Balve. Der Verein stellt sich neu auf. Nicht nur Demenzkranke, auch Kinder brauchen Unterstützung. Was Corona damit zu tun hat.
Corona war für den Reha-Sport-Verein in Balve eine harte Zeit. Lockdowns stoppten die Kurse. Dem Verein fehlten Einnahmen bei weiterlaufenden Kosten. Inzwischen steht ein Neustart an. Die Angebote finden nach den Weihnachtsferien nicht mehr im Gesundheitscampus an der Sauerlandstraße statt. Vielmehr ist der Verein mitten in die Stadt gezogen – in ebenerdige Räume der Druckerei Zimmermann neben dem Rathaus.
Förderung mit Landesmitteln
Vorsitzende Maria Jonen sagte, dass der Verein für die Einrichtung der Räumlichkeiten auch Fördergeld aus dem Sportstätten-Programm „1000x1000“ des Landes NRW in Anspruch nehme. Im Zimmermann-Gebäude ist ein Sportraum gerichtet worden. „Insgesamt sind es etwas über 100 Quadratmeter“, erläuterte Maria Jonen. Dazu kommen eine Toilette und ein Bereich zum Umziehen. Für das Sportprogramm stehen rund 80 Quadratmeter zur Verfügung. In der Nähe des Gebäude-Eingangs befindet sich ein Büro mit abschließbaren Schränken. Eine Sitzecke für Kursteilnehmende und Angehörige gibt es obendrein, Kühlschrank und Spüle inklusive.
Der Reha-Sport-Verein ist Vermieter Julian Zimmermann dankbar für unkomplizierte Verhandlungen. Er hätte sich sogar die Einrichtung einer Kältekammer für die Reha-Sportler vorstellen können, erklärte Maria Jonen. Sie habe aber zunächst abgewinkt. Warum? „Wenn ich etwas Vernünftiges haben will, bin ich schnell bei 60.000 Euro“, erwiderte die Vorsitzende. Da kommen Haftungsfragen für den Fall, dass es zu Problemen kommt. Hintergrund: Zum Betrieb einer Kältekammer ist Methangas erforderlich. Außerdem kann sich Julian Zimmermann den Einsatz von EMS-Therapie vorstellen. Das Kürzel steht für elektrische Muskelstimulation. Die Größe entsprechender Gerätschaften gilt als übersichtlich. Der Reha-Sport-Verein setzt in diesem Bereich bisher keinen Schwerpunkt. EMS sei aber grundsätzlich machbar.
„Wir starten nach Heilige Drei Könige“, sagte Maria Jonen. „Das haben wir in den letzten Jahren immer so gemacht.“ Acht Personen sind als Übungsleiter beim Landessportbund so qualifiziert, dass Krankenkassen Kurskosten übernehmen. Dazu gehören auch zwei Neuzugänge. „Wir haben damit die Kapazitäten, das Angebot etwas aufzustocken“, freut sich Maria Jonen für die 120 Vereinsmitglieder und die deutlich höhere Zahl der Verordnungsteilnehmer. Diese Gruppe macht Sport auf Rezept. Maximal 15 Personen pro Kurs sind erlaubt. Das Angebot ist breit aufgestellt – für mehrere Altersklassen.
Der Reha-Sport-Verein macht nicht nur ältere Semester fit, er hält auch Kinder auf Trab. „Das ist eine reine Sportgruppe“, berichtet Maria Jonen. „Wir möchten aber gerne eine Reha-Sport-Gruppe im Kinderbereich einrichten.“ Nötig wär’s. Corona ließ den Anteil übergewichtiger Kinder steigen. Obendrein wächst die Gruppe der Mädchen und Jungen, die so unbeweglich sind, dass sie nicht mal eine Rolle vorwärts können.
Andererseits will der Verein neben dem Standardprogramm für Ältere auch Kurse zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit MS, Parkinson oder Schlaganfall anbieten. Auch Demenz-Erkrankte hat der Verein im Blick. Übungsleiterin Ulla Pampuch, andernorts als Vorsitzende des Frauenchors „Querbeet“ Eisborn, kümmert sich drum: „Ich schaue, dass sie Spaß haben, dass sie etwas miteinander machen und dass sie schöne Stunde erleben.“ Am besten im kleinen Kreis. „Dafür ist ein zusätzliches Häkchen der Ärzte nötig, damit die Kassen das abrechnen“, sagt Maria Jonen und lässt nebenher durchblicken, dass sie bei manchen heimischen Medizinern noch Überzeugungsarbeit leisten muss. Deren Budget werde nicht belastet. Umgekehrt helfen die Kurs den Erkrankten im Alltag – und ihren Angehörigen.
Für das Publikum des Reha-Sport-Verein ändert sich mit dem neuen Standort die Parksituation zum Besseren. Der Standort Campus galt als schwierig. Vor dem Gebäude selbst gibt es nur wenige Stellplätze auf ansteigendem Gelände. Der weitaus größere Parkplatz liegt auf der anderen Seite der Sauerlandstraße. Eine Fußgängerampel trennt Parkfläche und Campus. In der Innenstadt liegen Stellplätze direkt vorm Zimmermann-Gebäude. Die Wege vom Auto zum Kurs sind kurz.
Der Standortwechsel des Reha-Sport-Verein hilft auch dem heimischen Einzelhandel. Angehörige von Kursteilnehmern können während der Sport-Programme auf der Einkaufsmeile Hauptstraße einkaufen, einen Happen essen oder zumindest Kaffee trinken.