Balve. Doris Korthaus hat das Unternehmen ihres Vaters übernommen, zugleich gründete sie ein neues, Innovation inklusive. Wie tickt sie?

Doris Korthaus hat eine Internetseite, natürlich hat sie eine. Unternehmen ohne Online-Auftritt würden gestrig wirken. Dabei bietet die Balver Maschinenbauingenieurin Zukunftsweisendes an. Sie hat nichts weniger als die Pumpe neu erfunden. Sie ist nicht nur außen grün, sondern, wichtiger noch, auch innen. Obwohl innovativ, sieht sich die Jung-Unternehmerin alten Werten verpflichtet. Ein Grundsatz lautet: Sehen heißt glauben. Genau deswegen setzt Doris Korthaus bei der Präsentation ihrer Produkte nicht auf Hochglanz-Prospekte oder schicke Online-Animationen. Vielmehr fährt sie ihrer bei ihrer handwerklich orientierten Kundschaft mit einem Kleinlaster der Firma vor. Grau ist alle Theorie, grün ist die Musterpumpe. Doris Korthaus weiß, was sie kann, und sie weiß, was sie will.

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Balverin Doris Korthaus hat die Pumpe neu erfunden.
Balverin Doris Korthaus hat die Pumpe neu erfunden. © WP | jürgen overkott

Naturholztüren unterstreichen Altbau-Charme

Der WP-Reporter trifft sie in ihrem Büro. Es ist in Balves altem Küsterhaus untergebracht. Doris Korthaus ist nicht der Versuchung erlegen, Innovationsgeist durch ein Design in Schwarz, Weiß und Chrome in Szene zu setzen. Vielmehr nehmen honigfarbene Holztüren den Charme des historischen Naturstein-Gebäudes auf. Hinter den warmen Farben in den Geschäftsräumen steckt aber noch ein anderer Gedanke. Fühlt sich das Team gut bei der Arbeit, leistet auch eine kleine Truppe Großes.

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Die Maschinenbau-Ingenieurin besitzt technische Kreativität. 2016 begann Doris Korthaus, die Drehkolbenpumpen Baureihe KD zu entwickeln. Inzwischen hält sie Patente darauf.

Zugleich ist die Technik-Expertin auch Unternehmerin. Einerseits trat sie in die Fußstapfen ihres Vaters, andererseits ist sie auch Gründerin. 2018 stieg Doris Korthaus ins 1981 gegründete Unternehmen ihres Vaters Ernst ein. Drei Jahre gründete sie die Korthaus Pumpen GmbH. Das Unternehmen fasst die Pumpenbaureihen in einer eigenen Firma zusammen.

Balverin Doris Korthaus hat die Pumpe neu erfunden. Der Kundschaft präsentiert ihre Produkte  zum Anfassen.
Balverin Doris Korthaus hat die Pumpe neu erfunden. Der Kundschaft präsentiert ihre Produkte zum Anfassen. © WP | jürgen overkott

Pumpen sind dabei immer ein kritischer Punkt. Es ist eine der aktiven Komponenten. Wenn die Pumpe nicht läuft und in einer Anlage meine Flüssigkeit von nicht mehr von a nach b transportiert wird, passiert gar nichts mehr.
Doris Korthaus ist Maschinenbauingenieurin und Unternehmerin.

Doris Korthaus sieht sich als erste Adresse für energie- und materialsparende Pumpentechnologie für Umwelt- und Entsorgungsindustrie. Kundschaft findet sich in Schlachthöfen wie Landwirtschaft, auch Klärwerke und Kokereien greifen gern zu. Doris Korthaus‘ Betrieb entwickelt, fertigt und vertreibt Dickstoffpumpen und Drehkolbenpumpen sowie ergänzende Produkte rund um die Förderung von Flüssigkeitsfeststoffgemischen: für „Gülle, Biomasse oder auch für das Substrat, das in Biogasanlagen entsteht“, beschreibt Doris Korthaus die Anwendungsbereiche ihrer Produkte. „Es geht dabei auch um erneuerbare Energien. Pumpen sind dabei immer ein kritischer Punkt. Es ist eine der aktiven Komponenten. Wenn die Pumpe nicht läuft und in einer Anlage meine Flüssigkeit nicht von mehr von a nach b transportiert wird, passiert gar nichts mehr.“

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Pumpen müssen gerade im Umweltbereich belastbar sein. In Flüssigkeiten befinden sich oft Fremdstoffe – von Stroh über Gras und Steine bis zu Holz. „Deshalb sind Pumpen auch besonders verschleißanfällig.“ Zudem sind Pumpen aggressiven chemischen Stoffen wie Säuren und Laugen ausgesetzt: einem „Schluck Chemie“.

Ich habe immer gern Ikea-Schränke zusammengebaut. Das habe ich schon mit sieben Jahren komplett selbstständig gemacht. Als mein Vater mal bei mir reinguckte, war der Schrank schon fertig.
Doris Korthaus entdeckte in sich früh technisches Talent.

Doris Korthaus liefert maßgefertigte Kleinserien, oft gar Einzelstücke. Ihr geht es um die Langlebigkeit ihres Produkts. Die Unternehmerin kalkuliert ihre Preise so, dass ihre Produkte zwar in der Anschaffung teurer sind als Billigware. Aber letztlich rechnen sie sich durch Wartungsarmut und extrem geringen Verschleiß über Jahrzehnte hinweg. Beides verringert die Wahrscheinlichkeit teuren Maschinen-Stillstands. Aber wie kam Doris Korthaus auf die Idee, ihrem Vater beruflich zu folgen?

„Ich bin erblich vorbelastet“, sagt sie lachend. „Ich habe immer gern Ikea-Schränke zusammengebaut. Das habe ich schon mit sieben Jahren komplett selbstständig gemacht. Als mein Vater mal bei mir reinguckte, war der Schrank schon fertig.“

Vater Korthaus unternahm nichts, um seiner Tochter die Technik-Begeisterung auszutreiben. Die Schule indes unternahm wenig, um ihr Talent zu fördern. Deshalb spricht Doris Korthaus ungern von „MINT“-Fächern: „Ich spreche nur von ,MIN‘. Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften ja, aber Technik gab es nicht.“

Nach dem Abitur in Menden entschied sich Doris Korthaus bewusst für ein Studium an der Fachhochschule in Iserlohn. Praxis-Bezug war ihr wichtig. Ein Pumpen-Projekt an der Uni fing da an, wo die Technologie ihres Vaters aufhörte. Beide Linien ergänzen sich.

Doris Korthaus hat zwischenzeitlich nicht nur Patente, sondern auch Auszeichnungen gesammelt. Obendrein kann sie mit Anfang 30 mehrjährige Erfahrung in der Personalführung nachweisen. Vor einer Entscheidung steht bei Doris Korthaus gründliche Abwägung. Auch Einfühlungsvermögen nimmt sie für sie in Anspruch. Ihr Konzept darf Doris Korthaus beim „Business Lunch Sauerland“ des Verbandes deutscher Unternehmerinnen vorstellen - am 7. Mai, 12 Uhr, im Hotel „Vier Jahreszeiten“ in Iserlohn.