Neuenrade. Das Neuenrader Unternehmen Büsche ist Weltmarktführer. Der Gardinenstangen-Hersteller liefert Spitzenklasse. Design-Star hilft dabei.
Ein kleines Unternehmen gehört in seiner Branche zu den ganz Großen: Raumausstatter Büsche in Neuenrade ist Weltmarktführer. Dem Traditionsbetrieb ist ein kleines Wunder gelungen. Er liefert Spitzentechnologie in 50 Länder weltweit, verbindet Innovation mit Umweltschutz und hat überdies dafür gesorgt, dass Gardinen immer mehr zur Männersache werden. Das klingt ein bisschen nach Quadratur des Kreises. Ein Ortsbesuch.
Geschäftsführer Fernando Sanchez und Vertriebschef Antonio Mazziotti müssen gute Verbindungen zum himmlischen Wetterwart Petrus haben. Beim Besuch des WP-Reporters lässt die Frühlingssonne die Unternehmensgebäude so leuchtend wie in einem Werbeprospekt erscheinen. Ein Blick über den Hof signalisiert: Das Unternehmen hat in jüngerer Vergangenheit investiert. Neben Gebäuden aus der Gründerzeit des 19. Jahrhunderts stehen moderne Hallen. Eine frischlackierte Anlage steht für Effizienz wie für Luftreinigung und Lärmschutz. Das neue Lüftungssystem arbeitet flüsterleise.
Etwas Zeit vor Gesprächsbeginn zu haben hat Charme. Der WP-Reporter kann den Showroom begutachten. Hochwertige, präzise verarbeitete Gardinenhalterungen sind zu sehen: Alu, Messing, Edelstahl, mal glänzend, mal mattiert. Später, im Gespräch, wird sich herausstellen, was Männer an Raumausstattung „Made in Germany“ fasziniert. Die Digitalisierung hat längst Einzug gehalten. Wer es sich leisten kann, nutzt Haushaltshilfen der Marke Siri und Alexa dazu, Vorhänge zu bewegen. Lösungen fürs Software-gesteuerte Smart-Home: Das Unternehmen Büsche hat sie.
Dafür wurden Mazziotti, Sanchez und ihr Team von der SIHK mit dem Titel „Weltmarktführer“ ausgezeichnet: „Doch eigentlich geht es uns ums Gesamtkonzept“, sagt Mazziotti. Sanchez: „Wir sind ja nur ein kleines Unternehmen mit 65 Mitarbeitern. Wir bewegen uns in einem ganz kleinen Nischenbereich mit extrem hochwertigen Vorhangsystemen. Sie werden in Kombination mit hochwertigen Stoffen verkauft.“ Wer’s edel liebt, kauft Büsche.
Das Familien-Unternehmen zeigt Profil bei Gardinenprofilen. Es denkt weltweit. Die Produktion indes findet im Hönnetal statt. „95 Prozent werden hier produziert“, betont Sanchez. Mazziotti: „Wir beziehen auch unser Rohmaterial ausschließlich in Deutschland.“ Es sei teurer. Dafür aber erfülle das Material die Umweltrichtlinien.
Bei der Herstellung legt das Unternehmen Wert auf Umweltschutz. Dazu gehört bleifreie Messingverarbeitung. Später, beim Werksrundgang, wird sich herausstellen, dass Büsche viel Wert auf sauberes Abwasser legt, geklärt in werkseigenen Maschinen. Obendrein arbeitet neuerdings eine moderne Absauganlage. Dadurch hat sich das Betriebsklima buchstäblich verbessert. Mit neuen Anlagen kamen nebenher auch neue Zuleitungen. „Wir haben voriges Jahr einen knapp siebenstelligen Betrag für Umweltschutz investiert“, betont Mazziotti.
Beim Rundgang sieht der Reporter nicht nur die hoch konzentrierte Belegschaft – er sieht auch Industrie-Roboter bei der Arbeit. Sie übernehmen nervtötende Tätigkeiten, erledigen anstrengende Nachtschichten: seit 25 Jahren. Jüngst kamen Roboter der neuesten Generation. Lohnt der Aufwand?
Die Kundschaft sei bereit, für Spitzenqualität Spitzenpreise zu bezahlen: „Die Leute wissen, dass bei uns alle Spielregeln eingehalten werden.“ Das Marketing läuft über zwei Schienen. Büsche ist seit 26 Jahren ein geschützter Markenname. Dazu kommt das Gütesiegel „Made in Germany“. Es gilt gerade im Ausland nach wie vor als Qualitätsversprechen. Später, im Werk, wird Sanchez zeigen, dass jeder Arbeitsschritt dokumentiert wird – und zwar nicht, weil überbordende Bürokratie es will, sondern bei kritischer Kundschaft für bestmögliche Nachvollziehbarkeit von Arbeitsschritten zu sorgen.
Die Kundschaft bevorzugt hohe Qualität. Aber ohne Top-Design wären die Produkte aus dem Hönnetal nicht zu vermarkten. Büsche arbeitet dafür unter anderem mit dem Berliner Designer Jochem Schmiddem zusammen, der für Steven Spielbergs Kino-Klassiker „Minority Report“ eine stylische Dusche entwarf. Kein Wunder, dass Büsche-Produkte inzwischen mit dem German Design Award prämiert wurden. Lohnt es sich für Büsche, ihre Produkte auch in der Ausstattung von Film- und Fernsehproduktionen unterzubringen?
Sanchez winkt ab: „Wir produzieren ja nur“, sagt er bescheiden, „das Anhängsel für den Stoff.“ Ein Kunde habe, gar nicht böse, gemeint, die Designer-Stangen seien doch „nur ein notwendiges Übel“. Aber er war bereit, dafür viel Geld auszugeben. Die Büsche-Kundschaft denke meist konzeptionell. Da muss jedes Detail stimmen - erst recht im digitalen Zeitalter. Vor allem Amerikaner und Belgier legen Wert darauf. Mazziotti: „Wer ein Smart-Home hat, will auch die Gardinen per Sprachsteuerung bewegen.“