Schwelm. . Nach der Traumhochzeit im Juni erliegt die 25-jährige Schwelmerin Tamara Reichenbach kurz vor Weihnachten ihrem Krebsleiden.
Die Zeit scheint kurz stehen zu bleiben an jenem Juni-Tag, als Tamara Reichenbach die Hand ihres Dominik fest drückt. Es sieht aus, als würde die Sonne nur für die beiden scheinen, als sie das Standesamt im Haus Martfeld verlassen und auf die vielen Gäste blicken, von denen sie etliche noch niemals gesehen haben. Tränen der Freude rinnen über die Wange der Braut. Tränen der Freude, diesen Tag erleben zu dürfen. Den Tag, an dem der Mann ihrer Träume ihr seine ewige Liebe schwört. Nun wartet sie in der Ewigkeit auf ihn. Tamara Reichenbach ist am 22. Dezember im Alter von 25 Jahren an den Folgen ihrer Krebserkrankung verstorben. Ihre Geschichte hatte zuvor hunderttausende Menschen tief berührt. Denn für Tamara und Dominik Reichenbach war an diesem Tag bereits klar, dass die Zeit nicht stehen bleibt und ihnen wahrscheinlich kein erster Hochzeitstag vergönnt sein würde.
Sie wollte ihn vor sich schützen
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Tamaras Leben hat sich das erste Mal im November 2012 verändert. Ein Tag, an dem es für sie ebenfalls schien, als würde die Zeit stehen bleiben. Da erhielt sie ihre Diagnose: Krebs. „Man hat mir damals schon gesagt, dass der Krebs unheilbar ist, und ich daran sterben werde“, sagte sie kurz vor ihrer Hochzeit. Sie durchlief eine kräftezehrende Therapie, versuchte das Leben zu genießen, irgendwie ihr Schicksal anzunehmen, ihr Leben so normal wie möglich zu gestalten. Vor knapp drei Jahren traf sie auf einer Party auf Dominik Recknagel. Der junge Mann verliebte sich auf der Stelle. Tamara Reichenbach hingegen hielt ihn auf Distanz. Sie wollte ihn vor sich, vor ihrer Krankheit, vor der Trauer um ihren sicheren Tod schützen, den die Ärzte bereits vorausgesagt haben.
Doch Dominik Recknagel ließ nicht locker. Zu faszinierend, zu besonders war diese Frau, um die er kämpfte, bis sie ihm ihre Geschichte offenbarte. „Ich hatte keine Angst, wollte mit ihr zusammen sein, egal was ist“, sagte er damals im Gespräch mit dieser Zeitung. Er fasste sich ein Herz, stand mit Sack und Pack vor ihrer Tür, zog bei ihr ein. Bald nahmen sie sich eine gemeinsame Wohnung, versuchten, sich etwas aufzubauen, ihre junge Liebe zu genießen. Für das Paar war eines bald klar: Sie wollen heiraten, bevor Tamara ihren letzten Weg geht. Die Hochzeit war für den August 2018 geplant.
Dann kam der 18. April und die Nachricht der Mediziner, dass Tamara Reichenbach austherapiert ist. „Ich habe mich einfach getraut und den Ärzten die böse Frage nach dem wie lange noch gestellt“, sagte Tamara Reichenbach. Die Antwort verändert die Planungen der beiden radikal. Ein Jahr haben die Ärzte ihr noch gegeben. Die Hochzeit wird vorgezogen, doch das Budget ist knapp. Nur 1000 Euro stehen bereit. Zu wenig für die Traumhochzeit, die sich die junge Schwelmerin so wünscht.
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Die Geschichte von Tamara Reichenbach und Dominik Recknagel, der mit der Trauung den Nachnamen seiner Frau annahm, berührt die Menschen in der ganzen Republik, vor allem aber in ihrer Heimat. Freunde setzen alle Hebel in Bewegung, um dem Paar den schönsten Tag ihres gemeinsamen Lebens zu bereiten. Da ist bereits klar, dass dieses nicht mehr lange dauern wird. Es wird ein Tag wie aus dem Bilderbuch, ein Tag, der sich in ihre Herzen einbrennt, ein Tag, für den sie unendlich dankbar sind, dass teilweise wildfremde Menschen dazu beigetragen haben, ihn perfekt zu machen.
Renovierungspläne im September
Die beiden gingen auf Hochzeitsreise, blickten nach vorn, auch wenn es Tamara Reichenbach schlechter ging. Auf einer Facebookseite berichtete Tamara im September: „Meine Bewegungsfreiheit ist massiv eingeschränkt. Durch die eingedrückte Hauptvene habe ich viele Probleme mit dem Laufen und muss schon kleine Spaziergänge mit dem Rollstuhl tätigen... Es stört mich, immer auf andere so arg angewiesen zu sein und mich herum schieben zu lassen! Auch muss ständig einer auf mich aufpassen, weil ich des Öfteren sehr schlecht Luft durch die Scheiß-Lungenembolie bekomme. Aber ich lasse das alles dennoch hin und wieder zu, weil ich ‘raus will, und weil ich ‘raus muss, sonst verfalle ich wieder in Selbstmitleid und darauf habe ich nun wirklich keine Lust.“ Sie freute sich auf das Renovieren, auf ihre neue Küche, weil sie so gern kocht und backt.
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Bis zur letzten Minute gekämpft
Den nächsten Eintrag schreibt ihr Ehemann am 23. Dezember um 21.03 Uhr: „Liebe Freunde! In tiefer Trauer möchten wir Euch mitteilen, dass unsere wunderbare Tamara am 22. Dezember ihre letzte Reise begonnen hat. Sie ist gegen 18 Uhr sanft entschlafen. (...) Sie war eine Löwin und hat gekämpft bis zur letzten Minute. Sie wird in unseren Herzen weiterleben... Ruhe in Frieden mein kleiner Engel!“
Das Mitgefühl der Menschen gehört ihrer Familie und besonders ihrem Ehemann Dominik Reichenbach, der jede Sekunde fest zu der Liebe seines Lebens stand.
Traumhochzeit in Schwelm
