Straße in Ennepetal fließen können. Weil die Verrohrung der im Bereich des Viadukts unter der Fahrbahn hergeführten Rahlenbecke anders liegt als erwartet, müssen die Stadtbetriebe Ennepetal (SBE) für ein 110 Meter langes Teilstück aufwendige Planänderungen vornehmen und Mehrarbeiten durchführen. „Das ist besonders ärgerlich, weil der ganze Rest außerhalb dieses Abschnitts termingerecht zum 20.Dezember fertig wird“, erklärt SBE-Vorstand Joachim Hübner. Man habe quasi auf der Ziellinie die böse Überraschung erlebt. Offenkundig wurde das Problem, als ein Bagger in der vergangenen Woche auf ein Gewölbe stieß und dieses beschädigte.

Die Ursache für diese Überraschung liegt nach Darstellung der Stadtbetriebe in einem fehlerhaften Plan. Man habe im Vorfeld der Maßnahme wie üblich von Dritten, die im Bereich der geplanten Kanalerneuerung Leitungen und Rohre verlegt haben, Bestandspläne angefordert. Unter anderem wird die Rahlenbecke im Bereich des Viadukts durch ein Natursteingewölbe unter der Bahnlinie und der Fahrbahn hindurchgeführt. Diese Verrohrung liegt im Verantwortungsbereich der Bahn und des Landesbetriebs Straßen NRW. Der Landesbetrieb habe einen Plan vorgelegt, erklärt Thomas Pflug, Abteilungsleiter Tiefbau bei den SBE. Dieser sei von Dezember 2013, also recht aktuell, habe aber eine falsche Lage der Rahlenbecke dargestellt. Das Gewölbe liege tatsächlich etwa zwei Meter neben der eingezeichneten Stelle – statt am Fahrbahnrand eher in der Fahrbahnmitte. Problem: Es gibt nicht genug Platz, um den neuen Entwässerungskanal und die Versorgungsleitungen der AVU dort einzubauen.

Vermutung zur Ursache des Fehlers

Daher muss nun die Rahlenbecke verlegt werden. Vorab ist erforderlich, dass die AVU ihre vorhandenen Gas- und Wasserversorgungsleitungen zurückbaut. Während die Gasleitung außer Betrieb genommen werden kann, muss für das Wasser eine Notleitung um den Bereich herum verlegt werden. „Durch die Leitung wird Schwelm mit Trinkwasser versorgt“, erklärt AVU-Pressesprecher Jörg Prostka. Aufgrund der Trockenheit fördere man zurzeit Trinkwasser nicht nur aus dem Wasserwerk Rohland an der Ennepetalsperre, sondern auch aus Volmarstein. Daher könne man die Leitung nicht einfach aus dem Netz nehmen.

Die Neuverrohrung des Bachlaufs wird aus Stahlbeton neben dem alten Gewölbe eingebaut. Anschließend muss das alte Gewölbe mit Beton verfüllt werden, damit die Straße nicht absacken kann. Erst danach kann die eigentliche Arbeit – der Einbau des neuen Entwässerungskanals – erfolgen.

Es gebe eine Vermutung, wie es zu der fehlerhaften Lagedarstellung der Bachverrohrung kommen konnte. „Der Kanal wurde mit elektronischen Geräten eingemessen“, erklärt Thomas Pflug. Doch oberhalb verliefen die Hochspannungsleitungen der Bahn, die ein starkes Magnetfeld aufbauen würden. Das könne elektronische Geräte stören, so Pflug. Derjenige, der dort im Einsatz war, habe versichert, jeden Punkt überprüft und zweimal gemessen zu haben – mit dem selben Ergebnis. Inzwischen habe man den Lauf der Rahlenbecke neu vermessen – „nach Altväter Sitte“, wie Thomas Pflug berichtet. Man habe intensiv nach einer Lösung für das weitere Vorgehen gesucht und diese inzwischen entwickelt. Bahn, Straßen NRW und die Untere Wasserbehörde hätten mündlich bereits zugestimmt, eine schriftliche Bestätigung müsse noch abgewartet werden. Da die Firma Uhrig und auch Zulieferer über Weihnachten und Neujahr Betriebsferien machen, können die Arbeiten im betreffenden Bereich erst Anfang Januar weiter geführt werden.

Sperrung bleibt aufrecht erhalten

Inwieweit man Regressforderungen gegen den Landesbetrieb, der den Plan vorgelegt habe, stellen könne, sei zu prüfen, betont Joachim Hübner. Und in welcher Höhe die Mehrkosten liegen werden, könne er aktuell nicht seriös beziffern. Fest steht, dass die Sperrung bis zum Abschluss der Arbeiten aufrecht erhalten bleibt. So lange müssen die Autofahrer die Umleitung über Oelkinghausen in Kauf nehmen und Anwohner, auch an den Ausweichstrecken, mit dem hohen Verkehrsaufkommen leben.

Die Verantwortlichen der SBE betonen, dass die nun erfolgenden Arbeiten aufgrund der tatsächlichen Lage der Bachverrohrung ohnehin notwendig gewesen wären. Allerdings hätte man von vornherein anders planen können, wenn ein korrekter Plan vorgelegen hätte. Nicht zuletzt hätte man dann nicht eine Bauzeit von drei Monaten angegeben – die nun voraussichtlich doppelt so lang sein wird.