Dortmund. Mouhamed Dramé richtet ein Messer gegen sich selbst, stirbt dann durch Polizeischüsse. Im Prozess sagen Beamte als Zeugen aus.
Im Prozess um die tödlichen Schüsse auf den 16-jährigen Flüchtling Mouhamed Dramé haben zum ersten Mal Polizisten ihre Perspektive auf den tragischen Vorfall in Dortmund geschildert.
Der Jugendliche aus dem Senegal war am 8. August 2022 auf dem Gelände einer Jugendhilfeeinrichtung im Polizeieinsatz erschossen worden. Mitarbeiter hatten Hilfe gerufen, weil Dramé sich ein Küchenmesser gegen den Bauch hielt, vermutlich in der Absicht, sich selbst zu töten.
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Zwei Beamte im Alter von 30 und 31 Jahren sagten am fünften Verhandlungstag nun im Dortmunder Landgericht als Zeugen aus. Bei dem Einsatz waren sie als zivile Kräfte vor Ort, sollten sich ein Bild von der Situation machen.
Zivilpolizist sprach Dramé an
Der 30-jährige Zivilpolizist erklärte im Zeugenstand, er habe den 16-Jährigen mehrfach auf Spanisch angesprochen, sich ihm genähert, um Blickkontakt aufzubauen. Dramé habe jedoch keine Regung gezeigt – bis Pfefferspray gesprüht wurde. Als sich Dramé daraufhin abrupt auf die Beamten zu bewegte, seien Taser und direkt danach auch mehrere Schüsse aus der Maschinenpistole abgefeuert worden. Ob und wie der Jugendliche während der Bewegung das Messer hielt, sei nicht zu erkennen gewesen.
Fokus lag auf Messer
„Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen, wie man es hätte anders lösen können“, so der 31-jährige Zivilpolizist auf die Frage, wie er den Einsatz im Nachhinein bewerte. Beide beteuern, ihr Fokus habe darauf gelegen, die Bedrohung, die für alle Beteiligten von dem Messer ausgegangen sei, zu neutralisieren.
„Erst als wir es gefunden hatten, war die Situation für mich außer Gefahr“, so der 30-Jährige. Er gab an, das Geschehen seither immer wieder durchgegangen zu sein - auch im Austausch mit den Angeklagten. „Ich glaub‘, gut geht es keinem von uns“, sagte er. Jedem sei „unwohl“ mit dem Geschehen. „Niemand hat gewollt, was da passiert ist.“
Bundesweite Entrüstung
Der Tod des Minderjährigen hatte bundesweit für Entrüstung gesorgt und eine Debatte um die Verhältnismäßigkeit der Mittel bei der Polizei ausgelöst.
Im seit Ende 2023 laufenden Prozess wirft die Staatsanwaltschaft dem Schützen Totschlag vor. Vier weitere Polizisten sind wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt, ihr Einsatzleiter wegen Anstiftung zu dieser.