Balve/Menden. Immo-Krise. Einige Belastungen für Eigentümer und Mieter im Hönnetal seien Folge schlechter Politik, findet Christian Volbert von Haus + Grund.
Der Wohnungsmarkt im Hönnetal ist nach wie vor angespannt. Der Vorsitzende des Eigentümervereins Haus und Grund im Hönnetal, der Mendener Rechtsanwalt und Notar Christian Volbert, analysiert die Lage auf Anfrage der Westfalenpost.
Wie stellt sich die Situation in Menden und Balve dar?
Christian Volbert sieht die derzeitigen Belastungen des Wohnungsmarktes „insbesondere bestimmt durch die stetig wachsenden Verunsicherungen, die aus dem politischen Handeln entstehen“ – und zwar für Eigentümer und Vermieter wie für Mieter anderseits. Volbert zählt auf: Heizungsgesetz, riesige Belastungen durch gesetzlich vorgegebene energetische Zwangsmaßnahmen, die Frage der finanziellen Belastung nur durch die Eigentümer oder auch einer eventuellen (Teil-)Beteiligung der Mieter für diese Art der Modernisierung, dazu die „Überregulierung durch Bauvorschriften“.
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Volbert hat bereits vor kurzem einen Zwischenbericht zur Wohnraumentwicklung in Menden vorgelegt. Dabei spielt der Faktor Demografie eine entscheidende Rolle. „Die Zahlen dort belegen insbesondere auch den stetigen Bevölkerungsrückgang in Menden für die nächsten 20 Jahre, die auch in ähnlichem Umfang für Balve gelten dürfte. Auch diese Ergebnisse werden sich auf die Entscheidungen der Eigentümer nachhaltig auswirken und damit auch auf den Wohnungsmarkt in Menden und Balve.“
Wie hat sich das Angebot von Mietwohnungen in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt verändert?
„Eine signifikante Veränderung ist in den letzten zwölf Monaten nicht durch uns beobachtet worden“, stellt Volbert fest. Derzeit werde „noch von den Eigentümern investiert und gebaut“. Allerdings sieht Volbert den Markt durch Veränderungen auf dem Geldmarkt belastet: „Die Zinsentwicklung und der Mangel an verfügbaren Handwerkern sind leider negative Faktoren, die Investitionen in Neubauten und Modernisierungen belasten.“
Welcher Wohnungstyp ist besonders stark gefragt?
Volbert beobachtet einen stabilen Trend zu kleineren Einheiten aufgrund der ,Singlenachfragen“ sowie der Zwei- und Dreipersonenhaushalte. Der Fachmann geht von einer weiteren Fortsetzung des Trends zu weniger Personen pro Mieteinheit aus. Er werde auch in den nächsten Jahren anhalten.
Welcher Wohnungstyp ist vergleichsweise günstig?
Während Kleinwohnungen boomen, sind – umgekehrt – übergroße Wohnungen weniger gefragt und im Verhältnis zu Einzelapartments oder Kleinwohnungen günstiger pro Quadratmeter zu mieten, stellt der Immobilien-Experte fest.
Wie haben sich die Durchschnittsmieten in den vergangenen zwölf Monaten verändert?
Der derzeitige Mietspiegel für Menden und Balve sei seit einigen Jahren nicht verändert worden, erklärt Volbert: „Eine sichtbare Veränderung der Durchschnittsmieten ist von uns für den Zeitraum der letzten zwölf Monate nicht wahrgenommen worden.“ Das ist aber eine Situationsbeschreibung. Denn: „Die Anpassung des Mietspiegels steht aber an, sodass nach dessen Neufassung mit einer Bewegung in diesem Bereich gerechnet werden kann.“
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Welche Rolle spielen Nebenkosten?
Nebenkosten gelten inzwischen als „zweite Miete“. Ihre Rolle sei „eine sehr große“, betont Volbert: „Wir führen die Berechnung der Betriebskosten für eine Vielzahl unserer Mitglieder durch und achten dabei sehr genau auf die korrekte Erfassung der einzelnen Bestandteile und die transparente Darstellung der jeweiligen Abrechnungen.“
Volbert macht als „Preistreiber“ Energiekosten aus, für Strom und Gas. In früherer Zeit seien auch steigende Abfallgebühren und ähnliche Kosten-Posten eine Belastung für die Mieter gewesen.
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Die steigenden Nebenkosten haben Volbert zufolge Konsequenzen für Vermieter. Sie wirken sich demnach „indirekt auch auf die eigentliche Grundmiete und deren Durchsetzbarkeit erschwerend“ aus.
Welche Konflikte zwischen Mietern und Vermietern werden juristisch ausgetragen?
Haus und Grund strebt außergerichtliche Lösungen an. „Durch eine fundierte und rechtlich belastbare Beratung unserer Mitglieder erreichen wir oft eine schnelle sowie anwalts- und gerichtsfreie Lösung von Konflikten zwischen unseren Mitgliedern und deren Mietern“, hebt Volbert heraus. „Wenn es aber zu längeren und juristischen Vorgängen kommen sollte, sind diese überwiegend in den Bereichen Mieterhöhung, Eigenbedarfskündigung durch den Vermieter, Kündigung wegen Zahlungsverzugs mit Mieten oder wegen Störung des Hausfriedens angesiedelt.“