Balve. Balves Ortsvorsteher Matthias Streiter nutzte am Sonntag die Gelegenheit, der heimischen Bevölkerung ins Gewissen zu reden.
Im Gedenken an die Toten durch Weltkriege und unnötige Kämpfe auf dem gesamten Erdball haben sich am Sonntag, dem Volkstrauertag, wieder Balver und Balver Vereine am örtlichen Ehrenmal, um der Kriegsopfer zu gedenken.
„Wir stehen hier, um der Gefallenen der beiden Weltkriege zu gedenken. Sie wurden Opfern von Kriegen, die durch Deutschland begonnen wurden“, erinnerte Ortsvorsteher Matthias Streiter.
„Die Gefallenen, egal ob Soldaten oder die Bevölkerung, sind immer Opfer einer gescheiterten Politik, welche nicht in der Lage war, Konflikte friedlich zu lösen. Auch waren die Gefallenen Opfer einer Gesellschaft, welche sich hat aufhetzen lassen. Durch verbrecherische Politik, die diese Hetze ermöglicht, geduldet und letztendlich mit unterstützt hat. Dieses darf nie wieder geschehen. Es ist umso wichtiger, dass wir als Gesellschaft, damals und jetzt und auch in Zukunft, Ausgrenzungen, Antisemitismus und Gewalt entgegentreten.“
Weiter mahnte Matthias Streiter an, dass die Gesellschaft, auch im Balver Stadtgebiet, Menschen nicht nach ihrer Herkunft, Religion oder anderen Faktoren aus der Gesellschaft ausgrenzen dürfe.
Matthias Streiter weiter: „Ich möchte allen hier in Erinnerung rufen, was der europäische Gedanke ist. Das bedeutet grundsätzlich: kein Krieg. Wenn wir an die europäischen Ziele, wie gemeinsame Freiheit und Wohlstand denken, dann sind das alles Grundwerte, die einen Krieg verhindern. Wenn wir heute über Europa reden, müssen wir uns aber auch bewusst machen, dass diese Grenze nicht hinter der Ostgrenze Polens endet. Wir sehen kriegerische Tätigkeiten auch in Europa. Sei es der Krieg zwischen Russland und der Ukraine oder der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. Das sind beides europäische Konflikte.“
Matthias Streiter fügte hinzu: „Jeder Krieg ist eine Niederlage des menschlichen Geistes. Aus der Erinnerung heraus muss die Botschaft, die aus dem heutigen Tag hervorgeht, lauten: nie wieder Krieg. Wir müssen alle aus den schrecklichen Ereignissen des 20. Jahrhunderts lernen. Wir müssen lernen, wenn Bürgerrechte unterwandert und Menschenrechte mit Füßen getreten werden, diese Entwicklung rechtzeitig zu verhindern. Zivilcourage ist nicht nur ein großes Wort, sondern auch das Lebenszeichen der menschlichen Gesellschaft.“
Neben Ortsvorsteher Matthias Streiter ermahnten auch zwei Schülerinnen der Realschule mit einer Geschichte eines verfolgten Juden, dass die Grausamkeiten eines Krieges nie wieder kehren dürfe. In dem von ihnen vorgetragen Text machten die beiden Mädchen auf den leider gestiegenen Hass auf die jüdische Bevölkerung aufmerksam und mahnten dazu, dass dieser Antisemitismus nicht ausarten dürfe.
Große Bedeutung an dem Volkstrauertag hat traditionell auch die Kranzniederlegung am Ehrenmal. Vertreter der Balver Vereine senkten, wie gewohnt, ihre Fahnen. Musikalisch wurde der Tag durch den Balver Musikverein und dem Männerchor 1874 Balve passend untermalt. Mit leisen Tönen wurde hier schwermütig an die traurige Vergangenheit erinnert.
Und auch Petrus weinte am Ende noch eine Träne. Passend zum Ende des Festaktes gab es ein paar dicke Tropfen von ganz oben.