Dortmund. Nicht nur Terrordrohungen machen die EM für die Polizei zu einer Herausforderung. Über die Fanszenen der Nationalteams ist eher wenig bekannt.

Mit Fußball kennt man sich aus in Dortmund, und doch laufen in diesem Sommer einige Dinge anders. Die Polizei steht vor großen Herausforderungen, wenn Mitte Juni die Europameisterschaft beginnt. Wie die Behörde für Sicherheit sorgen will, haben Polizeipräsident Gregor Lange und Einsatzleiter Achim Stankowitz im Rahmen einer Pressekonferenz erklärt. Lange drückt Vorfreude aus, betont mit Blick auf jüngste Terrordrohungen aber auch: „Es gibt eine abstrakte Bedrohungslage, und sie ist seit Monaten hoch.“

Vor dem Turnier hat die Polizei eine sogenannte BAO („Besondere Aufbauorganisation“) eingerichtet. Das ist üblich bei besonders schwierigen Einsätzen und geht unter anderem mit speziell angepasster Taktik und Befehlsstruktur einher. Mehrere Hundertschaften werden an Spieltagen im Einsatz sein, auch Zivilbeamte und der Staatsschutz. „An neuralgischen Punkten“, so Lange, also dort, wo große Menschenmassen zu erwarten sind, ist zudem Videobeobachtung vorgesehen.

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Terrordrohung vor EM: Polizei hat Gefährder im Blick

Der Polizeipräsident kündigt an, vom Polizeigesetz Gebrauch zu machen: „Wir gucken, ob Personen mit gefährlicher Vita unterwegs sind.“ Konkret kann das Aufenthaltsverbote in bestimmten Bereichen bedeuten, aber auch besondere Meldeauflagen. Auch die angestrebten und teilweise bereits verhängten Messerverbote für über 400 Jugendliche und junge Erwachsene sollen konsequent durchgesetzt werden.

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Nicht erst seit dem Terroraufruf eines IS-Ablegers aus Afghanistan steht die Polizei mit anderen Sicherheitsbehörden wie BKA und LKA, aber auch mit dem Verfassungsschutz in Verbindung. Personen, die als extremistische Gefährder gelten, habe man zurzeit besonders im Blick, sagt Lange.

Polizei Dortmund vor der EM: Unklar, wie viele Fans kommen

An der Spitze des EM-Einsatzes steht Achim Stankowitz, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr. Der sagt: „Mit Fußball kennt die Polizei NRW sich aus.“ Während man im normalen Ligabetrieb allerdings die Fanszenen der Clubs kenne, sei es ungleich schwerer, Informationen zu mitreisenden Fans der Nationalmannschaften zu erhalten – auch, wenn man sich dazu international mit Verbänden und Sicherheitsbehörden austausche: „Wir wissen weder, wie viele Fans kommen, noch ob Fans von Mannschaften kommen, die gar nicht hier spielen.“

Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange sieht seine Behörde gut für die Europameisterschaft gerüstet. (Archivbild)
Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange sieht seine Behörde gut für die Europameisterschaft gerüstet. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Deshalb bereitet sich die Polizei auf verschiedene Szenarien vor. „Dazu gehört möglicherweise auch aggressives und gewalttätiges Fanverhalten“, so Stankowitz. Er verweist etwa auf Pyrotechnik, die gerade in der südosteuropäischen Fankultur sehr beliebt sei. In Dortmund spielen während der Vorrunde Italien gegen Albanien (15. Juni), Türkei gegen Georgien (18. Juni), Türkei gegen Portugal (22. Juni) und Frankreich gegen Polen (25. Juni). Welche Mannschaften im Achtel- und Halbfinale (29. Juni bzw. 10. Juli) aufeinandertreffen, wird erst kurz vorher bekannt sein – auch das sorgt für einige Unwägbarkeiten.

Champions-League-Finale als Generalprobe für die EM

Falls nötig, sind für die Polizeibehörden aller EM-Städte auch Einsatzkräfte aus anderen Orten verfügbar. Bei der Polizei NRW herrscht während des gesamten Turniers eine Urlaubssperre. Und auch Feuerwehr und Rettungsdienst fahren ihre Kapazitäten deutlich hoch. Unter anderem Rettungs- und Krankenwagen sollen länger im Dienst sein.

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Die Generalprobe wartet auf alle Beteiligten am ersten Juni-Wochenende, wenn Borussia Dortmund in London um den Champions-League-Titel spielt. Insbesondere sonntags werden – im Fall eines Triumphes – hunderttausende Fußballfans in der Stadt unterwegs sein.

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Bei aller Vorbereitung und angestrebter Präsenz betont Polizeipräsident Gregor Lange: „Alles, was wir tun, ist dann besonders gut, wenn Sie hinterher nichts davon gemerkt haben.“ Oder, in den Worten von Einsatzleiter Achim Stankowski: „Wir wollen ein Fußballfest, keine Polizei-Festspiele.“

>>600 BEAMTE IM LAGEZENTRUM DER POLIZEI NRW

In einem neu aufgebauten Lagezentrum der Polizei NRW soll während der Fußball-Europameisterschaft die Sicherheitslage gesteuert werden. Dieses „International Police Cooperation Center“ (IPCC) wurde in einer umgebauten Aula der Polizeischule in Neuss eingerichtet.

Während der EM sollen über 600 Beamte aus dem In- und Ausland dort arbeiten, darunter mehr als 200 internationale Kräfte. 129 Arbeitsplätze stehen vor Ort zur Verfügung. (mit dpa)