Wocklum. Der Märkische Kreis überarbeitet die Führung der Wocklumer Luisenhütte. Ein exklusiver Blick auf die interaktive Führung vor Saisonstart.

Wer glaubt, dass es in alten Gemäuern gerne einmal spukt, bekommt in der Wocklumer Luisenhütte ab dem Start der neuen Tourismussaison am 1. Mai dafür den visuellen Beweis: Gleich fünf Geister aus der Vergangenheit geben den Besuchern neue Einblicke in die harten Arbeitsbedingungen des 18. und 19. Jahrhunderts, als in der Luisenhütte vieles aus Eisen gegossen wurde. Zugegeben, diese Erscheinungen beruhen zwar, so gestochen scharf wie die Schrift des ehemaligen Hüttenschreibers, auf dem alten Theatertrick „Pepper’s Ghost“-Projektion, geben aber einen lebendigen Einblick in die Verhüttung des Eisens, ohne lange Infotafeln studieren zu müssen. Auf was sich Besucher bald freuen können.

Neue interaktive Führungen in der Luisenhütte

Der Trick sind versteckte Monitore, die auf abgetönten Glasscheiben gespiegelt werden. Dadurch entsteht bei den Schauspielern das transparente Aussehen eines Geistes. Vom Tagelöhner bis zum Hüttenschreiber kommen die Arbeiter der Luisenhütte zu Wort und geben in jeweils rund drei Minuten Informationen zu den Arbeitsbedingungen, -abläufen und historischen Details. Für ihren Auftritt, der dem Konzept des Edutainments, der Kombination aus Entertainment und Education (Bildung), folgt, wurde einiges an Aufwand betrieben. „Bei der letzten Modernisierung 2006 wäre das nicht möglich gewesen, damals fehlte die Technik, und selbst heute war es schwierig, Firmen zu finden, die dieses anspruchsvolle Projekt umsetzen konnten. Wir arbeiten mit der ‚235 Media GmbH‘ zusammen, die schon ähnliche Museumsprojekte realisiert hat“, sagt Stephan Sensen, Leiter der Museen des Märkischen Kreises.

Der Tagelöhner, der auf der Hütte am schwersten arbeiten musste, sollte müde wirken. Nach den langen Aufnahmen musste der Darsteller das nicht mehr unbedingt spielen.
Stephan Sensen - Museumsleiter beim Märkischen Kreis

Die Drehbücher für den Auftritt der Geister wurden von Sensen aufgrund umfangreicher Recherchen geschrieben, passende Darsteller gecastet und in langen Aufnahmeprozessen gefilmt. „Es konnte nicht geschnitten werden, das hätte man später gesehen, darum musste der Text fehlerfrei durchgesprochen werden. Teilweise haben wir zwanzig Takes, Anläufe, gebraucht“, verrät Sensen über die Arbeit im „Planet Nippes“-Studio in Köln, bei der er dabei sein durfte. „Der Tagelöhner, der auf der Hütte am schwersten arbeiten musste, sollte müde wirken. Nach den langen Aufnahmen musste der Darsteller das nicht mehr unbedingt spielen“, lächelt Sensen bei der Erinnerung an dieses auch für ihn besondere Abenteuer. Gecastet wurden die Darsteller, die in Kostümen aus einem Theaterfundus stecken, teilweise sogar nach historischen Bildern: „Vom jüngeren Bruder des letzten Hüttenmeisters Franz Lichte gibt es ein Foto. Nach diesem Vorbild wurde der Schauspieler für den Hüttenmeister ausgesucht.“ Edutainment sei für ihn kein negatives Wort, betont Sensen, es gehe schließlich nicht darum, Fachbesucher mit Informationen zu versorgen, sondern ein möglichst breites Publikum für Geschichte zu begeistern.

Modernisierung kostet knapp eine halbe Million Euro

Neben den Museumsgeistern gibt es neue Lichteffekte, die das Abkühlen des geschmolzenen Eisens darstellen, und neue Projektionsflächen für die Film-Stationen. Ein digitaler Informationstisch ist dreisprachig geworden und versorgt die Besucher auf Deutsch, Englisch und Niederländisch mit Informationen, was im nächsten Winter auf eine Audioführung via App oder mit einem Leihgerät übertragen werden soll. Ausgelöst werden die Installationen von der Geräuschkulisse bis zum Geist beim Rundgang durch Bewegungsmelder. Beim Besuch der WP am letzten Freitag herrschte zwar noch an manchen Stellen mit Leitern, offenen Verkleidungen für die Technik oder provisorischen Aufhängungen der Geister etwas Baustellen-Gefühl, aber die Mitarbeiter sind zuversichtlich, dass bei der Eröffnung am 1. Mai alle Elemente perfekt aufeinander abgestimmt die Besucher unterhalten und informieren können.

Öffnungszeiten zum Saisonstart

Wer die Geister und die anderen Neuerungen in der Luisenhütte kennenlernen will, hat ab dem Saisonstart dazu während der Öffnungszeiten (Di.-Fr. 9.30-17 Uhr; Sa., So., Feiertage 11-18 Uhr) Gelegenheit – bei freiem Eintritt: eine weitere Neuerung in der Luisenhütte, die noch mehr Besucher anlocken soll.

In der Saison verzeichnet die Luisenhütte etwa 7000 Besucher, durch die moderne Präsentation erhofft sich Stephan Sensen noch viele weitere dazu. Insgesamt kostet die Modernisierung rund 400.000 Euro, die zu 90 Prozent durch die „Heimatzeugnis“-Förderung der Landesregierung NRW getragen werden. Die neue digitale Technik der Luisenhütte ist Teil des entstehenden „Geschichtsparks Balve“, bei dem Balves historische Punkte neu gestaltet und durch Wanderwege verbunden werden sollen.