Schwelm. . Im Juni heiratet Dominik Reichenbach seine große Liebe Tamara. Sechs Monate später muss er sie beerdigen. Jetzt muss er sein Leben neu ordnen.

Dominik mit einer seiner Katzen und einem Bild von seiner verstorbenen Frau Tamara. Es wurde in Disney-Land aufgenommen. Auf diesem Leinwanddruck wurde das Bild aus 1000 Fotos zusammen gesetzt. Alle zeigen sie und ihre Freunde.
Dominik mit einer seiner Katzen und einem Bild von seiner verstorbenen Frau Tamara. Es wurde in Disney-Land aufgenommen. Auf diesem Leinwanddruck wurde das Bild aus 1000 Fotos zusammen gesetzt. Alle zeigen sie und ihre Freunde. © Carmen Thomaschewski

Dominik Reichenbach wusste, worauf er sich einließ, als er seine große Liebe Tamara heiratete. Er wusste, dass er seine junge Frau an den Krebs verlieren wird, dass ihre gemeinsame Zukunft nur in Monaten bemessen ist. Als der Augenblick kam, war er trotzdem nicht vorbereitet. Er sagt: „Es war für mich das Schwerste, sie gehen zu lassen.“ Keine Hilfe zu holen, die nur ein Zimmer weit entfernt war. „Weil sie es so entschieden hat.“ Sie wollte leben, aber nicht um jeden Preis.

Vor zwei Wochen war die Beerdigung. Dominik Reichenbach sitzt auf dem Sofa, die beiden Katzen Oreo und Twix toben durch die Wohnung, auch Jörn Hoormann ist da, einer seiner besten Freunde. „Ich bin kaum alleine“, sagt Dominik Reichenbach, „das hat mir sehr geholfen“.

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Es sind dieselben Leute, die im Juni für das Paar die Traumhochzeit organisierten, die in den Monaten danach Tamaras letzten Wünsche erfüllten. Pyjama-Party, Cocktail-Abend und Kino. Dinge, die für eine junge Frau selbstverständlich sein sollten. Mit Jörns Frau Caroline Hoormann war Tamara in Disney-Land in Paris.

Er hat für sie danach einen Auto-Aufkleber entworfen. Dieser zeigt Tamara, wie sie von der Disney-Figur Baymax beschützt und auf Händen getragen wird. Das Bild war auch auf Tamaras Urne während der Trauerfeier zu sehen, daneben beleuchtete Katzen, ein Foto und ganz viele bunte Blumen.

Dankbar für so viel Unterstützung

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Die Weihnachtsdeko in der Wohnung in Schwelm ist noch nicht abgeräumt, an den Wänden hängen Bilder von Tamara und dem glücklichen Brautpaar. Der Hochzeitstag war am 15. Juni, zwei Tage vor Weihnachten starb die 25-Jährige. „Die Leber versagte und hat sie vergiftet. Es ist alles so plötzlich geschehen“, sagt er. In den letzten Monaten sei sie schwach gewesen, aber sie habe nie aufgegeben, hat das Leben genossen, mit den Katzen gespielt, sich mit Freunden getroffen.

„Sie wollte jeden Tag Sushi essen“, sagt er und lacht. Im Januar wollte sie mit einer neuen Therapie beginnen, und dann sei sie immer müder geworden. Als sie ihre Mutter darum bat, sie ins Krankenhaus zu bringen, war Dominik auf der Arbeit. Und dann ging alles sehr schnell. „Alle waren da“, sagt er. Freunde, Familie, „wir waren gefühlt 200 Mann im Krankenhaus“, sagt Dominik. Es wurde Essen mitgebracht, sich am Bett von Tamara abgewechselt. Das Krankenhaus in Remscheid habe sogar zwei Seelsorger zu ihnen geschickt. Als sie aufhörte zu atmen, war er bei ihr und hielt ihre Hand.

Das Geld für die Beerdigung hat Tamara ihm hinterlassen. „Sie hat heimlich gespart. Immer wenn ich was für sie ausgegeben habe, muss sie was an die Seite gelegt haben.“ Seine Frau habe immer an alles gedacht. „Und jetzt muss ich mich mit so viel auseinandersetzen“, sagt Dominik Reichenbach.

 Im Juni feierten Tamara und Dominik Reichenbach ihre Traumhochzeit.
Im Juni feierten Tamara und Dominik Reichenbach ihre Traumhochzeit. © Carmen Thomaschewski

Er hat sich einen neuen Job gesucht. Am 4. Februar tritt er die neue Stelle in Remscheid an. Und er möchte auch dorthin umziehen, näher dran an die Freunde und Tamaras Familie. „Ihre Mutter hat mir gesagt, ich soll nicht für immer alleine bleiben. Ihren Segen hätte ich“, sagt der 23-Jährige. An so etwas kann und will er aber nicht denken.

Neuer Job, neue Wohnung

Jetzt will er erst einmal einen Neuanfang an einem anderen Ort, sich alleine zurechtfinden. „Ich versuche nicht zu viel nachzudenken. Es ist gut so, wie es ist.“ Es sei ihr viel Leid erspart geblieben. Woran er sich erinnern will, sind die schönen Dinge, die er mit ihr erleben durfte.

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Das Kennenlernen vor zweieinhalb Jahren auf einer Party. Die Hochzeit, die die Freunde vorverlegten, weil der Kampf gegen den Krebs verloren war und die Zeit knapp wurde. Dann die Flitterwochen und die überwältigende Unterstützung und Anteilnahme, „das alles war so unglaublich und wir sind so dankbar dafür“, sagt Dominik Reichenbach, und auch sein Freund Jörn Hoormann nickt: „Tamara hat so viele Menschen bewegt und inspiriert. Sie fehlt.“

Für Dominik Reichenbach wird Tamara immer ein Teil seines Lebens bleiben. Aus ihren Eheringen, will er einen Anhänger fertigen, sie ineinander verschlingen lassen, als Unendlichkeitssymbol. „Mein Ring ist schon ganz abgewetzt“, sagt er. Ihrer sieht noch aus wie neu. „Sie konnte ihn nur kurze Zeit tragen, bis er ihr zu groß wurde.“

Hochzeit von Dominik und Tamara

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