Balve. Realschüler erstellen digitale Angebote künftig selbst. Ein neuer Raum macht‘s möglich.
Die Städtische Realschule Balve beweist wieder einmal, wie fortschrittlich sie ist. Aus dem alten Textilraum wird der neue Makerspace. Und was genau ist das? „Früher hätte man es Medienlabor genannt. Wörtlich übersetzt, ist es ein Raum in dem Projekte erschaffen werden“, erklärt die Schulleiterin Nina Fröhling.
Schon bei dem ersten Blick in den neugestalteten Raum im Sonderklassentrakt wird klar: Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. In hinteren Teil steht ein Greenscreen umgeben mit Ringlichtern und Softboxen. Direkt gegenüber ein Active Board. Das kann man sich wie ein überdimensionales Tablet vorstellen. In der Mitte steht ein ovalförmiger Tisch über dem eine eindrucksvolle Konstruktion von der Decke hängt. „Der Fly One ist zukunftsorientiert gebaut. Er kombiniert die Deckenbeleuchtung mit Stromanschlüssen und einer zuverlässigen Internetverbindung“, erklärt Hendrik Dördelmann, Medienberater der Bezirksregierung Arnsberg. Fly One: So heißt das Deckensystem, das die kooperative Zusammenarbeit an mehreren Geräten ermöglicht.
Jakob Honert, Luis Fischer und Fabian Schmitz aus der achten Klasse zeigen, wie man die verschiedenen Geräte im Raum kombiniert anwendet. Auf dem Tisch steht ein iPad mit dem sie sich filmen. Der Fly One versorgt es mit Strom. Mit dem Tablet filmen sich die Schüler und sehen sich in Echtzeit auf dem gegenüberliegenden Active Board. Hier fügen die Schüler mit wenigen Klicks einen Hintergrund ein. Plötzlich stehen sie nicht mehr vor einer grünen Wand, sondern mitten in einem Brillenfachgeschäft.
Im Unterricht von Dördelmann erstellten sie damit ihren ersten eigenen Werbespot. Für Brillen natürlich. „Mit diesem Raum haben wir die Möglichkeit den Kindern Wissen zu vermitteln, dass sie später in der Arbeitswelt brauchen“, erklärt Dördelmann.
Im vorderen Teil stellen die Neuntklässler Luis Mihajlovic, Luca Wunderlich und Jonas Schwaer ihr Projekt vor. Sie entwarfen Erklärvideos zum Thema „Excel am iPad“. In einer Minute und dreißig Sekunden erklären sie im ersten Part die Grundrechenarten von Excel. „Erklärvideos über Excel gibt es viele im Internet, aber spezifisch über die Anwendung von Excel am iPad gibt es nicht“, weiß Dördelmann.
Die Videos sind von Schülern für Schüler gedacht. Von der Planung bis Realisation arbeiteten die drei selbstständig und entwarfen sogar ein Schulintro für das Video. „Da war ich sehr erstaunt“, gibt der Medienbeauftragte zu.
Im Jahr 2021 begann die Planung des Raums. Allein die Kernsanierung samt neuer Verkabelung und Akustikdecke kostete 40.000 Euro. Mit den neuen technischen Anschaffungen kam eine Gesamtsumme von 120.000 Euro zusammen. „Der Raum wurde mit den Restmitteln aus dem Digitalpakt in Höhe von 30.000 Euro gefördert“, erklärt André Flöper, städtischer Fachbereichsleiter für die Schulen.
Bei der Konzipierung des Raums und der Auswahl der technischen Ausstattung half der Digitalisierungskoordinator Saimir Duka, der für alle Balver Schulen zuständig ist. „Wir benutzen seit 2017 die Schüler-iPads. Nur durch unsere bereits vorhandene Grundausstattung war dieser Schritt möglich. Der Makerspace war die logische Konsequenz. Wir wollen mehr digitale Möglichkeiten für die Schüler schaffen“, betont die Schulleiterin.
Die Realschule gilt als Vorzeigemodell im Märkischen Kreis. „Wenn ich anderen Kollegen von der Balver Realschule erzähle, kommen oft neidische Blicke zurück“, berichtet Dördelmann. „Die Balver Realschule ist eine Leuchtturmschule im Märkischen Kreis. Keine Realschule ist weiter. Wir sind begeistert von der Innovation und dem Engagement“, lobt Flöper. Auch Fröhling ist stolz auf die neuen Möglichkeiten und auf ihre Schüler: „Es ist schön zu sehen, wie mutig die Schüler sind. Jetzt kann ich sie nach der zehnten Klasse mit gutem Gefühl in das Berufsleben entlassen“.
Am Tag der offenen Tür am kommenden Samstag ist der Makerspace für Interessierte geöffnet.